KEVIN MACDONALD: Touching the Void

Garantiert nicht schwindelfrei ist das Dokudrama um zwei Bergsteiger in den peruanischen Alpen. Filmautor Kevin MacDonald hat dem verzweifelten Überlebenskampf der beiden Alpinisten Simon Yates und Joe Simpson ein würdiges Denkmal gesetzt: mit actiongeladenen Spielfilmszenen in schwindelerregenden Höhen sowie ungeschminkten Aussagen aus Live-Interviews mit beiden Überlebenden.

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ALFONSO CUARON: Kein Zauber gegen Pubertät

Harry Potter ist kein Kind mehr. Regisseur Alfonso Cuarón zeigt im dritten Teil der Fantasy-Saga einen 13-Jährigen auf der Suche nach sich selbst – eine reife Leistung.

Eine Zitterpartie: Harry und Hermine bleibt nur ein zeitlicher Rückwärtsgang, um zu entkommen.

Harry schnappt sich seinen Koffer und verlässt wütend das Haus. Er ist es auch der plötzlich aus einer Kneipe rennt. Er hastet bis zu einem großen Stein und weint. Wenige Minuten später schreit er verbittert los. Kein Zweifel: Potter kommt in die Pubertät. „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, Teil drei einer Saga mit sieben Folgen, vollzieht hier eine entscheidende Wende – die auch in der Verfilmung gelingt: der Zauberlehrling verliert seine Naivität. mehr lesen / lire plus

TANZ: Die Schönheit des Einfachen

Anlässlich des Tanzfestivals „Cour des Capucins“ sprechen die beiden Choreographinnen Annick Pütz (32) aus Luxemburg und Anu Sistonen (41) aus Finnland über Ausgangspunkte und Zukunftsperspektiven.

Annick Pütz führt im Rahmen des Festivals ihr Solo-Programm „Foliabis“ auf.

Wie sind Sie beide zum Tanzen gekommen?

Anu Sistonen: Mit sechs brachte mich meine Mutter zum Ballett. Als ich 13 Jahre alt war, merkte ich, dass ich die Möglichkeit hatte, aus dem Tanz meinen Beruf zu machen. Deshalb zog ich allein nach Helsinki und lebte dort bei einer Freundin der Familie. Das war ein ziemlich großer Schritt. Ich weiß nicht, ob ich meine vier-jährige Tochter in ein paar Jahren schon loslassen könnte. mehr lesen / lire plus

PACS: Jein zum Ja-Wort

In Frankreich hat ein Bürgermeister zwei Männer getraut. Luxemburg bekommt unterdessen den Pacs. Doch eine Gleichberechtigung für Homosexuelle bedeutet dies noch lange nicht.

Noël Mamère hat es geschafft. Indem er am vergangenen Samstag zwei Männer miteinander verheiratete und damit die erste gleichgeschlechtliche Ehe Frankreichs schloss, hat der Bürgermeister des Gironde-Städtchens Bègles und Präsidentschaftskandidat von 2002 die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gelenkt – und die Homo-Ehe zum Thema im französischen EU-Wahlkampf gemacht. Ob die Ehe auch rechtskräftig ist, steht auf einem anderen Blatt. Bereits im Vorfeld hatte der Staatsanwalt von Bordeaux darauf hingewiesen, dass sie gegen den Code Civil verstoße. Justizminister Dominique Perben warf Mamère sogar Amtsmissbrauch vor. mehr lesen / lire plus

UMWELTPOLITIK: Mehr war nicht drin

Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt ein Sprichwort. Zieht man Bilanz in Sachen Umweltpolitik, so gibt es für die nahe Zukunft wahrlich nicht viel zu hoffen.

„Wir wollen mehr“, titelte der Kommentar der ersten woxx-Nummer, die zur Ökofoire 2000 erschien. Die Überschrift bezog sich auf die gerade angekündigten Solarstrom-Fördertarife. Nicht dass uns die Vergütungen zu niedrig erschienen – es waren die höchsten in Europa. Aber es war das erste positive Zeichen, das der seit einem Jahr amtierende Umweltminister Charles Goerens (DP) setzte – nach dem von den Liberalen verschuldeten Tram-Debakel und Rückschritten beim Naturschutz Bravo, schrieben wir deshalb, und forderten mehr von diesen ermutigenden Zeichen. mehr lesen / lire plus

EMIR KUSTURICA: La vie est un miracle

Dass Emir Kusturica mit viel Fantasie und ohne falschen Respekt vor Konventionen seine jugoslawischen Geschichten inszeniert, konnte man schon bei „Underground“ beobachten. Dieses Mal überspannt er den Bogen aber mächtig. Gackernde Hühner, weinende Esel und ein wilder Haufen dörfischer Stimmungskanonen – in all dem Klamauk geht die Tragik des Jugoslawien-Konflikts unter. Fast scheint es, als wäre der Krieg selbst Kusturicas Fantasie entsprungen.

