OPPOSITION: Lauer Wind von links

Große Koalition, komfortable Mehrheit, gefügige Gewerkschaften – die CSV-LSAP-Regierung erscheint übermächtig. Für linke Oppositionspolitik gibt es trotzdem Spielräume, vorausgesetzt, man versteht sie zu nutzen.

Rot, blau, schwarz – in Luxemburg ist immer eine der drei großen Parteien in der Opposition. Einen Sonderfall stellen die Zeiten so genannter großer Koalitionen dar. Gegenüber einer CSV-LSAP-Regierung kann sich die mächtigste Oppositionspartei DP weder deutlich rechts noch deutlich links positionieren. Dafür entstehen an den beiden Enden des politischen Spektrums neue Spielräume. Konservative Kritik an der jetzigen Regierung wird das ADR im Alleingang artikulieren. Auf der Linken dagegen stehen mehrere Akteure für parlamentarische und außerparlamentarische Oppositionsarbeit bereit. mehr lesen / lire plus

RENTREE 2004: K(l)eine Uni

Die Luxemburger Universität wird privatisiert, noch ehe es sie wirklich gibt.

Braungebrannt und sichtlich mit neuer Energie geladen: Der Oekofoire-Termin, just vor dem Schulanfang gelegen, ist auch immer ein Stelldichein für zahlreiche LehrerInnen. Dass es dieses Jahr dennoch auffallend viele doch eher betretene Gesichter auf der Umweltmesse gab, insbesondere bei der Riege der Post-Sekundar-ProfessorInnen, hatte allerdings weniger mit dem schlechten Wetter zu tun, als mit dem Umstand, dass die noch vor Jahrefrist vorherrschende Aufbruchstimmung in Sachen Uni-Luxemburg sich spätestens seit der Umbildung der Regierung in tiefe Enttäuschung und teilweise Wut gewandelt hatte – Depressionen und Demissionen inbegriffen.

„Sprich nicht davon! Verdirb mir nicht mein Wochenende!“ mehr lesen / lire plus

www: wwwahlkampf im netz

www.linkcrusader.com

Würden die US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen im Internet entschieden, wäre Bush seinem Gegenspieler Kerry haushoch unterlegen. Laut Suchmaschine stehen den 220.000 Anti-Bush Sites „nur“ etwa 45.000 kerryfeindliche Homepages gegenüber. Millionenfach untereinander verlinkt, ist es für die InternetkonsumentInnen nicht so einfach hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Zum Glück gibt es den „Linkcrusader“, der zumindest die Anti-Bushseiten regelmäßig auf Gehalt und Qualität durchforstet und fast 3.000 kommentierte Links zur Verfügung stellt. Wohl wegen Überlastung (oder feindlicher Attacken?) ist die Seite nicht immer erreichbar, doch lässt sie sich im Notfall per Google-Cache ohne Bilder aufrufen. Besonders zu empfehlen ist die fast täglich erneuerte Liste der besten 30-Sites zum Wahlkampf aber auch zu anderen politischen Themen, die die Internetauftritte der politischen AkteurInnen in Europa doch etwas alt aussehen lassen. mehr lesen / lire plus

BJÖRK: Üahuäh-iih

Zuerst kam Radioheads „Kid A“. Dann Sigur Ros‘ fiktive Elfensprache und Wilcos supersonisches Fiepen. Die Musikindustrie kam in den letzten Jahren kaum mehr zur Ruhe. Immer wieder setzten sich KünstlerInnen in den Kopf, plötzlich so ulkig wie möglich zu sein. Avantgardistisch, heißt es wohl korrekterweise. Und dann der größte Aufreger überhaupt: Björk hat ein Acapella-Album eingespielt. Höchst künstlerisch sei es, aber absolut unverdaulich. „Medúlla“ heißt die Platte und ist unter Mitwirkung von zwei Chören entstanden. Rahzel bedient die Beatbox, Robert Wyatt und Mike Patton (der Ex-Faith No More Frontmann) grunzen ins Mikrofon. Das kann manchmal ein wenig befremdlich wirken, wie bei der unfreiwillig komischen Atemübung „Ancestors“, ist aber meistens einfach nur wunderschön und gar nicht sperrig. mehr lesen / lire plus

FRANCOIS OZON: 5 fois 2

On avait pourtant tellement envie de comprendre comment ces deux avaient pu en arriver là: François Ozon dissèque la dérive d’un couple (Valeria Bruni-Tedeschi et Stéphane Freiss) en partant du divorce pour aboutir à reculons à la rencontre. Cinq moments-clé, parmi eux l’adultère, le mariage, la naissance d’un enfant. L’idée était intéressante, mais on reste sur sa faim. Le film d’Ozon n’explique ni l’échec de leur mariage, ni comment, entre viols, partouzes et homosexualité refoulée, ils ont jamais pu prétendre s’être aimés.

