Krachende Krankenschwestern: ART-NOISE-ROCK

Sonic Youth, „Sonic Nurse“, 2004 Geffen Records

Der Titel des ersten Songs verrät alles: Pattern Recognition. Wer Sonic Youth’s mittlerweile 19. Album Sonic Nurse hört, wird einiges wieder erkennen. Da sind die eindringlichen Stimmen von Kim Gordon und Thurston Moore. Da sind die extrem kratzigen, bisweilen dissonanten Gitarrenriffs von Lee Ranaldo. Neu erfunden haben die New Yorker sich und ihren Art-Noise-Rock auch nach mehr als 23-jähriger Schaffenszeit nicht – und trotzdem laufen sie zu lang vermisster Größe auf. Vielleicht, weil dieses Album nicht so experimentell daherkommt, sondern rockiger. Ganz sicher aber auch, weil Gordon und Moore so gut singen wie lange nicht mehr. mehr lesen / lire plus

NADINE MONFILS: Madame Edouard

La tentative de Nadine Monfils de monter une comédie policière sur fonds de Vieux Bruxelles échoue glorieusement, malgré la présence de têtes célèbres comme Michel Blanc, ou Josiane Balasko. L’histoire est décousue, l’humour plat et même le jeu des stars ne vaut pas le détour.

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ICIAR BOLLAIN: Te doy mis ojos

Reconquérir sa propre personnalité: „Te doy mis ojos“ retrace les efforts difficiles d’une femme violentée pour se défaire de sa dépendance. Un film saisissant sur la violence conjugale.

Une femme est en train de plier bagages, elle ramasse en vitesse des vêtements dans une valise, réveille son petit garçon, quitte l’appartement avec lui. La peur qui la pousse à prendre la fuite est tellement forte que, dans le bus qui va la transporter vers un refuge provisoire, elle remarque qu’elle est encore en pantoufles.

Ce petit détail va se révéler symbolique dans l’histoire de Pilar, femme maltraitée. Sa relation avec Antonio se caractérise par la dépendance: femme au foyer, timide, elle est aussi sans véritable contact avec le monde extérieur. mehr lesen / lire plus

FOTOGRAFIE: Gratwanderer am Rande der Gesellschaft

Seine Fotos zeigen eine Welt, in der das Leben den Rhythmen des „Doïna“ folgt. Was er „weit weg von unserer bequemen Sicherheit“ erlebte, erzählte uns der sozial engagierte Fotograf Patrick Galbats.

Was bedeutet „Doïna“?

Doïna ist ein rumänischer Volksgesang, der einen Seelenzustand ausdrückt, vergleichbar mit dem portugiesischen Fado oder dem Blues. Diese Musik ist sehr eng mit dem Lebensgefühl der Roma verbunden, die ich auf meinen Reisen durch Rumänien getroffen habe. Doïna ist aber auch der Name einer luxemburgischen Asbl, die sich für rumänische Kinder und Frauen in Not einsetzt. Deren Mitglieder haben mich dazu bewegt, meine Fotoarbeit in Rumänien anzufangen. mehr lesen / lire plus

EUROPAWAHL 2004: Wer rettet Europa?

Nun hat er sogar den Segen der Europa- Grünen: Jean-Claude Juncker soll die EU aus der Krise führen. Doch im eigenen Land herrscht EU-Chaos. Denn wer Luxemburg in Brüssel und Straßburg vertritt, ist bislang unklar.

Streicheleinheit für den Ratspräsidenten Bertie Ahern
(Foto: Tom Wagner / SIP)

Am Ende sind die WählerInnen Schuld. Genauer gesagt, das Luxemburger Elektorat. Nicht nur, dass CSV-Spitzenkandidat Jean-Claude Juncker aus den Nationalwahlen als Meistgewählter hervorging, auch in der Europawahl ist er mit über 40.000 Stimmen einsame Spitze. Und während ein bedrängter Premier alle Angebote für den Präsidentenposten der EU-Kommission mit dem Verweis auf seine klare Wiederwahl weit von sich weist, führen diejenigen, die ihn mit allen Mitteln nach Brüssel locken wollen, sein gutes Abschneiden bei der Europawahl ins Feld: Mit dem deutlichen Vorsprung seiner Partei bei den Nationalwahlen könne Juncker getrost nach Brüssel gehen – schließlich ziehe auch der klare Sieg bei der Europawahl eine gewisse Verantwortung nach sich. mehr lesen / lire plus

LINKE UND WAHLEN: Veränderung vertagt

Die LSAP in Koalitionsverhandlungen, die Grünen gestärkt, Déi Lénk in der außerparlamentarischen Opposition. Kein Grund zum Jubeln.

