BLUES/JAZZ: Vertrackt emotional

Karate, „Pockets“, Southern Records, 2004.

Selten wusste eine Musikgruppe bereits beim ersten Anhören so zu beeindrucken wie Karate. Mit Pockets ihrer sechsten und neuen Veröffentlichung auf Southern Records, knüpfen diese drei amerikanische Musiker an ihre Vorgängeralben „Unsolved“ und „Some Boots“ an. Die wundervolle Platte, die sich irgendwo zwischen Blues/Jazz und Post-Rock ansiedeln lässt, beweist erneut die musikalische Qualität dieser Musikformation, der kaum genügend Beachtung geschenkt wird. Geoff Farina, Sänger und Gitarrist, überzeugt mit vertrackten Parts, die von schönen Melodien und Solos abgelöst werden; aber auch sein Gesang überzeugt durch melodische Vielfalt und kraftvolle Emotionalität. Hier wird mit den verschiedensten Musikrichtungen experimentiert, sich in acht Stücken musikalisch ausgelebt und dies in einer durchaus strukturierten und gefälligen Art, die nun wirklich jeden Musikliebhaber zu fesseln weiß. mehr lesen / lire plus

GYPSY: Déesse gitane

Mitsoura, Just Records, 2004. www.mitsoura.com.

Née Monika Miczura, la chanteuse Rom hongroise Mitsou s’est déjà forgée une certaine renommée en participant dès sa tendre jeunesse dans la formation „Andro Drom“ et occasionnellement chez „Bratsch“. Depuis lors, elle a fondé son propre groupe Mitsoura dont le premier compact au nom original de „Mitsoura“ a été autoproduit. La voix de la très exotique chanteuse paraît déroutante à première ouïe: entre une chanteuse indienne et Mickey! Après ce léger trouble, l’on appréciera toutefois la mise en musique aussi variée qu’audacieuse, où l’on retrouve aussi bien des éléments indiens, tziganes, rock que jazz et classiques. mehr lesen / lire plus

JIM JARMUSCH: Jim-Jarmusch-Night

In der Cinémathèque municipale

Kaffee, Zigaretten, gutes Kino und dazu ein bisschen Poesie. Am 16. November lädt die hauptstädtische Cinémathèque ein zur Jim Jarmusch Night. Den Auftakt macht eine Lesung mit Gedichten u.a. von William Blake und Rimbaud. Zu sehen gibt es Jarmuschs „Dead Man“ mit Johnny Depp, gefolgt von Buster Keatons „Go West“. Ein Abend für RebellInnen und QuerdenkerInnen. mehr lesen / lire plus

BERND SAHLING: Trau keinem Gucki

Zwei blinde Mädchen träumen vom Popstarruhm. „Die Blindgänger“ ist ein poetischer, aber nicht durchgehend gelungener Jugendfilm.

„Trau keinem Gucki!“ – Marie begegnet der Welt der Sehenden mit Misstrauen, aber auch mit Neugier.

KINO

Die Zusammenfassung im Programmheft klingt eigentlich gar nicht gut: Als KinogängerIn stellt man sich auf eine Mischung aus „Deutschland sucht den Superstar“ und Betroffenheitsdrama ein. Aber gleich die ersten Szenen von Bernd Sahlings Debütfilm überraschen positiv und erinnern an Caroline Links „Jenseits der Stille“.

Marie (ausgezeichnet gespielt von Ricarda Ramünke) marschiert zielstrebig durch den Schnee. Ihren Blindenstock benutzt sie eher als Spielzeug denn als Stütze. Gemeinsam mit anderen Sehbehinderten lebt sie in einem Internat, nur ist das ehemalige Kloster für die Dreizehnjährige gleichzeitig das Zuhause. mehr lesen / lire plus

HAITI: La perle exsangue

Le festival „Un autre regard sur Haïti“ à la Kufa brosse le portrait de la „perle des Antilles“. Coup d’oeil sur un pays à la dérive.

En sortant de l’aéroport Toussaint Louverture de Port-au-Prince, on est immédiatement happé par l’ambiance frénétique qui règne dans les rues de la capitale. Voitures, camionnettes et taptaps attendent en files bigarrées, klaxonnent, essaient de se frayer un chemin à travers les bouchons quotidiens. Les routes endommagées sont difficilement praticables, les vélos et les piétons essaient tant bien que mal de trouver leur chemin sans être frôlés par les véhicules. Les ondes de chaleur torride mêlées aux gaz d’échappement et aux effluves fétides des égouts rendent l’ambiance difficilement supportable. mehr lesen / lire plus

BILDUNG: Rot, gelb – und braun

Die Waldorfschule auf dem Limpertsberg platzt aus allen Nähten. Im neuen Oberstufengebäude büffeln Schüler fürs Bac. Zeit für einen Blick hinter die Kulissen.

