BLUES: Das Klavier ist besoffen …

Tom Waits, „Real Gone“, Anti, 2004.

… deshalb lässt es Tom Waits auf seiner neuesten Platte „Real Gone“ lieber gleich zu Hause. Dafür ist sein Sohn Casey mit von der Partie und der darf hier die Plattenteller bedienen. Nachdem Waits auf seinen drei letzten Alben eher dem schwelgerischen Schönklang frönte, ist das vorliegende Album eine Rückkehr zum sprödem Blues von „Bone Machine“. Tom Waits hustet seine Beats durch einen Verzerrer, Brain scheint mit Fußtritten etwas zu Brei zu hauen (das Klavier?) und darüber serviert der Meister die alten Geschichten: von netten Mädchen, die zerstückelt in Mooren aufgefunden werden und unheimlichen Scheunen in denen die Krähen hausen. mehr lesen / lire plus

AGNES JAOUI: Comme une image

A l’Utopia

Une adolescente mal aimée de son père égocentrique, une professeure de musique qui vit dans l’ombre de son mari écrivain, un milieu culturel parisien imprégné d’arrivisme. Agnès Jaoui signe ici une analyse très fine et touchante des relations modernes, que ce soit entre amants ou entre parents et enfants. Réalisatrice en même temps que protagoniste de cette comédie psychologique, elle donne une performance subtile, autant que la jeune Marilou Berry et Jean-Pierre Bacri. Un film qui donne à réfléchir sur les liens entre amour et économie. mehr lesen / lire plus

FREDERIC FONTEYNE: Fonteyne filme l’amour

A travers cette histoire d’un adultère, co-produite par Samsa Film, Frédéric Fonteyne s’impose comme excellent directeur d’acteurs.

La force au coeur de la tempête: Elisa (Emmanuelle Devos) est prête à tout pour reconquérir son mari (Clovis Cornillac).

Après avoir séduit le Festival de Namur en 1997 avec le trop méconnu „Max et Bobo“, puis fait fantasmer en 1999 avec „Une liaison pornographique“, Frédéric Fonteyne revient à l’assaut des grands écrans avec l’adaptation du roman de Madeleine Bourdouxhe „La Femme de Gilles“ tourné en partie au Grand-Duché de Luxembourg et présenté en ouverture au dernier Festival du Film Francophone de Namur. „Quand j’ai lu le livre, j’ai été abasourdi par les personnages. mehr lesen / lire plus

THEATER: „Es hat gejuckt zu spielen“

Marc-Sascha Migge spielt die unterschiedlichsten Rollen an verschiedenen Luxemburger Bühnen. Das Theater lässt den jungen Schauspieler nicht mehr los.

Ausprobieren als Devise: Bald wird Marc-Sascha Migge unter anderem in dem Stück „Héi ass et schéin“ von Jean-Paul Maes und in Martin McDonaghs „Der Kissenmann“ zu sehen sein.

Leidenschaft, Sehnsucht und gegenseitige Schuldzuweisung – davon handelt „Miss Sara Sampson“ von Gotthold Ephraim Lessing. Jean-Paul Maes hat das Stück, das vor fast 250 Jahren die TheaterzuschauerInnen zum Weinen brachte und mit dem Lessing die Tradition des bürgerlichen Trauerspiels begründete, entrümpelt und auf die Bühne des Kapuzinertheaters gebracht. Denn dass Liebesbeziehungen entstehen und sich wieder verlieren, kann nicht zeitloser sein. mehr lesen / lire plus

BANKEN: Prämien und Prinzipien

Gewerkschaften und Bankenvereinigung streiten darüber, wie hoch die Gewinne sind und welche Lohnerhöhungen tragbar wären. Das Problem Personalabbau wird dabei wenig thematisiert.

Erinnern Sie sich noch an die Werbekampagne Anfang 2001, mit den orangefarbenen Punkten an Bushaltestellen und in Zeitungsanzeigen? Ein gelungenes Teasing: Man rätselte, ob es bei der Werbung um einen neuen Mobilfunkanbieter, eine politische Partei oder eine linkskatholische Monatszeitschrift handele. Die Antwort war etwas enttäuschend: Die IMI Bank lancierte damals mit dieser Kampagne ihr E-Banking-Geschäft. Mitte 2004 fusionierte die IMI mit der San Paolo Bank. Am 1. September schloss die IMI Bank, seit 30 Jahren in Luxemburg ansässig, offiziell ihre Türen. mehr lesen / lire plus

SELBSTVERBRENNUNG: Tragische Konsequenz

Rassismus? Inkompetenz? Die Ursachen der Selbstverbrennung einer afrikanischen Frau liegen auch im Selbstverständnis hiesiger Behörden, mit „schwierigen Fällen“ umzugehen.