„Eng aner Welt ass méiglech“, versicherte Déi Lénk auf ihren Wahlplakaten. Aus dem schlechten Abschneiden der linken Gruppierung könnte man schließen, dass eine andere Welt doch nicht möglich ist – oder zumindest nicht erwünscht. Doch was Déi Lénk als Slogan aufgegriffen hat, wie vor ihr die GlobalisierungskritikerInnen, zieht sich seit Jahrhunderten wie ein roter Faden durch die Geschichte der Linken: die Aussicht auf eine andere, bessere Welt.

Bei der LSAP ist dieser Faden reichlich ausgedünnt. In welchem Maße und wie die Welt zu verändern wäre, darüber gehen die Meinungen in der Partei weit auseinander. mehr lesen / lire plus

NOTIZ: Die schöne Welt des Delvaux

Die Ausstellung „Paul Delvaux in den Privatsammlungen“ läuft noch bis zum 26. September.

Er ist ein Maler der Züge, der Akte und der Skelette. Die Arbeiten am Luxemburger Bahnhof zeigt der junge Paul Delvaux noch impressionistisch inmitten dampfender Loks. Später positioniert er nackte Frauen vor Ruinen antiker Städte. Die Kreuzigung stellt er 1954 allein mit Skeletten dar und löste damit auf der Biennale in Venedig einen Skandal aus. Die Werke des Belgiers stellt das Musée national d’histoire et d’art jetzt anlässlich seines zehnten Todestages aus. Bei einem Rundgang lassen sich einzelne Schaffensphasen gut erkennen. Leider werden aber die für Ausstellungen absolut notwendigen Zusatzinformationen förmlich in die Ecke gedrängt. mehr lesen / lire plus

ESCHERANGE: La Cremaillère

41, rue Principale, 57330 Escherange, Tel: 0033 3 82 50 25 56, 19-22h, außer Mo. und Di.

So leckere Tartes flambées können nur die Franzosen zaubern. Was für ein Glück, dass Frankreich so nah liegt – und damit auch „La Cremaillère“. Das kinderfreundliche Familienrestaurant in einem kleinen Kaff in der Lorraine, nur ein paar Autominuten von Düdelingen entfernt, hat sich auf die pizzaähnlichen Gerichte spezialisiert. In gemütlicher, ländlicher Atmosphäre, vom Koch mit Riesenschnauzbart persönlich beraten, lässt sich preiswert speisen.

Die Cremaillère ist kein Edel-Restaurant mit überbordender Speisekarte für luxemburgische Neureiche. Hierher kommt, wer in netter frankophoner Gesellschaft etwas Schlichtes essen will, wem Ambiente vor Schick geht – und wer sich auch mal vom jovialen Küchenchef augenzwinkernd tadeln lässt, weil er/sie die großen Portionen beim besten Willen nicht bewältigt hat. mehr lesen / lire plus

ALTERNATIVER ROCK: Who the Fuck

PJ Harvey – „Uh Huh Her“, Universal Island Records 2004

„… you think you are?“, kreischt Polly Jean Harvey. Und ehrlich, man kann ihr Genervtsein verstehen. Wohl keinE KritikerIn, die nicht auf die vermeintliche Düsterkeit verweist, welche die Sängerin umgeben soll. (Fast) alle mühen sich, die Hörbarkeit ihrer Musik zu messen – wobei freilich unterstellt wird, dass ein Album umso hörbarer wird, je weniger es sich Mainstream, Pop und dem großen Geld versperrt. Wer sich PJ Harveys siebtem Album Uh Huh Her so nähert, sollte es am besten gleich sein lassen. Die rotzige Gitarre, die kühl kalkulierte Melange aus Melodie und Disharmonie, die intimen, bisweilen ironischen Texte entziehen sich nämlich konventionellen Hörgewohnheiten. mehr lesen / lire plus

