BONNEWEG: Kostenlose Wahlwerbung

Mit Bürgeranhörungen versucht der hauptstädtische Schöffenrat neuerdings, die aufgebrachte Bevölkerung zu besänftigen – Wahlkampf mit anderen Mitteln?

Die Idee an sich war gut. Vier Stunden hatte sich der hauptstädtische Schöffenrat am Montag Zeit genommen, um sich die „Doleancen“ der Bürgerinnen und Bürger aus Bonneweg und dem Bahnhofsviertel anzuhören – und zwar zu Themen, die Zündstoff bergen. AsylbewerberInnen, Junkies, Prostituierte und Obdachlose sind die Sündenböcke, wenn es um die nach Ansicht der Bevölkerung schwindende Lebensqualität geht.

Doch die Veranstaltung hatte in erster Linie einen kathartischen Charakter. Da traten Geschäftsleute vor, die von ihren bedrohlichen Erfahrungen mit Obdachlosen berichteten. Ein Syndikatsvertreter beklagte sich über die Untätigkeit der Verantwortlichen des Obdachlosenasyls „Foyer Ulysse“, die trotz mehrerer Unterredungen „ihre“ KlientInnen nicht im Zaum halten würden. mehr lesen / lire plus

MOSHE ZIMMERMANN: Goliaths Falle

Israelis und Palästinenser im Würgegriff. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2004, 192 Seiten, 8,50 €.

Die einen sehen in ihm den überzeugten Kritiker der derzeitigen israelischen Realpolitik. Die anderen nennen ihn einen Freund der Palästinenser, der in seiner Parteilichkeit Gefahr läuft, Antisemiten das Wort zu reden. Kein Frage, die Positionen des israelischen Historikers Moshe Zimmermann sind umstritten. Sein aktuelles Buch „Goliaths Falle“ ist gleichwohl lesenswert. Darin beschreibt er den Wandel der Juden der Diaspora zur israelischen Gesellschaft von heute. Ohne Europa und die Vernichtung der Juden durch die Nazis gäbe es den Nahostkonflikt nicht, mahnt Zimmermann. In verschiedenen Essays legt er dar, wie sich der Konflikt ideologisieren und instrumentalisieren lässt. mehr lesen / lire plus

www.arméi.lu: Blumen vor die Panzer

Wer noch nie so richtig glauben wollte, dass die Armee Jobs mit Zukunft bietet, wie von der Werbung der Militärs versprochen, der sollte vielleicht einmal auf www.arméi.lu vorbeisurfen. Hinter dem militärischen Namen verbirgt sich nämlich entschieden Antimilitaristisches. Die Empfangsseite zerstört sich kurzerhand selbst und danach flackern im Sekundentakt Bilder des Grauens über den Schirm. „En Job mat Zukunft?“, fragen die Zwischentitel rhetorisch. Die Fotos von blutigen Leichenteilen bilden den krassen Gegensatz zur Heile-Welt-Ästhetik der offiziellen Kampagne der luxemburgischen Armee. Ein Extrem wird gegen ein anderes eingesetzt. Nach der Bilderflut öffnet sich eine neue Seite, mit zahlreichen Angeboten. Da gibt es allerdings noch nicht viel zu sehen. mehr lesen / lire plus

ORFEO – GALERIE D’ART: Technique, audace et harmonie

Jusqu’au 13 novembre.

La galerie d’art Orféo propose actuellement à son public une exposition divisée en deux parties. D’un côté nous avons Andrea Gabbriellini artiste-peintre et de l’autre, nous retrouvons le couple Heike et Ralph Dotzel qui offre un joli panel de leurs créations de bijoux d’art. Une exposition où technique, audace et harmonie entrent en fusion.

Andrea Gabbriellini né à Pise en 1933, a commencé sa carrière de peintre par le figuratif pour ensuite ´uvrer vers un style où l’on retrouve une approche extrême de l’art abstrait. L’artiste bascule entre des images qui sont très conceptuelles et des images où le concept est l’absence. mehr lesen / lire plus

LUXEMBOURG: Q42

42, rue de Strasbourg. Tél: 26 48 38 51. Petits déjeuners, snacks, plats du jour.

Dans l’annuaire téléphonique, vous trouverez le Q42 sous la rubrique „restaurants“. Mais c’est un grand mot pour les paninis préfabriqués et autres snacks qu’on vous propose au n° 42 de la rue de Strasbourg. Allez-y plutôt pour le décor du café, qui s’inspire des Elevator & Co, voire pour la grande salle sombre derrière où se garent une douzaine de tables de pool, snooker et billard: sous la lueur des spots, elles se transforment en îles de lumière dans l’obscurité. Dans cette ambiance Chicago, beaucoup de jeunes et quelques moins jeunes s’essayent à ces arts avec grand sérieux. mehr lesen / lire plus

WORLDMUSIC: 1, 2, 3 Khaled

Khaled, Ya Rayi, Wrasse, 2004.