Es habe keinen Grund gegeben „esou en Zauber ze maachen“. Das „Tageblatt“ zitierte am Mittwoch den beigeordneten Direktor der Handwerkskammer, der so jedwede Schuld an der tragischen Selbstverbrennung einer 44-jährigen geborenen Kongolesin am vergangenen Dienstag von sich wies. Es geht allerdings nicht darum, Schuldige zu finden, sondern zu verstehen, wie es zu einer solchen Verzweiflungstat überhaupt kommen konnte.

Wie sich aus dem Brief der betroffenen Frau an die KollegInnen vom „jeudi“ herausliest, war es eine für Luxemburg nicht untypische Aneinanderreihung teilweise widersprüchlicher und sich hinschleppender Entscheidungen verschiedener Behörden und Instanzen. mehr lesen / lire plus

ROLAND FISCHER: Architektur und Ästhetik

Galerie Clairefontaine, Espace 2, bis zum 6. November.

(mb) – Etwas befremdend wirken die Fotografien von Roland Fischer eingangs schon. Die erste Serie der Ausstellung in der Galerie Clairefontaine, Espace 2 zeigt frontal drei Fassaden von großen Wolkenkratzern, aufgenommen in den Geschäftsvierteln von amerikanischen, französischen und asiatischen Metropolen. Jedoch sind die stark reduzierten Ausschnitte keineswegs in einen geographischen Kontext zu setzen – sie wirken abstrakt. Ebenso die Aufnahmen des Pavillons von Mies van der Rohe in Barcelona. Im Mittelpunkt stehen die Bestandteile der Konstruktion als solche.

Was ihn interessiert, ist nicht das Abbild der Wirklichkeit, nicht das Dokumentarische, sondern der Unterschied zwischen Darstellung und Realität. mehr lesen / lire plus

STEVEN SPIELBERG: The Terminal

Im Utopolis

Steven Spielberg ist ein Meister darin, ernste Themen wahlweise zu luftig-leichten oder melodramatischen Blockbustern zu verwursten. In „The Terminal“ geht es um die amerikanische Immigrationspolitik. Der eine oder andere Seitenhieb wird verteilt, bis zur kritischen Hinterfragung wagt er sich jedoch nicht vor. Spielberg entscheidet sich stattdessen für den einfacheren Weg und macht aus dem Stoff eine amüsante und solide umgesetzte Multi-Kulti Komödie. mehr lesen / lire plus

ANDY BAUSCH: La revanche des chômeurs

Well den Andy Bausch beim „Club des Chômeurs“ Xenophobie virgeworf krut, mécht en elo bei „La revanche“ op Multikulti. Dat mécht nach kee gudde Film draus.

Net de Johnny Chicago, mee de Geronimo am Trainingskostüm: Den Thierry Van Werveke gëtt am Andy Bausch senger „Revanche“ net richteg eens, net mam Foussball an och net mat de Fraen.

„Du ale verhouerte Sak“ – Ass dat net e coole Sproch? Abee, deen an nach anerer aus dem Andy Bausch sengem neiesten „Chädöver“ kënnt der iech elo vun der RTL-Homepage erof op är Computertasten setzen – an äre Chef domat nerven zum Beispill. „Gäil, hä?“ mehr lesen / lire plus

THEATER: Espresso mal 4

Kaffee, Zigaretten und Reisen mit dem Pappkoffer: Der Schauspieler Daniel Plier ist immer unterwegs – sogar wenn er still sitzt.

Schauspieler Dan Plier: „Ich möchte den Anderen möglich machen.“

Espresso N`1:

Aus dem ersten Film, den er sich jemals im Kino angesehen hat, blieb Daniel Plier vor allem ein Bild im Kopf:
Aldo Maccione führt seinen Freunden vor, wie man Mädchen am Strand bezirzt. Er lässt die Muskeln spielen und paradiert an den Schönheiten vorbei. „Immer wenn ich mir vorstelle, dass ich für eine Rolle Männchen machen müsste, dann denke ich an Aldo Maccione am Strand“, sagt der Schauspieler. Er könne das nicht, also lasse er es lieber gleich. mehr lesen / lire plus

SCHULE: Klassenziel in weiter Ferne

Soziale Ungleichheit, steigende Schülerzahlen, schlechtes
Abschneiden im internationalen Vergleich – die neue Erziehungsministerin Mady Delvaux-Stehres steht unter Zugzwang.

