FRANCOIS OZON: „To wish and to wish and to make it true“

„Angel“ – der neue Film von François Ozon scheint an trivialen Kolportageromanen inspiriert: Stilistisch opulent, bleibt er inhaltlich recht oberflächlich.

Der Regen hier besteht nicht nur aus Wasser: 90 Prozent mindestens sind purer Kitsch.

„Die Träume der Welt haben zwei Feinde: Die Welt und die Träumer“, heißt es in einem Ausspruch, der vom deutschen Schriftsteller Hans Kasper stammt. Dieses Sprichwort ließe sich auch vorzüglich auf den neuen Film „Angel“ des 1967 in Paris geborenen François Ozon anwenden. Ozon hat auch in seinem neuen Werk wie in den vorangegangenen Produktionen „Huit femmes“ (2002) oder „Swimming Pool“ (2003) die Frau als Hauptprotagonistin erkoren. mehr lesen / lire plus

TADOR DIMITROV: EU-Parlament: Ort des Nichts

Wer das Glück hat diese kleine Ausstellung erst zu finden und dann auch noch die drakonischen Sicherheitsmaßnahmen des EU-Parlaments auf dem Kirchberg heil zu überstehen, dem bietet „Raum. Ort der Form“ womöglich eine kleine Luftblase im vorherrschenden, bedrückenden EU-BürokratieDschungel. Jedenfalls sind die farbenfrohen und lebendigen Bilder alles andere als passend zum Grau-in-Grau des Konrad Adenauer-Gebäudes. Während der Vernissage, die letzten Montag stattfand, konnte man nur schwer erkennen, dass es sich eigentlich um ein Event mit Klasse handelte. Der anwesende Künstler – Todor Dimitrov, 1961 in Bulgarien geboren und seit den 80ern in Deutschland aktiv – nahm es mit osteuropäischem Phlegma. An seinen Bildern vorbeischlendernd, erklärte er seine Konzepte: Freizeit, Raum und Form sowie die ewige Dimension der Zeit. mehr lesen / lire plus

JOHN CURRAN: The Painted Veil

Wer sich an Somerset Maughams konservativem Weltbild nicht stört, wird John Currans Adaptation eines Liebesromans in kolonialem Setting schätzen: Saubere Inszenierung, vorzügliche Besetzung und der eine oder andere kritische Unterton zur imperialistischen Politik Grand Old Englands geben dem Film Gehalt.

________
Im Utopia mehr lesen / lire plus

LITERATUR: Alles hat ein Ende …

Mit seinem neuen Buch „Die Wurst. Das Ende. Der Welt. – Eine Zeitnahme.“ testet der Bildhauer, Maler und Schriftsteller Rafael Springer die Grenzen der Literatur aus und fordert seinen Lesern einige Ausdauer ab.

Hat die Welt von fern im Blick: Vielfachkünstler Rafael Springer. (Foto: David Russon)

Um eines gleich vorwegzunehmen: Dieses Buch kann einfach nicht mit den üblichen Kriterien betrachtet werden, genauso wenig wie der in Zürich geborene und seit 1965 in Luxemburg lebende Allround-Künstler Springer sich in eine Kategorie einzwängen lässt. Eine Kostprobe: „Ich bin die Alzette! Kein richtiger Fluss. Kein klarer. Bin auch kein klarer Mensch. Kein klarer Denker. mehr lesen / lire plus

PONT ADOLPHE: Alles über die Brücke

„Das Mobilitätsproblem vom Denkmalschutz trennen.“ So lautet die Botschaft des italienischen Experten Carlo Blasi in einem Stadium, in dem der Pont Adolphe zum Aufhänger aller aufgeschobenen verkehrspolitischen Grundsatzdebatten wird.

Will mit Bedacht an die Restaurierung: Carlo Blasi während des von Robert Garcia moderierten Hearings. (Foto: woxx)

„Réparer un bâtiment ou un pont c’est comme soigner un malade: Il faut faire toutes les analyses nécessaires avant d’établir les rémèdes“ sagt Carlo Blasi, Professor im Bereich Denkmalschutz an der Universität Parma. Er gehörte beim kürzlich stattgefundenen Hearing „Quel avenir pour le Pont Adolphe?“ zu jenen Rednern, die einen etwas anderen Standpunkt vertraten als etwa die Vertreter der staatlichen Straßenbauverwaltung. mehr lesen / lire plus

FLUGHAFENAUSBAU: In den Himmel wachsen

Trotz Umweltbelastungen soll der Findel ausgebaut werden. Die jetzt vorgelegte Betriebsgenehmigung sieht überhaupt keine Einschränkung des Fluglärms vor – nur Lärmkarten und Aktionspläne.