Eine schmuddelig grüne Blechbaracke, ein Baucontainer, ein betonierter Schulhof – eine anthroposophische Privatschule stellt man sich eigentlich anders vor. Lediglich das neue Oberstufengebäude weist auf die besondere Bedeutung hin, die Luxemburgs einzige „Fräi-Öffentlech Waldorfschoul“ Farben zumisst: Es leuchtet in kräftigem Rot, Gelb und Blau. Wer dann ins Innere der ansonsten tristen Barackenlandschaft vordringt, kann nur neidisch werden: helle Räume mit viel Holz und Licht in den buntesten Farben. Vom anonymen Grau vieler Staatsschulcontainer ist hier nichts zu sehen. mehr lesen / lire plus

KRANKENKASSEN: Homöopathische Lösung?

Noch steht ein gesamtpolitischer Grundkonsens hinsichtlich der Finanzierung der Gesundheitskosten aus.

„0,15 Prozent Erhöhung für die ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen“ – das klingt nach fast gar nichts, oder wie es der Fraktionschef der LSAP im RTL-Streitgespräch betitelte: „homöopathisch“. Doch sind dreimal 0,15 Prozentpunkte (denn die Bezuschussung seitens des Staates wächst ja mit) wirklich nicht viel? Tatsächlich wachsen die Beiträge für jeden der Beteiligten um mehr als fünf Prozent. Beispiel: Privat-Angestellte mussten bislang 2,65 Prozent ihres Bruttoeinkommens an die Krankenkassen abführen, ab nächstem Jahr werden es 2,8 Prozent sein. Bei einem Einkommen von 3.000 Euro monatlich sind das mit 84 Euro zwar nur etwa 4,50 Euro mehr im Monat, doch werden so insgesamt schätzungsweise 85 Millionen Euro (Arbeitgeberbetrag und Staatszuschuss inbegriffen) zusammengetragen. mehr lesen / lire plus

MUSEE NATIONAL D’HISTOIRE ET D’ART: La fièvre de l’orfèvrerie

Jusqu’au 28 novembre

Le Musée National d’Histoire et d’Art
(MNHA) à Luxembourg présente actuellement une vaste collection d’objets d’orfèvrerie simplement impressionnants de part le minutieux travail qui leur a été consacré. Les ´uvres exposées sont pour la plupart de l’orfèvrerie religieuse (calices, ostensoirs, ou bien même la clef d’or de la ville de Luxembourg) et quelques pièces de l’orfèvrerie civile (cafetières etc.). Visiblement, les commandes de nature religieuse ont toujours été au centre de la préoccupation des artisans. Cette exposition se veut très informative, structurée et assez détaillée quant au volet historique: les personnages clé de l’orfèvrerie luxembourgeoise, leurs influences, les orfèvres à l’étranger, l’orfèvrerie sacrée, les liens avec les corporations … tout un programme à découvrir. mehr lesen / lire plus

JONATHAN DEMME: The Manchurian Candidate

Im Utopolis

Vom Kalten Krieg zum Schlachtfeld der Global Players: Jonathan Demme ist ein spannendes Remake von John Frankenheimers Politthriller aus dem Jahr 1962 gelungen. Die realistische Story besitzt reichlich Aktualitätsbezug, und die DarstellerInnen überzeugen durchweg: Allen voran glänzt Meryl Streep. mehr lesen / lire plus

JEAN-PIERRE JEUNET: Lendemains difficiles

Exercice périlleux que de sortir un nouveau long métrage après avoir signé un film-culte comme „Le fabuleux destin d’Amélie Poulain“.

Après le carton, voici le carton rouge: malgré la prestation d’Audrey Tautou , le dernier film de Jean-Pierre Jeunet n’arrive pas à convaincre.
(Photo: Bruno Calvo et Gilles Berquet)

Visiblement, Jean-Pierre Jeunet ne craint pas ce défi. En gardant ses pièces maîtresses d'“Amélie Poulain“, il se lance dans une nouvelle aventure qui devrait déplacer une fois de plus la foule, pour autant qu’elle ne soit pas dupe. „Un long dimanche de fiançailles“, tel est le titre de son nouvel opus, une adaptation du roman éponyme de Sébastien Japrisot. mehr lesen / lire plus

THEATER: „Decke fette Kuch“

„Héi ass et schéin“ – das denken sowohl Luxemburger als auch Flüchtlinge und streiten sich in Jean-Paul Maes‘ Theaterstück um ihren Platz im Schlaraffenland.