Ein gealterter Khaled grinst uns vom Albumcover entgegen. Und was haben sie ihm zuletzt alles nachgesagt: Stimme im Eimer, Musik zu poppig, kein authentischer Raï, weil zu „globalisiert“. Außerdem sei er unpolitisch. Wie immer ist damit wesentlich mehr über die Kritiker ausgesagt als über den Kritisierten. Denn alles was mit Weltmusik zu tun hat, bringt wohl unvermeidlich die Sucher nach Unverfälschtheit auf den Plan. Ein Label, das den experimentierfreudigen Khaled nie interessiert hat. Und so vereint er auch auf Ya-Rayi Popstücke die sich, abgesehen von seiner nach wie vor großartigen Stimme, viel mehr an lateinamerikanischen Rhythmen orientieren und Songs, die eher an „traditionellen“ Raï erinnern. mehr lesen / lire plus

ERIC BERGERON / VICKY JENSON: Shark Tale

Im Utopolis (Luxemburg) im Ariston (Esch/Alzette) und im Kursaal (Rümelingen)

Ein kleiner Fisch mit großen Plänen, ein vegetarischer Hai und jede Menge Slapstick: Für Kinder bietet dieses Zeichentrickabenteuer erstklassige Unterhaltung und die Erwachsenen dürfen sich auch diesmal an zahlreichen Seitenhieben auf bekannte Kinoklassiker freuen. Den Vergleich mit „Finding Nemo“ braucht dieses Unterwasser-Abenteuer auf jeden Fall nicht zu fürchten. mehr lesen / lire plus

PARK CHAN-WOOK: Le crime de l’oubli

Avec „Old Boy“, Park Chan-Wook signe un chef-d’oeuvre dans le genre du thriller intelligent. Histoire d’un homme forcé au moyen d’une violence extrême à se confronter avec son passé coupable.

Film culte en Corée, „Old Boy“, chouchouté par Quentin Tarantino a reçu le Grand Prix à Cannes cette année. Autant vous dire qu’il s’agit d’un film plutôt intellectuel, regorgeant de messages, de citations, de doubles sens et de renvois. Fans de karaté s‘

Un homme dans une station de police, très saoul, sa chemise est ouverte, il porte des ailes blanches. Coupe. Interrogatoire violent, coups. Coupe. L’homme avec son copain, encore en train de se saouler. mehr lesen / lire plus

MUSIK: Label sucht Bands mit Zukunft

Es heißt, in Luxemburg gäbe es keine Plattenlabels: Doch, es gibt sie. „Own Records“ ist seit 2000 aktiv und verpflichtet mittlerweile auch ausländische Bands.

Der Selber-Macher: Mit Freunden gründete Simon Ramos
das Label Own Records.

woxx: Die letzte Veröffentlichung „The Curse of the Longest Day“ von „31 Knots“ ist bereits die 29. Platte Ihres Labels. Wie hat sich Own Records entwickelt?

Simon Ramos: Ich habe Own Records im Jahre 2000 mit Freunden gegründet. Zunächst veröffentlichten wir hauptsächlich Platten von Bekannten und von den Bands, in denen wir selbst aktiv waren. Die Songs wurden alle in unseren Proberäumen aufgenommen, eigenständig gemixt und gemastered, dann auf CDR gebrannt und zum Verkauf angeboten. mehr lesen / lire plus

TERRORISMUS: Auf die Folter gespannt

Mohamed K. soll Anschläge gegen EU-Institutionen geplant haben. Doch über den mutmaßlichen gefährlichen Terroristen schweigen sich Regierung und Behörden weiter aus.

Kameramänner klingeln an der Haustür. Eine Frau öffnet ihnen. Nur ihre Augen sind zu sehen, den Rest des Gesichtes verbirgt sie hinter einem schwarzen Schleier. Die Szene, die ein deutsches Fernsehteam aufnahm, entstand nicht in einer Fundamentalistenhochburg irgendwo im Ausland. Gefilmt wurde die Frau in einem kleinen Dorf nahe der luxemburgischen Hauptstadt.

Mit diesem Bild begann ein Bericht des Nachrichtenmagazins „Panorama“, den das Erste Deutsche Fernsehen am Donnerstag vergangene Woche ausstrahlte. Die brisante Enthüllung: Luxemburg ist ins Visier von Terroristen geraten. mehr lesen / lire plus

STAATSFINANZEN: Rauchen wir uns gesund

Um die unkontrolliert wachsenden Staatsausgaben in den Griff zu bekommen, setzt Schwarz-Rot auf die übliche Nischenstrategie. Mit nachhaltiger Steuerpolitik hat das nichts zu tun.