Illustration: www.ebp.ch

Er befinde sich in einem Dilemma was die Unterstützung der nationalen Fluggesellschaft angehe, sagte Transport- und Umweltminister Lucien Lux am vergangenen Montag bei der Vorstellung der Genehmigung des Findel-Ausbaus. Einerseits freue er sich, dass der TGV die Bahnverbindung nach Paris attraktiver mache, andererseits wisse er, dass es der Luxair erhebliche Sorgen bereite. Es ist dies nicht das einzige Dilemma des Ministers in Sachen Flughafenpolitik.

Positiv war, dass Lux die beiden größten umweltpolitischen Herausforderungen des Flugverkehrs klar benannte: die klimaschädlichen CO2-Abgase der Flugzeuge und die Lärmbelastung der EinwohnerInnen von Betzdorf bis Leudelingen. mehr lesen / lire plus

ELEONORA PASTI UND MARILENA ROMANO: Zu oft gesehen

Die Undergrund Gallery stellt die Werke zweier Italienerinnen aus – wobei die eine, Eleonora Pasti, auf Installationen und die zweite im Bunde, Marilena Romano, auf Malerei zurückgreift. Pasti hat sich an der fabulösen Geschichte von Alice im Wunderland inspiriert: die Flamingos, das Kartenspiel, der Spiegel und die Königskrone sind das Equipment aus denen ihre teils aus Draht, Kupfer- und Metallstrukturen gebogenen und mit bunt bemaltem Pappmaché, Federn und Spiegelelementen ausgeschmückten Arrangements bestehen. Marilena Romano hingegen bringt in ihren mit Akryl, Öl, Pigmenten und Goldapplikationen bearbeiteten abstrakten Bildern, die mit Schrift- und Symbolzeichen bedruckt sind, ihre Reiseerfahrungen aus Afrika und Asien zum Ausdruck. mehr lesen / lire plus

MARC LAWRENCE: Music And Lyrics

Regisseur Marc Lawrence, bereits für seine seichten Komödien à la „Miss Congeniality“ bekannt, zeichnet hier eine weitere Schmonzette, diesmal mit musikalischen Einlagen. Da Tiefgang in dieser Liebeskomödie nicht gefragt ist, ist Drew Barrymore wohl hier als verliebte Songwriterin genau richtig. Hugh Grant spielt routiniert sich selbst, nämlich einen abgehalfterten Star. Seine Popsongs im Stil der 80er Jahre und sein Hüftschwung sind der einzige Lichtblick.

Im Utopolis mehr lesen / lire plus

RICHARD EYRE: Notes on a Scandal

Notes on a Scandal überzeugt als bewegendes Psychodrama mit schauspielerischen Leistungen auf höchstem Niveau.

Wenn der Wunschtraum zum Verfolgungswahn wird, verwischen sich die Grenzen der Realität

Sie ist eine dieser älteren Frauen, die nicht mehr als Frauen, sondern als älter wahrgenommen werden. Eine dieser Lehrerinnen, die von Schülern und Kollegen respektiert werden, ohne beliebt zu sein. Barbara Covett (Judi Dench) lehrt Geschichte an einem mittelprächtigen Londoner Gymnasium, doch nach einer langjährigen Karriere versteht sie ihren Job vornehmlich als crowd control. Modische pädagogische Konzepte weist sie mit demselben unterkühlten Sarkasmus von sich mit dem sie sich ihre Mitmenschen vom Leib hält. Letzteres sehr erfolgreich: Zuhause erwarten sie nur eine Katze und ein Tagebuch. mehr lesen / lire plus

HISTOIRE DES IDEES: „Anticapitaliste et libéral“

Historien des idées et activiste, Zeev Sternhell est un des théoriciens les plus connus mais aussi les plus controversés du phénomène fasciste. Diplômé de Sciences-Po, il était le premier à contredire le mythe de la „France immunisée contre le fascisme“.

Toujours prêt à questionner ce que nous considérons comme acquis d’avance: Zeev Sternhell. (Photo: Christian Mosar)

woxx: Le candidat à la présidence française, Nicolas Sarkozy, vient d’annoncer – s’il gagne les élections – la création d’un ministère de „l’immigration et de l’identité nationale“. Cette terminologie trahit-elle des pensées fascistes?

Zeev Sternhell: Le fascisme est une sorte d’épouvantail qu’on peut agiter dans toutes les directions possibles. mehr lesen / lire plus

KLIMASCHUTZ: Kampf gegen Windmühlen

Waldsterben ist „out“, Klimaschutz dafür so „in“ wie noch nie. Doch Luxemburg versucht weiter bloß, sich aus der Affäre zu ziehen.