„Es gibt wenig gute Schüler, aber ganz viel schlechte.“ Guy Foetz‘ Urteil über das Niveau des Luxemburger Schulsystems ist vernichtend. Der Vize-Präsident des Syndikats Erziehung und Wissenschaft (SEW) fügte bei der Pressekonferenz der Lehrergewerkschaft am vergangenen Dienstag noch hinzu: „In anderen Ländern ist es eher gelungen, eine wesentlich höhere Zahl an guten Schülern zu haben.“

Wieder gibt es – vier Jahre nach Pisa – eine Studie der „Organization for Economic Cooperation and Development“ (OECD). Dabei hat Luxemburg nur bedingt an dem internationalen Vergleich teilgenommen. mehr lesen / lire plus

DROGUE: Agir, enfin?

Le nouveau ministre de la Santé s’occupe du déficit des caisses, du tabagisme, de l’homéopathie. Pendant ce temps, les toxicomanes continuent à mourir. Qu’en est-il d’une stratégie concrète en matière de toxicomanie?

„Des structures d’accueil pour toxicomanes, ainsi que des structures post-thérapeutiques seront créées et le nombre de places de thérapie sera augmenté. Les différentes initiatives dans ce domaine seront soutenues. Pour les personnes gravement dépendantes, il sera développé un projet de mise à disposition de drogues sous contrôle médical.“ C’est ainsi que l’accord gouvernemental esquisse l’action future de la nouvelle coalition en matière de drogues. Est-ce peu ou est-ce beaucoup? mehr lesen / lire plus

PROFUMA DI DONNA: Poulets heureux et crème-glacée

Pour cette rentrée, la galerie „Nei Liicht“ à Dudelange, nous présente l’exposition „Profumo di donna“, les oeuvres contemporaines de six artistes luxembourgeoises.

En effet, dès qu’on met les pieds dans l’univers artistique de Dominique Cerf, Carole Chaine, Véronique Kolber, Dany Prüm, Barbara Wagner et Trixie Weis, on a l’impression qu’un parfum de femme tantôt doux tantôt très épicé opère son charme. Les peintures à l’huile de Dany Prüm nous montrent des poules heureuses. Ou plutôt des poulets … Car cela doit faire un moment que ces „glécklech Hénger“ ne picotent plus dans la basse-cour. Les installations de Dominique Cerf, fait à partir de matériaux très divers, ne manquent pas de faire sourire tant elle met en dérision certains clichés féminins. mehr lesen / lire plus

K.D. LANG: Im Westen nichts Neues

K.D. Lang, „Hymns of the 49th Parallel“, Nonesuch, 2004

K.D. Lang serviert ihrem Publikum gerne mal olle Kamellen. Auf „Shadowlands“ gab es Country-Klassiker, auf „Drag“ Songs rund ums rauchen. „Hymns of the 49th parallel“ ist eine Sammlung von Coverversionen, die eines gemeinsam haben: Sie stammen von kanadischen SongwriterInnen. Dabei trifft man auf die üblichen Verdächtigen: Neil Young, Leonard Cohen, Joni Mitchell. Schön gemacht, aber leider oft so belanglos wie von einer Hotellounge-Combo eingespielt. Besonders in Cohens „Hallelujah“ ist K.D. Langs stimmgewaltiges Pathos fehl am Platz. Am Besten gelingen ihr die weniger bekannten Stücke, wie „Fallen“ von Ron Sexsmith oder Jane Siberrys „Love is everything“, das in der Tat auf Platte so überwältigend klingt, wie sein Titel es vermuten lässt. mehr lesen / lire plus

THE LIBERTINES: Der Letzte macht das Licht aus

Hieß es bei der ersten Platte noch „Up The Bracket“, so lautet die Devise nun „Hosen runter“. Auf ihrer zweiten, selbst-betitelten CD bitten The Libertines zur Nabelschau. Nachdem die Drogenprobleme von Gitarrist und Sänger Pete Doherty bereits zur Genüge von der Presse breitgewalzt wurden, treten er und sein Kollege Carl Barat die Flucht nach vorne an und thematisieren aufs Anrührendste bandinterne Spannungen. „Can’t stand me now“, „What became of the likely lads“ oder das übergroße „Music when the lights go out“ wirken beim ersten Hören wie dilettantischer Proberaumrock, die Songs zerbröseln am Ende scheinbar ziellos, aber spätestens beim dritten Hören sind die 14 Titel auf der inneren Festplatte gespeichert und man wird sie nicht mehr los. mehr lesen / lire plus

NICK CASSAVETES: The Notebook

Wer kitschige Liebesschnulzen nicht mag, wird sich Nick Cassavetes Streifen ohnehin nicht ansehen. Allen anderen kann man „The Notebook“ aber unbesorgt ans Herz legen: Auch wenn in der Rahmenhandlung besonders zum Schluss allzu nachdrücklich auf die Tränendrüse gedrückt wird, so machen die ausgezeichneten Leistungen von Ryan Gosling und Rachel McAdams manches rosarote Klischee wett.