Gut gemeint, aber falsch gedacht: Um das anvisierte Defizit im Staatshaushalt 2005 auf die prognostizierten 88, 9 Millionen Euro herunterzufahren, greifen Budgetminister Frieden und Finanzminister Juncker zu einem fast schon verpönten Mittel: Steuererhöhungen. Keine Angst, es wird nicht an den historisch tiefen Steuersätzen für Betriebe oder EinkommensbezieherInnen geschraubt. Um dringend notwendige Maßnahmen im Bereich der Gesundheitspolitik und des Umweltschutzes zu finanzieren, wird der TVA-Satz auf Tabak und Benzin von 12 auf 15 Prozent erhöht – so jedenfalls erläuterte es Budgetminister Frieden am vergangenen Mittwoch bei der Vorstellung des Budgetentwurfs für 2005. mehr lesen / lire plus

ATELIER VAN LIESHOUT: Art ex machina

In seiner aktuellen Ausstellung veranschaulicht das holländische Kollektiv Atelier Van Lieshout (AVL), bestehend aus rund 30 Architekten, Designern und Künstlern, den ganz normalen Wahnsinn unserer Gesellschaft in der Menschen, gleich Dummies, naiv und unpersönlich, mechanisch und effektiv, Teil von Produktionsketten sind. So wird z.B. „the mini disciplinator“, zu sehen im dunklen Keller der Galerie, zum schrecklichen Sinnbild jener Gesellschaft in der die Unfreiheit zur Normalität geworden ist. Die Welt von AVL ist fantastisch, fanatisch und unheimlich zugleich, wirft sozialkritische Fragen auf, ohne aber in die Falle passiver Entrüstung zu tappen. Im Gegenteil, Joep Van Lieshout, Gründer und Chef von AVL, appelliert an das Recht zur Entscheidungsfreiheit und der eigenen Bestimmung der Spielregeln, und dies um das „Überleben und Glück“ von jedermann zu sichern. mehr lesen / lire plus

DAN WIROTH: Films Made in Luxembourg

Pour ceux et celles qui n’auraient pas encore eu l’occasion de voir les deux courts-métrages du jeune réalisateur Dan Wiroth, RTL programme, dans le cadre des Films Made in Luxembourg le 16 octobre à 21h, „Fragile“ (1998) et „If not why not“ (2002). Que ce soit la magie des verres qui dansent ou la danse tout court sur une musique envoûtante de Serge Tonnar, cette diffusion est un rendez-vous à ne pas manquer. mehr lesen / lire plus

IRVIN WINKLER: De-Lovely

Steppen in Zement: Irvin Winklers Verfilmung von Cole Porters Leben gerät hölzern und verstaubt.

Auf dem Klavier singt’s sich besser: Kevin Kline als Komponist Cole Porter.

Ein amerikanischer Kritiker hat behauptet, „De-Lovely“ sei schlimmer als drittklassige Schultheater-Aufführungen. Alle drittklassigen Schultheater-Truppen sollten sich daraufhin beschweren. Denn so schlecht wie Winklers Film können sie gar nicht sein.

In der ersten Szene sitzt ein kosmetisch miserabel gealterter Cole Porter im Dämmerlicht am Klavier und erinnert sich an bessere Zeiten. Plötzlich erscheint ihm der Geist (oder ist es ein Engel?) Gabriel und entführt ihn in ein fiktives Theater, in dem Porters Lebensgeschichte als Musical aufgeführt werden soll. mehr lesen / lire plus

MUSIKTHERAPIE: Stille ist Musik

Es tut wohl fast jedeR: Musik hören, weil sie traurig macht
oder glücklich oder neue Energie gibt. Musiktherapeutin
Martine Wallenborn setzt diese Wirkung bewusst ein.

„Man wird nicht
zufällig Therapeut“ – Martine Wallenborn
stellt in ihrer Arbeit die Bedürfnisse der PatientInnen in den Vordergrund.

Dass auch Stille Musik sein kann, das wussten schon
Simon und Garfunkel als sie vom „Sound of Silence“ sangen. Aber still ist es im 21. Jahrhundert kaum mehr irgendwo, jedenfalls nicht in unseren Breitengraden. Radio oder Fernsehen dudeln überall in Endlosschleifen vor sich hin. „Ich habe gelernt selektiv zu hören“, erklärt die Musiktherapeutin Martine Wallenborn. Wer mehr als 22 Minuten lang ständiger Berieselung ausgesetzt ist, höre ohnehin nicht mehr richtig zu. mehr lesen / lire plus

KRANKENKASSEN: Quadri-Party

Das erste Spiel des neuen Gesundheitsministers ging besser aus als das der Nationalelf am gleichen Tag. Die Quadripartite fand in bester Atmosphäre statt. Die Akteure hoffen, das Defizit der Krankenkassen im Einvernehmen auszugleichen.