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ROLAND EMMERICHS: Mit offenen Augen

Zieht euch warm an, die Eiszeit kommt. „The Day After Tomorrow“ zeichnet ein fatalistisches Bild der Auswirkungen der Naturkatastrophe – Kritik am Konsumverhalten bleibt dem Publikum erspart.

Dabei hatte er es doch kommen sehen: Klimaforscher Jack Hall (Dennis Quaid) versuchte vergeblich die Öffentlichkeit vor der neuen Eiszeit zu warnen.

Was haben „Der weiße Hai“ und „Erin Brockovich“ gemeinsam? In beiden Filmen ist das Böse besiegbar. In Roland Emmerichs „The Day After Tomorrow“ dagegen ist die angekündigte Naturkatastrophe so global, dass es sich kaum noch lohnt, dagegen anzukämpfen: Die von Menschen gemachte Erwärmung der Erdatmosphäre löst eine neue Eiszeit aus, welche die gesamte Nordhemisphäre trifft. mehr lesen / lire plus

MUSEK: Keng kleng karéiert Chaos-Kanner

„In Defence of Rock“ heescht déi zweet Compilatioun vum lëtzebuerger Label Winged Skull. De Rock muss verteidegt ginn, mee géint wat? De Giordano Bruno (24),
ee vun de Grenner vum Label, schwätzt iwwert d’Problemer vun der lëtzebuerger Underground Musikszeen.

„Mir sinn eng kleng Oppositioun“, seet de Giordano Bruno iwwert den Underground-Label Winged Skull.

Ween ass Winged Skull?

Winged Skull ass am Dezember 1999 entstan. Et war eng Idee vun dräi Leit, déi an dräi verschiddene Gruppen waren an öfters Concert’en a Café’en gespillt hun. Iergendwann hu mir gemierkt, dass awer verschidde Läit un deem interesséiert waren, wat mir do gezwafft hunn. mehr lesen / lire plus

EISENBAHN: Abgehängt

Die internationalen Hochgeschwindigkeitszüge fahren an Luxemburg vorbei. Der hiesigen Eisenbahn droht das Abstellgleis.

Der Ort des Treffens besaß hohen Symbolgehalt: Die beiden Eisenbahnergewerkschaften aus Belgien und Luxemburg wollten sich am Mittwoch in Jemelle auf halbem Wege entgegenkommen, um gegen die Verschleppung des Bahnprojekts Eurocap-Rail zu protestieren. Das Projekt soll die drei Europa-Hauptstädte Straßburg, Luxemburg und Brüssel miteinander verbinden. Auf der Teilstrecke zwischen den beiden letzteren Städten liegt der Bahnhof von Jemelle – fast genau in der Mitte.

Im besten Fall zwei Stunden und 13 Minuten dauert die Fahrt mit dem Zug von Luxemburg nach Brüssel. Für viele Reisende zu lange, denn die Züge zwischen den beiden Städten fahren mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometer. mehr lesen / lire plus

SICHERHEIT: Ablenkungsmanöver

Liegt es an den Junkies, wenn es im Bahnhofsviertel mit dem Kommerz bergab geht, wie „SOS Gare“ behauptet? Statt Angstmacherei wäre eine sachliche Analyse des Lebens im größten Viertel der Hauptstadt angebracht.

„Wir werden dafür sorgen, dass die Bürgermeister wo nötig die Polizei mit spezifischen Aufgaben zugunsten der Sicherheit der Bürger beauftragen können.“ Das ist ein Auszug aus dem Wahlprogramm der DP – allerdings nicht dem aktuellen, sondern dem von 1999. Sicherheit war damals eines der Themen, mit denen die DP (erfolgreich) ihre Wahlkampagne führte. Es ist aber auch eines, bei denen sie ihre Wählerschaft enttäuscht hat. Auf jeden Fall nutzen sowohl gutbürgerliche Initiativen à la „SOS Gare“ wie auch der hauptstädtische Geschäftsverband die Gelegenheit, um auf anscheinend zunehmende Sicherheitsprobleme aufmerksam zu machen. mehr lesen / lire plus

MARLON BRANDO: Retrospektive

Drei Filme aus jeweils einer Schaffensphase des Schauspieltitanen Marlon Brando zu dessen 80. Geburtstag: Die Rolle des Boxers und Gelegenheitsarbeiters Terry Malloy in Elia Kazans atmosphärisch dichtem Meisterwerk „On the Waterfront“ (1954) brachte ihm einen Oscar ein. Als exzentrischer Kopfgeldjäger Lee Clayton in „The Missouri Breaks“ (1975) rettet er einen eher schwachen Film. Der Anti-Apartheid-Film „A Dry White Season“ (1989) markiert Brandos Rückkehr auf die Leinwand nach neunjähriger Abstinenz. In einem 15-minütigen Auftritt brilliert der füllig gewordene Star als Bürgerrechts-Anwalt.