A l’Utopia mehr lesen / lire plus

WALTER SALLES: Diarios de Motocicleta

Der brasilianische Erfolgsregisseur Walter Salles verfilmt Che Guevaras „Diarios de Motocicleta“ und stößt dabei an die Grenzen des Road Movies.

Eine Odyssee durch Südamerika: Alberto Granado (Rodrigo de la Serna) und Ernesto Guevara (Gael Garcia Bernal) in der Atacama-Wüste.

Zwei junge Argentinier steigen 1952 in Buenos Aires auf ein altes Motorrad und begeben sich auf eine lange Fahrt. Mehr als ein halbes Jahr lang durchqueren sie Südamerika. Die Reise führt sie zuerst in die unermessliche Weite Patagoniens, dann nach Chile, Peru, Kolumbien und Venezuela. Einer der beiden, Ernesto „Che“ Guevara, wird später Revolutionär in Kuba an der Seite von Fidel Castro und – nach seiner Ermordung durch die bolivianische Armee 1967 – ein Märtyrer der Linken und weltweites Idol der Popkultur. mehr lesen / lire plus

SPEKTAKEL: „Einfach Go“

Von wegen Lampenfieber: Bei ihrem selbst konzipierten ID-Projekt nehmen Angélique Arnould und Fabienne Lentz zum ersten Mal auf dem Regiestuhl Platz.

Auf den Barrikaden: Angélique Arnould und Fabienne Lentz setzen sich durch.

Identität: Macherinnen

Das Handy klingelt. „Natürlich proben wir heute.“ Äußerlich lässt sich Angélique Arnould nicht aus der Ruhe bringen. Sie zündet sich eine Zigarette an und verschränkt die Arme vor der Brust. Nervös, aber trotz allem souverän. Fünfzehn KünstlerInnen aus den verschiedensten Bereichen, von Tanz bis Literatur, sind an dem ID-Projekt beteiligt, das Arnould gemeinsam mit
Fabienne Lentz ausgearbeitet hat und auch inszeniert.

„Wir mussten erst lernen uns durchzusetzen. mehr lesen / lire plus

NATURTEXTILIEN: Als Öko outen? Nein Danke!

Schwerpunkt der diesjährigen Oekofoire sind Naturtextilien. Der Branche geht es mäßig, der Markt ist inzwischen den Schwankungen der schnelllebigen Modewelt ausgesetzt. Fest steht: Fundilook ist nicht mehr angesagt.

„Mein Laden selbst ist das Label.“ Lucien Reger, Inhaber des kleinen Naturtextilienhandels „Pimpampel“ in Bonneweg sieht sich als Vorsortierer für seine Kundschaft. Der Pionier der Luxemburger Branche ist seit 1992 im Geschäft und kennt sich aus im dichten Dschungel der mehr oder weniger aussagekräftigen Gütesiegel. „Ich nehme meinen Käufern gewissermaßen diese Arbeit ab und sie vertrauen mir“, erklärt Reger. Er weiß, dass seine Kriterien nicht selten strenger sind als die seiner KundInnen.

Denn die sind längst nicht so kritisch, wie oft angenommen. mehr lesen / lire plus

ENSEIGNEMENT: La troisième femme

Jouant la carte de la continuité, la nouvelle ministre de l’Education nationale essaie de faire passer les changements annoncés par petites cuillères. Et se passe de réformes plus substantielles.

Elle semblait à l’aise, mercredi lors de sa première conférence de presse en tant que ministre de l’Education: à Mady Delvaux-Stehres, ancienne professeure de latin, le dossier de l’enseignement tient autrement à c´ur que celui des transports, dont elle fut responsable de 1994 à 1999. Elle est la troisième femme à prendre en main une tâche ministérielle qu’elle qualifie de „la plus noble“. Elle est aussi la sixième en sept législations à s’essayer à une mission souvent caractérisée comme impossible. mehr lesen / lire plus

CENTRE NEUMÜNSTER: L’Europe à toutes les sauces

En 1095, le pape Urbain II appelle les pays européens à se rassembler pour les Croisades, tout en faisant la paix entre chrétiens. Urbain II est l’un des précurseurs de l’unification européenne, si l’on en croit l’exposition „L’idée d’Europe, visions d’une paix éternelle“, à voir au Centre Neumünster. Une cinquantaine de panneaux passe en revue l’histoire des utopies, des mouvements et des projets pan-européens. Sont présentés les bons européens (de Saint-Simon à Schuman), la fausse Europe d’Hitler et les méchants anti-européens, qu’ils soient nationalistes ou internationalistes ouvriers. Des citations judicieusement choisies et richement illustrées sont présentées de manière pédagogique. Malheureusement des projets de paix éternelle et d’alliances anti-révolutionnaires, des rêves de fédération progressiste et de superpuissance européenne sont juxtaposés sans différenciation. mehr lesen / lire plus