Manche seiner Aussagen klingen recht vorsichtig, in anderen bringt er seine Meinung klar zum Ausdruck. Der neue Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo bemüht sich, den schwierigen Dialog mit den Akteuren im Gesundheitswesen nicht abreißen zu lassen. Er flüchtet sich aber nicht in die Mischung aus nichtssagenden öffentlichen Erklärungen und Geheimverhandlungen, mit der sein Vorgänger Carlo Wagner allen Kredit verspielte. Mehr als auf Vorschriften und Kontrollen setze er darauf, dass alle Betroffenen ihre Verantwortung übernehmen, so der Minister nach der Quadripartite-Sitzung vom vergangenen Mittwoch. mehr lesen / lire plus

KRIMINALITÄT: Filmreif inszeniert

Die angebliche Unsicherheit im Luxemburger Bahnhofsviertel ist zum Medienthema avanciert. Dabei wird in populistischer Manier der Bogen zur Asyldebatte geschlagen.

Eine leere Whiskey-Flasche liegt auf der regennassen Straße. Im Hintergrund ist der Luxemburger Bahnhof zu erkennen – und ein Mann mit dunkler Hautfarbe. Mit diesem kunstvoll komponierten Foto beginnt diese Woche die Zeitschrift Revue ihre Reportage über Missstände im hauptstädtischen Bahnhofsviertel. Ein paar Seiten weiter schaut eine Polizistin einem Afrikaner in den Mund. Der dazu gehörende Text handelt von „schwarzafrikanischen Asylantragstellern“, in deren Hand sich angeblich der Heroin- und Kokainhandel im Bahnhofsviertel befindet, sowie von Junkies, die auf Raubzug gehen und Leute anpöbeln. mehr lesen / lire plus

www.alter-europe.net: Europe, mon amour

„Européens ambitieux, nous proposons d’ouvrir le débat qui n’a jamais eu lieu en construisant le projet d’une Alter Europe“, peut-on lire dans un appel qui caractérise l’orientation du site www.alter-europe.net. Critiquer l’Europe telle qu’elle se construit au nom d’un idéal européen, voilà une approche bien rafraîchissante à l’heure de l’unanimisme pro-UE de la classe politique luxembourgeoise. Le site en question propose quelques textes et surtout des liens vers d’autres pages web cultivant une approche critique de l’Union européenne. Malheureusement „Alter Europe“ s’est quelque peu assoupi depuis le début de l’année. L’entrée la plus récente renvoie à EuropaNova, organisation qui fait figure de sous-marin de l’establishment dans la mare citoyenne. mehr lesen / lire plus

ROCK: Die Muse küsst

Marianne Faithfull, «Before The Poisonª, Ministry O, 2004.

(vs) – Marianne Faithfull hat sich ihren Platz in der Rockgeschichte schon gesichert. In den 60er und 70er Jahren kannte man sie vor allem als drogensüchtiges Stones-Groupie, das kein gesellschaftliches Tabu ungebrochen ließ. Seit sie 1985 ihre Drogensucht endgültig hinter sich gelassen hat, bringt die heute 58-Jährige in unregelmäßigen Abständen gute und weniger gute Studioalben heraus. Mit „Before The Poison“ gelingt der Faithfull allerdings eine Scheibe, die über jede Kritik erhaben ist. Die meisten Songs stammen aus der Feder von Polly Harvey oder Nick Cave; es konnte also schon nicht mehr viel schief gehen. mehr lesen / lire plus

POP: Wilkommen im Orbit

R.E.M. „Around the Sun“, Warner Bros., 2004.

Bring on the keyboards: R.E.M. entdecken auf „Around the Sun“ mal wieder die Synthesizer. Nicht so extrem wie damals bei „Up“, aber weniger gitarren-lastig als frühere Werke ist die neue Platte schon. Michael Stipes Melodien bewegen sich traumwandlerisch und gleichzeitig zielsicher über Soundteppiche, die man sich vielleicht hie und da ein wenig luftiger gewünscht hätte. Autsch, denkt man bei manchem Song-Anfang, hier kommt Phil Collins, aber mit Titeln wie „Leaving New York“, „High Speed Train“ oder „The Outsiders“ sind R.E.M. natürlich über jeden Vorwurf der Seichtheit erhaben. Mit besserem Songwriting zwischen Alternativ und Mainstream kann zur Zeit keine andere Band dienen. mehr lesen / lire plus