In der Cinémathèque mehr lesen / lire plus

CINEMA: Missile „croisette“ sur Maison Blanche

C’était un jury de cinéphiles qui s’était rendu à Cannes cette année. Pourtant, plutôt qu’à la fiction, ils ont choisi de donner la plus haute récompense à un documentaire.

La palme pour Moore, la fin du mandat pour Bush? Il faudra attendre novembre pour savoir si le cinéaste sera le gagnant de l’épreuve de force qui l’oppose au président américain.

„Nous avons couronné Fahrenheit 9/11 pour ses qualités cinématographiques et non pour des raisons politiques“ a déclaré Quentin Tarantino lors de la conférence de presse du jury. Maintenant, reste à savoir ce que l’on appelle qualités cinématographiques lorsque l’on a devant soi un documentaire dont 80% des images ont été prises à la télévision et que celui-ci a été monté comme un reportage télé. mehr lesen / lire plus

LITERATUR: Ein Kinderbuch ist keine Bonbonfabrik

Martin Klein schreibt Kinderbücher, aber nicht nur: Der ökologisch engagierte Berliner mag keine Etiketten.
In Echternach gibt er sich einen Monat lang die Ehre als Autor zum Anfassen.

„Ich bin kein Schriftsteller im Elfenbeinturm“: Martin Klein sucht den Austausch.

Am Feiertag könnte man doch nach Echternach fahren, um dort ein Eis zu essen. Das dachten sich so manche In- und Ausländer und zwängen sich durch enge Gassen, von der Menschenmasse zum Schlendern genötigt, lauern vor Eisdielen, in der Hoffnung auf einen freien Stuhl. Die Abteistadt probt den Belagerungszustand.

Aber einer hats gut. Martin Klein, seines Zeichens Autor und Diplom-Ingenieur für Garten- und Landschaftsplanung, sitzt abseits von hupenden Blechkolonnen und überfüllten Fußgängerzonen, im Hof eines spätgotischen Patrizierhauses und genießt das schöne Wetter. mehr lesen / lire plus

GENTECH: Im Stich gelassen

Die EU macht den Weg für Genfood im Supermarkt frei – gegen den Willen der KonsumentInnen. Luxemburg stimmte gegen die Entscheidung. Greenpeace appelliert daher an die schwarz-blaue Regierung, auf nationaler Ebene Widerstand zu leisten.

„Nein!“, haben europäische VerbraucherInnen gefordert. Rund 80 Prozent der KonsumentInnen wollen keine Gentechnik in ihrem Essen – ihre Stimmen zählten aber nicht. Entscheidungsgewalt hatte letztlich die EU-Kommission. Ihre Antwort zur Frage der Marktöffnung für Genfood war eindeutig Ja. „Sie wollte das Moratorium noch nie“, sagt Martina Holbach, Gentech-Expertin bei Greenpeace-Luxemburg.

1998 hatten Luxemburg, Frankreich, Italien, Dänemark und Griechenland aufgrund mangelnder Gesetzeslage einen Zulassungsstopp für genmanipulierter Organismen (GMO) in der EU ausgesprochen. mehr lesen / lire plus

ELEFANTENRUNDE: Heimspiel für Schwarz-Blau

Aus dem Spitzengespräch von CSV, DP und LSAP geht die derzeitige Regierungskoalition als Sieger hervor. Das lag auch am unfairen Rahmen.