Das Klima ist vielleicht doch noch zu retten. Laut „Luxemburger Wort“ stehen wir allerdings „erst am Anfang“. Denn in den siebziger und achtziger Jahren wurden „die Umweltbewegungen von der offiziellen Politik als unreifes Protestiervölkchen nicht weiter ernst genommen“, analysierte Léon Zeches vergangenen Samstag im Leitartikel die Lage, ohne dabei die Meinung seiner Zeitung in dieser Epoche zu reflektieren. „Es hätte nie so weit kommen dürfen“, so die heutige Erkenntnis des Wort-Direktors, es sei jetzt notwendig, „die Verdienste als treibende Kraft der damals jungen ökologischen Bewegung zu unterstreichen. mehr lesen / lire plus

BRAND IN SCHRASSIG: Schnelle Justiz

Urteilsverkündung nach nur 14 Monaten: Die Rechtssprechung zur Brandstiftung im Abschiebgefängnis bricht alle Rekorde.

Am 23. März soll der Richterspruch zur Brandstiftung im Schrassiger Gefängnis verkündet werden. 14 Monate reichen der Luxemburger Justiz nach eigenem Bekunden also aus, um sich ein zweifelsfreies Urteil von den damaligen Vorgängen zu machen und darüber, wer sich am 30. Januar 2006 etwas zu Schulden hat kommen lassen und wer nicht. Ginge es nach der Staatsanwaltschaft, sollen die Hauptangeklagten für 15 bis 20 Jahre in jenen Knast zurück, in dem sie ihre Verzweiflungstat begangen haben.

Sicherlich: Brandstiftung ist kein Kavaliersdelikt. Es können, wie der Fall Schrassig gezeigt hat, Menschen zu Tode kommen. mehr lesen / lire plus

SUSANNE WILMS: Das Marmeladenbrot des Todes

Was passiert im Kopf einer Hausfrau? Welche Gedankenassoziationen werden beim Abwaschen, Staubsaugen oder Fegen ausgelöst? Diesen Überlegungen ist die deutsche Video-und Fotokünstlerin Susanne Wilms nachgegangen. In der Videoarbeit Cleaning – Träume einer Hausfrau, die zurzeit in allen Konschtkëscht-Videokästen zu sehen ist, wagt sie einen Blick in die Untiefen des Alltäglichen. So rufen Putzbewegungen Assoziationen mit Abrissarbeiten hervor und das Fegen geht einher mit der Angst vor Spinnen und anderen bedrohlichen Insekten. Der Fluss wird regelmäßig von filmischen Fremdkörpern unterbrochen – Ausschnitte aus anderen Filmen, meistens altes Schwarzweiß-Material – die die Entfremdung in der routinierten Monotonie unterstreichen. Der Künstlerin selbst geht es – so steht es auf ihrer Webseite – darum, die vorgefassten Ideen, das heißt die Dinge die wir sehen wollen und dann auch sehen, zu brechen. mehr lesen / lire plus

INTERVIEW: JAGD-DEBATTE: „Nicht jeder füttert, aber jeder weiß, dass gefüttert wird“

Als Wildbiologin, Naturschützerin und Jägerin kennt Sandra Cellina die Vielschichtigkeit der Probleme um Jagd und Wild. Ihre Forschungsergebnisse zur Fütterung der Wildschweine stellen die luxemburgische Jagdpraxis in Frage.

woxx: Was ist das für eine Arbeit, die Mägen von 1.200 toten Wildschweinen zu untersuchen?
Sandra Cellina: Keine sehr appetitliche. Halbverdaute Nahrung mit Magensäure, das stinkt ganz fürchterlich. Am Schlimmsten war es, als in der Hauptjagdsaison die Kühltruhe überfüllt war.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, so etwas zu machen?

Die Untersuchungen sind Bestandteil meiner Doktorarbeit als Wildbiologin. Zuerst wurde ich gefragt, ob ich eine Studie über Wildschweine machen wolle. Ich dachte an Verhaltensforschung durch Beobachtungen in freier Wildbahn. mehr lesen / lire plus

VEGAN FUSION KITCHEN: Anabanana

Cadre coloré et joyeux, sans paraître surchargé, service chaleureux et véritable cuisine végane – c’est ce qu’on vous propose à la table d’hôte „Anabanana“ à Clausen. Entouré d’une soupe Miso et d’un thé Kikucha, le plat du jour se compose de différents éléments, tous délicieux: tempura de potiron, bulgure aux légumes, salade de choux chinois aux mandarines, cornichon au sésame et broccoli, tofu mariné … La patronne, d’origine portugaise et très sympa, interprète la tendance macrobiotique au sens large, en la mariant à la cuisine world. Le résultat est réussi, mais pas donné: 15 € pour un plat et 4,5 € la soupe. mehr lesen / lire plus

THOMAS GILOU: Michou d’Auber

Un enfant algérien plongé dans la France rurale pendant la guerre d’Algérie … cela aurait pu laisser présager un drame bouleversant, voire traumatisant, mais il s’agit plutôt d’un film léger où l’on rencontre des personnages attachants, d’autres plutôt bêtes que méchants. Une ode naïve à la tolérance qui ne peut faire que du bien.