SCORSESE: Feel like going home

Scorcese beweist, wie vor Jahren schon Ry Cooder und Ali Farka Touré mit ihrer Gemeinschaftsproduktion „Talking Timbuktu“, dass die Wurzeln des Blues bis ins westafrikanische Mali reichen. Archivaufnahmen und spontane Sessions mit Urgesteinen des Delta-Blues machen aus dem Film eine Lehrstunde in Sachen Musikgeschichte.

Nur noch diese Woche im Utopia mehr lesen / lire plus

OLIVIER ASSAYAS: Überlebt!

Er beginnt als Abgesang auf eine Rockära und endet mit dem Neubeginn einer Familie. Olivier Assayas jüngster Film „Clean“ beeindruckt dank seiner Hauptdarstellerin
Maggie Cheung.

Der letzte Zug: Rocksängerin Emily (Maggie Cheung) zahlt teuer für ihren Traum vom Ruhm.

Eine Spritze fällt zu Boden, eine Frau sitzt in einer schwarzen Limousine. Ihr Gesicht verschwimmt vor der Kamera. Ganz verlassen steht der Wagen nachts auf einem Parkplatz im kanadischen Hamilton. Im Hintergrund steigt glutroter Rauch aus Industrieschornsteinen auf. Mit dieser impressionistischen Landschaftsaufnahme deutet Olivier Assayas in seinem jüngsten Film „Clean“ eine Endzeit-Stimmung, das Ende einer Ära, der avantgardistischen Rockmusik der 80er Jahre an. mehr lesen / lire plus

DOKUMENTÄR: Déi laang Nuecht

„Et wor alles net esou einfach…“ oder wéi een d’Joere 40 bis 45 an en Dokumentarfilm paakt.

„Ech hunn einfach d’Aen zougemaach an da waren se net méi do.“

De Lëtzebuerger Film-Pionnéier René Leclère hat déi véier Joer Nazi-Okkupatioun 1953 a „Visages du Luxembourg“ op seng Manéier illustréiert. Hie weist e schwaarzen Himmel, mat décke Wolléke verhaangen: „Un jour noir en effet, le 10 mai 1940 exactement, une brusque tornade a fermé notre livre du souvenir“, erklärt de Kommentateur. Nëmmen dat Schéint sollt gewise ginn a fir d’Zäit vun der Besatzung war do keng Plaz. Zënterhier schéngt et awer komescherweis, wéi wa Lëtzebuerg ni esou richteg géing ophale mam Sech-erënneren, just dass déi manner gloriéis Aspekter vum Verhale vun de Lëtzebuerger dacks an der Däischtert verschwannen. mehr lesen / lire plus

BEFREIUNG: Retter aus dem Schlaraffenland

Sechzig Jahre Befreiung Luxemburgs durch die USA: ein Jahrestag, der vor allem Zeitzeugen ins Gedächtnis gebrannt ist. Doch das einst perfekte Amerikabild bröckelte im Laufe der Jahrzehnte.

Nach den großen Minette-Ortschaften war die Stadt Luxemburg eine der ersten, die am Ende des Zweiten Weltkriegs von amerikanischen Truppen befreit wurden. Eine Zeitzeugin aus dem Viertel Limpertsberg, damals fünfzehn Jahre alt, erinnert sich an den 10. September 1944:

„Mir hu gehéiert, d’Amerikaner kéimen ëmmer méi no, si wären op der Märeler Strooss. Wou et geheescht huet, si sinn op der Place d’Armes, de Prënz Felix ass do, do hunn ech di Well vu Leit gesinn, déi do d’Neipuertsgaass erof an d’Stad gelaf sinn. mehr lesen / lire plus

US-WAHLKAMPF: Das kleinere Übel

Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat John Kerry bietet keine außenpolitische Alternative. Die Antipathie, die George W. Bush mit seiner Politik und seiner Person erzeugt, garantiert Kerry noch längst keinen Wahlsieg.