KEVIN MACDONALD: Touching the Void

Garantiert nicht schwindelfrei ist das Dokudrama um zwei Bergsteiger in den peruanischen Alpen. Filmautor Kevin MacDonald hat dem verzweifelten Überlebenskampf der beiden Alpinisten Simon Yates und Joe Simpson ein würdiges Denkmal gesetzt: mit actiongeladenen Spielfilmszenen in schwindelerregenden Höhen sowie ungeschminkten Aussagen aus Live-Interviews mit beiden Überlebenden.

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ALFONSO CUARON: Kein Zauber gegen Pubertät

Harry Potter ist kein Kind mehr. Regisseur Alfonso Cuarón zeigt im dritten Teil der Fantasy-Saga einen 13-Jährigen auf der Suche nach sich selbst – eine reife Leistung.

Eine Zitterpartie: Harry und Hermine bleibt nur ein zeitlicher Rückwärtsgang, um zu entkommen.

Harry schnappt sich seinen Koffer und verlässt wütend das Haus. Er ist es auch der plötzlich aus einer Kneipe rennt. Er hastet bis zu einem großen Stein und weint. Wenige Minuten später schreit er verbittert los. Kein Zweifel: Potter kommt in die Pubertät. „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, Teil drei einer Saga mit sieben Folgen, vollzieht hier eine entscheidende Wende – die auch in der Verfilmung gelingt: der Zauberlehrling verliert seine Naivität. mehr lesen / lire plus

TANZ: Die Schönheit des Einfachen

Anlässlich des Tanzfestivals „Cour des Capucins“ sprechen die beiden Choreographinnen Annick Pütz (32) aus Luxemburg und Anu Sistonen (41) aus Finnland über Ausgangspunkte und Zukunftsperspektiven.

Annick Pütz führt im Rahmen des Festivals ihr Solo-Programm „Foliabis“ auf.

Wie sind Sie beide zum Tanzen gekommen?

Anu Sistonen: Mit sechs brachte mich meine Mutter zum Ballett. Als ich 13 Jahre alt war, merkte ich, dass ich die Möglichkeit hatte, aus dem Tanz meinen Beruf zu machen. Deshalb zog ich allein nach Helsinki und lebte dort bei einer Freundin der Familie. Das war ein ziemlich großer Schritt. Ich weiß nicht, ob ich meine vier-jährige Tochter in ein paar Jahren schon loslassen könnte. mehr lesen / lire plus

PACS: Jein zum Ja-Wort

In Frankreich hat ein Bürgermeister zwei Männer getraut. Luxemburg bekommt unterdessen den Pacs. Doch eine Gleichberechtigung für Homosexuelle bedeutet dies noch lange nicht.

Noël Mamère hat es geschafft. Indem er am vergangenen Samstag zwei Männer miteinander verheiratete und damit die erste gleichgeschlechtliche Ehe Frankreichs schloss, hat der Bürgermeister des Gironde-Städtchens Bègles und Präsidentschaftskandidat von 2002 die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gelenkt – und die Homo-Ehe zum Thema im französischen EU-Wahlkampf gemacht. Ob die Ehe auch rechtskräftig ist, steht auf einem anderen Blatt. Bereits im Vorfeld hatte der Staatsanwalt von Bordeaux darauf hingewiesen, dass sie gegen den Code Civil verstoße. Justizminister Dominique Perben warf Mamère sogar Amtsmissbrauch vor. mehr lesen / lire plus

UMWELTPOLITIK: Mehr war nicht drin

Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt ein Sprichwort. Zieht man Bilanz in Sachen Umweltpolitik, so gibt es für die nahe Zukunft wahrlich nicht viel zu hoffen.