In der Cinémathèque. mehr lesen / lire plus

OLIVER HIRSCHBIEGEL: Der Untergang

Produzent Bernd Eichinger versucht sich an der Quadratur des Kreises. In „Der Untergang“ bereitet er die letzten Tage des Dritten Reiches in epischer Breite für ein großes Publikum auf.

Der Diktator als Mensch: Eichinger und Hirschbiegels Darstellung von Adolf Hitler (Bruno Ganz) sorgt für rege Diskussionen.

Filme über den Zweiten Weltkrieg sind immer irgendwie entweder Opfer- oder Täterfilme. Die Grenzen zwischen Schuld und Unschuld zu verwischen oder besser noch, die Begriffe zu hinterfragen, gelingt nur selten. Denn wer hinterfragt, gerät schnell unter Verdacht zu be- oder zu entschuldigen. Während in Luxemburg die fehlende Thematisierung der Kollaboration unter der Besatzung gerne damit begründet wird, das Land könne dadurch nach außen womöglich als Nation von Mitläufern wirken, so wird auf der anderen Seite derweil darüber gestritten, ob das deutsche Volk auch als Opfer des Hitlerregimes gezeigt werden darf. mehr lesen / lire plus

THEATER: Keine Restauration an der Ruhr

Frank Hoffmanns Ernennung zum Interimsleiter der Ruhrfestspiele in Recklinghausen sorgte für Rascheln im Blätterwald. Der Theatermacher soll das Festival wieder auf Vordermann bringen.

Die Ruhrfestspiele wurden im Sommer 1946 gegründet, als sich eine Hamburger Theatertruppe im Ruhrpott bei den Bergleuten der Schachtanlage König-Ludwig bedanken wollte, die ihnen im Winter mit Kohle ausgeholfen hatten. Nach dieser Initialzündung brachten

Warum glauben Sie, fiel die Wahl auf Sie?

F.H.: . Da gibt es mehrere Gründe. Zum einen wurde ich als Regisseur gewählt. Man kannte meine Inszenierungen. Dann liegt es wohl daran, dass ich Europäer bin oder daran, dass ich Management-Erfahrung vorweisen kann. Darüber hinaus kenne ich die Region. mehr lesen / lire plus

OPPOSITION: Lauer Wind von links

Große Koalition, komfortable Mehrheit, gefügige Gewerkschaften – die CSV-LSAP-Regierung erscheint übermächtig. Für linke Oppositionspolitik gibt es trotzdem Spielräume, vorausgesetzt, man versteht sie zu nutzen.

Rot, blau, schwarz – in Luxemburg ist immer eine der drei großen Parteien in der Opposition. Einen Sonderfall stellen die Zeiten so genannter großer Koalitionen dar. Gegenüber einer CSV-LSAP-Regierung kann sich die mächtigste Oppositionspartei DP weder deutlich rechts noch deutlich links positionieren. Dafür entstehen an den beiden Enden des politischen Spektrums neue Spielräume. Konservative Kritik an der jetzigen Regierung wird das ADR im Alleingang artikulieren. Auf der Linken dagegen stehen mehrere Akteure für parlamentarische und außerparlamentarische Oppositionsarbeit bereit. mehr lesen / lire plus

RENTREE 2004: K(l)eine Uni

Die Luxemburger Universität wird privatisiert, noch ehe es sie wirklich gibt.

Braungebrannt und sichtlich mit neuer Energie geladen: Der Oekofoire-Termin, just vor dem Schulanfang gelegen, ist auch immer ein Stelldichein für zahlreiche LehrerInnen. Dass es dieses Jahr dennoch auffallend viele doch eher betretene Gesichter auf der Umweltmesse gab, insbesondere bei der Riege der Post-Sekundar-ProfessorInnen, hatte allerdings weniger mit dem schlechten Wetter zu tun, als mit dem Umstand, dass die noch vor Jahrefrist vorherrschende Aufbruchstimmung in Sachen Uni-Luxemburg sich spätestens seit der Umbildung der Regierung in tiefe Enttäuschung und teilweise Wut gewandelt hatte – Depressionen und Demissionen inbegriffen.

„Sprich nicht davon! Verdirb mir nicht mein Wochenende!“ mehr lesen / lire plus