A l’Utopia mehr lesen / lire plus

CLINT EASTWOOD: Letters from Iwo Jima

Mehr als ein Kriegsfilm: Clint Eastwoods Letters from Iwo Jima erhebt die Darstellung des Krieges selbst zum Thema.

Vom Kaiser verlassen, von den Amis umzingelt und doch denken die japanischen Soldaten nicht ans Aufgeben.

Als amerikanische Marinesoldaten im Februar 1945 den Strand von Iwo Jima stürmen, wächst auf der Insel längst kein Grashalm mehr. Monatelange Bombardements haben Iwo Jima in eine Wüstenlandschaft verwandelt und die japanischen Verteidiger zermürbt. In einem Netzwerk von Gräben und Tunnels verschanzt, ohne Hoffnung auf Unterstützung und Nachschub, erwarten die Japaner den Angriff der überlegenen US-Truppen und rüsten zum aussichtslosen Kampf in einem bereits verlorenen Krieg.

Erzählte Flags of Our Fathers die Schlacht um Iwo Jima aus der Sicht der siegreichen Alliierten, so wechseln wir in Letters from Iwo Jima, dem zweiten Teil von Clint Eastwoods Kriegsdrama, die Seiten. mehr lesen / lire plus

EXPLORATION DU MONDE: Voyages intérieurs

Les ciné-conférences d'“Exploration du Monde“ étaient sur le point de tomber en désuétude. Une nouvelle formule essaie de les propulser au XXIe siècle.

Aventures avec aventuriers à l’appui. „Exploration du Monde“ le rend possible (photo: „Exploration du Monde“)

Certain-e-s d’entre nous s’en souviennent peut-être. De ces longues soirées passées dans les théâtres, non pas pour voir une pièce mais „pour s’instruire“, comme disaient les parents. Le résultat fût souvent fort ennuyant. Un „conférencier-aventurier“ à moitié endormi commentait des images parfois vacillantes dans des salles à moitié vides. La salle désertait au plus tard à la question: „Est-ce que quelqu’un a encore des questions?“. mehr lesen / lire plus

TGV-EST: Schnell, rar und teuer

Weniger oft, dafür schneller. Die Zuganbindung nach Paris wird bequemer, im Schnitt aber auch teurer. Oder auch nicht?

Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF lässt nichts unversucht, um die Vorfreude auf die offizielle Inbetriebnahme des „TGV-Est“ am köcheln zu halten. Seit dem Frühsommer 2006 fahren zwischen Luxemburg und Paris bereits echte TGV-Züge, allerdings mit „normaler“ Geschwindigkeit. Dies blieb nicht ohne Wirkung auf die Luxemburger Bahnkundschaft: Zwischen Juni und Dezember 2006 stieg nach Berechnungen der SNCF die Zahl der verkauften Fahrscheine auf dieser Strecke um rund 20 Prozent.

Auf einer eigens eingerichteten Homepage können die zukünftigen NutzerInnen seit einigen Monaten die Abfahrtszeiten, die ab dem 10. mehr lesen / lire plus

KLIMA-WANDEL: Konkurs angemeldet

Trotz Pleitebekenntnis des Premiers, wird sich möglicherweise auch in den nächsten 20 Jahren in der Luxemburger Klimaschutzpolitik nicht viel ändern.

War es der warme Winter, der die Welle der Einsicht in die EU-Politik fließen ließ? Plötzlich scheinen selbst die hartnäckigsten Leugner einer sich anbahnenden Klimakatastrophe das zu glauben, was sie noch vor wenigen Monaten als Hirngespinst und Panikmache abtun wollten. Wird sich das Klima in der europäischen Energiepolitik nun ändern? Bleibt dem Planeten der emissionsbedingte Klimawandel etwa doch erspart?

Für die Beantwortung der ersten Frage bedarf es weit weniger hellseherischer Fähigkeiten als für die der zweiten. Denn trotz aller Einsicht und großer Betroffenheit bei den zuständigen PolitikerInnen: Die Gefahr, dass auf europäischer Ebene ein plötzlicher Aktivismus ausbricht, ist auch Fünf vor Zwölf noch gering. mehr lesen / lire plus