3:0 für Blau-Weiß hieß es am Mittwochabend für den FC Porto im Champions League-Finalspiel gegen AS Monaco. Ein ähnliches Kräfteverhältnis konnten rund 500 BesucherInnen am gleichen Tag im Konferenzsaal der Luxexpo beobachten – allerdings für Blau-Schwarz. Dort waren Jean Asselborn (LSAP), Jean-Claude Juncker (CSV) und Henri Grethen (DP) zum verbalen Kräftemessen angetreten. Politische Information und Argumente versprachen die Veranstalter in ihrer Ankündigung zur „politische Elefantenrunde“. Es blieb beim Versprechen. Was folgte, war eine schlecht kaschierte, blau-schwarze Wahlveranstaltung und eine Selbst-Demontage der LSAP. mehr lesen / lire plus

SUSANNE BIERMANN: Open Hearts

Es geht alles ganz schnell. Ein letzter Kuss, Autoräder quietschen, ein Körper prallt gegen Blech. Und dann ist für zwei Männer und zwei Frauen nichts mehr so, wie es einmal war. Niemand ist nur gut oder nur böse, aber alle tun sich weh. Susanne Biermann fesselt ihr Publikum durch diese alltäglichen zwischenmenschlichen Turbulenzen, die sie auf Super 8 gefilmten Nahaufnahmen präsentiert. „Open Hearts“ ist ein nagendes Seelendrama mit schonungsloser Intensität.

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WOLFGANG PETERSEN: Il faut sauver le soldat Achille

Hollywood a chaussé ses sandales pour aller revisiter l’Antiquité du côté d’Homère.

N’y avait-il pas des Grecs à l’intérieur de ce cheval? Wolfgang Petersen signe une adaptation
spectaculaire mais superficielle de l’Iliade. (photo: PR.)

La bonne nouvelle d’abord: Non, Wolfgang Petersen ne fait pas parler ses acteurs dans la langue de l’époque. Plutôt que sur un semblant d’authenticité, le réalisateur allemand mise sur le spectaculaire.

Dans son adaptation très libre de l’Iliade d’Homère (rebaptisée „Troy“), tous les acteurs parlent anglais. Ils articulent parfaitement, même lorsqu’ils ont la poitrine transpercée par des flèches brûlantes. Heureusement, Achille et compagnie passent beaucoup plus de temps à se battre qu’à se parler. mehr lesen / lire plus

MALEREI UND FILM: Der Künstler als Heimkehrer

Der luxemburgische Künstler Nelson Neves besucht nach 23 Jahren zum ersten Mal wieder seine Familie auf den Kapverdischen Inseln. Der Dokumentarfilmer Henri Fischbach folgt ihm dabei mit der Kamera.

Kreative Freundschaft: der Dokumentarfilmer Henri Fischbach und der Maler Nelson Neves (rechts).
(Foto: Christian Mosar)

Die Idylle trügt. Zwischen all den Bananen, Papayas und Mangos muss Martim hart arbeiten. Bis der große Regen kommt, soll die Leitung fertig sein, damit er seinen Pflanzen Wasser zuführen kann. „Wenn das nicht funktioniert, haben wir nichts zu essen“, sagt Martim, der eine ganze Familie ernähren muss. Das Leben der Menschen auf der Insel Santo Ant°o ist voller Entbehrungen. mehr lesen / lire plus

DATENSCHUTZKOMMISSION: Profit gegen Privatsphäre

Die Invasion der RFID-Etiketten wird auch vor Luxemburg nicht halt machen. Die Nationale Datenschutzkommission bereitet sich auf die Verteidigung vor.

In Luxemburg, wo „jedeR jedeN kennt“, nimmt man es nicht übel, auf der Straße oder im Supermarkt von Unbekanten angesprochen zu werden: „Sie sind doch die Schwester von …“ oder „Du bist doch der Sohn von …“ Ob es den EinwohnerInnen aber auch Recht sein wird, beim Tanken gefragt zu werden: „Ihre am 4.9.2002 gekauften Kimberland-Schuhe lassen auf Naturverbundenheit schließen, Herr X. Dürfen wir Sie zu einer Probefahrt mit unserem neuen Terrestra-Jeep einladen?“ Die RFID-Etiketten, die sich schon bald in allen Konsumartikeln wiederfinden könnten, machen so etwas möglich. mehr lesen / lire plus

DATENSCHUTZ: Etikettengeschwätz

Bislang wussten Supermärkte nur wenig über ihre KäuferInnen. Eine neue Kennzeichnungsmethode macht es möglich, dass sie bald sämtliche persönliche Daten wissen können. Sie schützt vor Ladendieben und gewährt Datendieben freie Hand.

Ein Überwachungsapparat à la George Orwell baut sich im Kaufhaus auf. Was die KonsumentInnen nicht wissen: Eine neue Technologie wird sich wohl schon bald in ihren Einkaufsbeuteln befinden. Die so genannte RFID (Radio Frequency Identification) soll die Strichcodes auf den Verpackungen ablösen. Sie ermöglicht, mittels Radiofrequenzen die Datensätze in Mikrochips von Etiketten kontaktlos und nahezu alle gleichzeitig zu lesen – im Zweifelsfall unbemerkt und aus Entfernungen bis zu zehn Metern. mehr lesen / lire plus