„Integrationszeit ist Konfliktzeit“:
Jean-Paul Maes möchte mit seinem Stück einen nuancierten Blick auf die Flüchtlingsproblematik werfen. ________________

Herr Klein ist gekommen, sich zu beschweren. Er hat ein Problem mit den Flüchtlingen, die sich um sein Anwesen herum breit machen. „Si schäissen him a säi Gaart“, erklärt Autor Jean-Paul Maes und zuckt in den Proben selbst manchmal ein wenig zusammen, wenn Schauspieler Jean-Marc Calderoni in seiner Rolle anfängt, gegen die Eindringlinge zu schimpfen. Jossip ist einer von ihnen. mehr lesen / lire plus

UMWELTINFORMATIONEN: Mails statt Marken

Studien, Pläne und Messprotokolle auswerten, das ist das täglich Brot von UmweltschützerInnen. Ein neues Gesetz soll den Zugang zu solchen Informationen für NGOs wie für Privatpersonen vereinfachen.

Studien, Pläne und Messprotokolle auswerten, das ist das täglich Brot von UmweltschützerInnen. Ein neues Gesetz soll den Zugang zu solchen Informationen für NGOs wie für Privatpersonen vereinfachen.

UmweltschützerInnen schimpfen häufiger über BeamtInnen, weil sie die gewünschte Information nicht herausgeben. Mitleid mit BeamtInnen, die Information herausgeben müssen, haben sie seltener. Mitleid kommt aber auf, wenn die Herausgabe bedeutet, 300 kopierte Seiten eines Kommodo-Dossiers einzeln mit 10-Cent-Marken zu bekleben, wie es das Gesetz vorschreibt. Der sinnlose Arbeitsaufwand stellt natürlich auch eine Hürde dar, wenn es darum geht, an Informationen zu kommen: BeamtInnen versuchen, BürgerInnen abzuwimmeln, weil sie weder Zeit noch Lust zum Kleben haben. mehr lesen / lire plus

US-WAHLEN: Die Chance liegt auf der Straße

Im Gegensatz zu seinem Rivalen Kerry hat es George W. Bush geschafft, die amerikanische Seele anzusprechen. Auch in Zukunft wird er das Land polarisieren. Anlass für Protest gibt es weiterhin.

Am Ende haben auch die Regenjacken nichts genützt. George W. Bush bleibt US-Präsident. Dabei schickten die Demokraten noch am Dienstag 60.000 Plastik-Ponchos nach Ohio, um auch wirklich alle AnhängerInnen John F. Kerrys zur Wahlurne zu bewegen. Denn in dem Bundesstaat, wo die entscheidende Schlacht der amerikanischen Präsidentschaftswahl geschlagen wurde, hatte es zu regnen begonnen. An der Nässe lag es aber nicht, dass Kerry die Wahl verloren hat. Und an der hohen Wahlbeteiligung, die normalerweise eher den Demokraten zum Vorteil gereicht, auch nicht. mehr lesen / lire plus

MARI ISHIKAWA: Mari marie le papier et le métal

Jusqu’au 6 novembre.

Née à Kyoto (Japon) en 1964, Mari Ishikawa maintenant établie en Grande Bretagne a un impressionnant parcours derrière elle. A ce jour diplômée en bijouterie, l’artiste enchaî ne expositions et récompenses depuis 1996. Dès lors, elle est devenue une artiste de renommée internationale et c’est avec une approche artistique très surprenante et audacieuse qu’elle crée des bijoux composés de papier, d’argent mais aussi d’or, exposés actuellement à la galerie Jungblut à Luxembourg-ville. Le papier étant souvent utilisé sous forme de fil ou cordon donne un résultat à la fois délicat et abstrait. L’argent travaillé jusque dans ses plus fines épaisseurs est présenté sous différentes formes (patiné, pur,Ù). mehr lesen / lire plus

MICHAEL GONDRY: Eternal Sunshine of the Spotless Mind

Comment faire l’éloge de ce film sans en dire trop et gâcher ainsi le plaisir? Michael Gondry transforme un scénario alambiqué de Charlie Kaufman en promenade somnambulique à travers le cerveau humain. Kate Winslet et Jim Carrey y trouvent leurs rôles les plus attachants. Sans doute un des meilleurs films de l’année.

À la Cinémathèque.
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KINO: Alltagskuchen

Die Luxemburger Regisseurin Anne Schiltz dokumentierte mit ihrer Videokamera in Siebenbürgen den Alltag der Sachsen.

„Wir haben alles“: Rosi und Michael Müller leben fast vollkommen autark von ihren eigenen Erträgen.