Nach dem Parteitag der Republikaner steht US-Präsidentschaftskandidat John Kerry so schlecht da wie kein anderer Demokrat nach seiner Nominierung in den vergangenen 30 Jahren. 52 zu 41 Prozent führt George W. Bush laut Umfragen der Zeitschriften Newsweek und Time. Spätestens seit diesem Parteikonvent der Republikaner steht fest: Der US-Präsident überzeugt als unbeirrbarer Anti-Terror-Feldherr, Vietnamveteran John Kerry bleibt auf der Strecke. Letztlich hat er kaum mehr zu bieten, als nicht George Bush zu sein. mehr lesen / lire plus

DAVID TWOHY: Chronicles of Riddick

Der einsame Held im Kampf gegen den Rest des Universums heißt Riddick und ist von der Rasse der Furianer. Zu sehen gibt es wundervolle Kulissen und Kostüme sowie gelungene Spezialeffekte. Und: Fights, Fights, Fights – mit allen Waffen des 26. Jahrhunderts und allen Registern des THX-Sound-Systems. Dennoch, 119 Minuten sind sehr lang. Darüber tröstet auch die Schlusspointe nicht hinweg.

Im Utopolis (Luxemburg) und im Orion (Troisvierges) mehr lesen / lire plus

YVAN ATTAL: Ils se marièrent et eurent beaucoup d’enfants

C’est comme dans les contes de fées, mais Yvan Attal signe ici avant tout une histoire à dormir debout.

Alain Chabat et Yvan Attal n’ont pas l’air d’y voir très clair. Et ils ne sont pas les seuls.

Ce film:

1. vous fera passer l’envie de vous marier et d’avoir beaucoup d’enfants.

2. vous fera regretter de ne pas être allé manger une frite à la Schueberfouer, plutôt que de vous envoyer ce navet.

3. éveillera en vous, en revanche, un irrépressible désir de vous acheter une grosse voiture bien virile.

Et pourquoi pas aussi un téléphone mobile de la
dernière génération? mehr lesen / lire plus

FOTOGRAFIE: Schwarzweiß ist Farbe

Auf den zweiten Blick politisch: Yvon Lambert schaut hinter Fassaden und fotografiert Tabus.

„Ein Pessimist, ist ein Optimist, der sich Fragen stellt.“
(Foto: Christian Mosar)

Grenze – das ist etwas sehr Komisches. Man zieht eine Linie durch eine Gegend und sagt hier liegt Luxemburg, da Belgien. Meine ganze Kindheit war Grenze. Damals bin ich mit dem Fahrrad immer zu meiner Oma nach Belgien gefahren.

Yvon Lambert ist ein Einzelgänger, ein Grenzgänger, ein Wanderer: Er ist Fotograf. Albanien, Belgien, Bosnien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Japan, Laos, Mali, Marokko, Mazedonien, Rumänien, Russland, Spanien, Türkei, Ungarn, Vietnam… Der 49-Jährige, ein großer Mann – etwas schlaksig, mit rauer Stimme, erinnert sich sehr gut an jedes Land, das er bereist hat. mehr lesen / lire plus

KASTEN: Objectiv Plein Emploi

8.242 Menschen waren im Juli in Luxemburg arbeitslos gemeldet, das sind vier Prozent der Bevölkerung. Die größte Beschäftigungsinitiative im Land ist das Netzwerk des Objectiv Plein Emploi (OPE). Es ist aus einem Qualifizierungsprojekt für Jugendliche entstanden. Weiterbildung ist bis heute ein Schwerpunkt des Netzwerkes. 550 Menschen arbeiten zur Zeit dort. Aber nur ein Viertel der Mitarbeiter im Netzwerk des OPE hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Im ersten Halbjahr 2004 haben 41 Angestellte offiziell einen neuen Job gefunden. Das sind gerade einmal 20 Prozent von denjenigen, die die Beschäftigungsinitiative verlassen haben. Weitere 20 Prozent haben gekündigt, ohne Begründung.

Das Netzwerk des OPE ist für 48 Luxemburger Gemeinden zuständig, die meisten liegen im LSAP regierten Süden. mehr lesen / lire plus

BESCHÄFTIGUNGSINITIATIVE: „Für immer hier arbeiten“

Objectif Plein Emploi ist die größte Beschäftigungsinitiative Luxemburgs, aber sie versteht sich nicht als solche. Sie will nicht schwer Vermittelbare in den herkömmlichen Arbeitsmarkt integrieren, sondern ihnen einen festen Arbeitsplatz bieten.

Eine drei Meter lange Rutsche liegt auf dem Schotter eines Spielplatzes in Sanem. Die orange Farbe lässt sich nur noch an den Rändern erahnen, auf der Abfahrtsfläche ist sie längst abgeblättert. Einen Katzensprung entfernt graben drei Männer eine Vertiefung in die Erde. „Die Rutsche war locker. Die Jungs befestigen sie jetzt wieder neu“, sagt Charles. Der Leiter der Equipe d’Environnement überwacht die Arbeit. Seit drei Jahren arbeitet der Luxemburger schon für das Centre d’Iniative et de Gestion Local (CIGL) in Sanem. mehr lesen / lire plus