„Ich habe das Messer lange drin gehalten, damit die Dame das Blut filmen kann“, sagt Michael Müller. Das Schwein windet sich noch ein wenig, die Männer gießen sich Schnaps ein. „Es gibt keinen besseren Metzger im Dorf als Michael Müller.“ Die rumänischen Nachbarn nicken anerkennend. Der 75-jährige Müller ist ein Siebenbürgensachse. Ihn und seine Tochter Rosi hat die Luxemburgerin Anne Schiltz mit ihrer Kamera für den Dokumentarfilm „Sweet Life and all that goes with it“ begleitet. mehr lesen / lire plus

INTERVIEW: Die Verhältnisse verändern

Woxx sprach mit dem Journalisten Romain Hilgert, dessen Ausstellung „300 Jahre Zeitungen in Luxemburg“ am vergangenen Mittwoch ihre Pforten öffnete.

Vom „Brandstëfter“ über die kommunistische „Zeitung“ zum inoffiziellen Regierungskritiker im „Lëtzebuerger Land“, Romain Hilgert hat als Selbstverleger und Journalist fast alle Facetten des Luxemburger Pressewesens durchlebt.

woxx: War die erste Zeitung, die vor 300 Jahren erschien und eigentlich gar nicht für den Luxemburger Markt gedacht war, eher ein Zufall, oder hat dieses Embryo gleich gefruchtet und schnell zu einer regen Publikationswelle geführt?

Romain Hilgert: Es wäre ein Irrtum „La Clef du cabinet des princes de l’Europe“ als Embryo zu bezeichnen. Sie war ein Meisterwerk das fast ein Jahrhundert lang erschien und es auf insgesamt 112.000 Seiten brachte. mehr lesen / lire plus

VERWALTUNG: Im Dickicht der Bürokratie

Eine Flut von Beschwerden ist beim Ombudsmann Marc Fischbach eingegangen. Sein erster Bericht bietet einen wenig schmeichelhaften Einblick in die Arbeit der Behörden.

Zimmerpflanzen geht es gut in luxemburgischen Amtsstuben: Da treibt ein Gewächs exotischer Provenienz zahlreiche Knospen, ein anderes blüht, als wäre es im amazonischen Urwald zu Hause. Der zuständige Beamte ist auf den ersten Blick nicht zu sehen. Erst nachdem sich der Besucher durch ein Räuspern bemerkbar gemacht hat, hebt sich hinter der Zeitung ein Kopf. Mürrisch fragt der Staatsdiener nach dem Anliegen des ungebetenen Gastes.

So erging es dem Autor bei einem Ämtergang hier zu Lande. Ein anderes Mal erkundigte er sich nach Französischkursen. mehr lesen / lire plus

BONNEWEG: Kostenlose Wahlwerbung

Mit Bürgeranhörungen versucht der hauptstädtische Schöffenrat neuerdings, die aufgebrachte Bevölkerung zu besänftigen – Wahlkampf mit anderen Mitteln?

Die Idee an sich war gut. Vier Stunden hatte sich der hauptstädtische Schöffenrat am Montag Zeit genommen, um sich die „Doleancen“ der Bürgerinnen und Bürger aus Bonneweg und dem Bahnhofsviertel anzuhören – und zwar zu Themen, die Zündstoff bergen. AsylbewerberInnen, Junkies, Prostituierte und Obdachlose sind die Sündenböcke, wenn es um die nach Ansicht der Bevölkerung schwindende Lebensqualität geht.

Doch die Veranstaltung hatte in erster Linie einen kathartischen Charakter. Da traten Geschäftsleute vor, die von ihren bedrohlichen Erfahrungen mit Obdachlosen berichteten. Ein Syndikatsvertreter beklagte sich über die Untätigkeit der Verantwortlichen des Obdachlosenasyls „Foyer Ulysse“, die trotz mehrerer Unterredungen „ihre“ KlientInnen nicht im Zaum halten würden. mehr lesen / lire plus

MOSHE ZIMMERMANN: Goliaths Falle

Israelis und Palästinenser im Würgegriff. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2004, 192 Seiten, 8,50 €.

Die einen sehen in ihm den überzeugten Kritiker der derzeitigen israelischen Realpolitik. Die anderen nennen ihn einen Freund der Palästinenser, der in seiner Parteilichkeit Gefahr läuft, Antisemiten das Wort zu reden. Kein Frage, die Positionen des israelischen Historikers Moshe Zimmermann sind umstritten. Sein aktuelles Buch „Goliaths Falle“ ist gleichwohl lesenswert. Darin beschreibt er den Wandel der Juden der Diaspora zur israelischen Gesellschaft von heute. Ohne Europa und die Vernichtung der Juden durch die Nazis gäbe es den Nahostkonflikt nicht, mahnt Zimmermann. In verschiedenen Essays legt er dar, wie sich der Konflikt ideologisieren und instrumentalisieren lässt. mehr lesen / lire plus