„Wir wollen mehr“, titelte der Kommentar der ersten woxx-Nummer, die zur Ökofoire 2000 erschien. Die Überschrift bezog sich auf die gerade angekündigten Solarstrom-Fördertarife. Nicht dass uns die Vergütungen zu niedrig erschienen – es waren die höchsten in Europa. Aber es war das erste positive Zeichen, das der seit einem Jahr amtierende Umweltminister Charles Goerens (DP) setzte – nach dem von den Liberalen verschuldeten Tram-Debakel und Rückschritten beim Naturschutz Bravo, schrieben wir deshalb, und forderten mehr von diesen ermutigenden Zeichen. mehr lesen / lire plus

EMIR KUSTURICA: La vie est un miracle

Dass Emir Kusturica mit viel Fantasie und ohne falschen Respekt vor Konventionen seine jugoslawischen Geschichten inszeniert, konnte man schon bei „Underground“ beobachten. Dieses Mal überspannt er den Bogen aber mächtig. Gackernde Hühner, weinende Esel und ein wilder Haufen dörfischer Stimmungskanonen – in all dem Klamauk geht die Tragik des Jugoslawien-Konflikts unter. Fast scheint es, als wäre der Krieg selbst Kusturicas Fantasie entsprungen.

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ROLAND EMMERICHS: Mit offenen Augen

Zieht euch warm an, die Eiszeit kommt. „The Day After Tomorrow“ zeichnet ein fatalistisches Bild der Auswirkungen der Naturkatastrophe – Kritik am Konsumverhalten bleibt dem Publikum erspart.

Dabei hatte er es doch kommen sehen: Klimaforscher Jack Hall (Dennis Quaid) versuchte vergeblich die Öffentlichkeit vor der neuen Eiszeit zu warnen.

Was haben „Der weiße Hai“ und „Erin Brockovich“ gemeinsam? In beiden Filmen ist das Böse besiegbar. In Roland Emmerichs „The Day After Tomorrow“ dagegen ist die angekündigte Naturkatastrophe so global, dass es sich kaum noch lohnt, dagegen anzukämpfen: Die von Menschen gemachte Erwärmung der Erdatmosphäre löst eine neue Eiszeit aus, welche die gesamte Nordhemisphäre trifft. mehr lesen / lire plus

MUSEK: Keng kleng karéiert Chaos-Kanner

„In Defence of Rock“ heescht déi zweet Compilatioun vum lëtzebuerger Label Winged Skull. De Rock muss verteidegt ginn, mee géint wat? De Giordano Bruno (24),
ee vun de Grenner vum Label, schwätzt iwwert d’Problemer vun der lëtzebuerger Underground Musikszeen.

„Mir sinn eng kleng Oppositioun“, seet de Giordano Bruno iwwert den Underground-Label Winged Skull.

Ween ass Winged Skull?

Winged Skull ass am Dezember 1999 entstan. Et war eng Idee vun dräi Leit, déi an dräi verschiddene Gruppen waren an öfters Concert’en a Café’en gespillt hun. Iergendwann hu mir gemierkt, dass awer verschidde Läit un deem interesséiert waren, wat mir do gezwafft hunn. mehr lesen / lire plus

EISENBAHN: Abgehängt

Die internationalen Hochgeschwindigkeitszüge fahren an Luxemburg vorbei. Der hiesigen Eisenbahn droht das Abstellgleis.

Der Ort des Treffens besaß hohen Symbolgehalt: Die beiden Eisenbahnergewerkschaften aus Belgien und Luxemburg wollten sich am Mittwoch in Jemelle auf halbem Wege entgegenkommen, um gegen die Verschleppung des Bahnprojekts Eurocap-Rail zu protestieren. Das Projekt soll die drei Europa-Hauptstädte Straßburg, Luxemburg und Brüssel miteinander verbinden. Auf der Teilstrecke zwischen den beiden letzteren Städten liegt der Bahnhof von Jemelle – fast genau in der Mitte.

Im besten Fall zwei Stunden und 13 Minuten dauert die Fahrt mit dem Zug von Luxemburg nach Brüssel. Für viele Reisende zu lange, denn die Züge zwischen den beiden Städten fahren mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometer. mehr lesen / lire plus

SICHERHEIT: Ablenkungsmanöver

Liegt es an den Junkies, wenn es im Bahnhofsviertel mit dem Kommerz bergab geht, wie „SOS Gare“ behauptet? Statt Angstmacherei wäre eine sachliche Analyse des Lebens im größten Viertel der Hauptstadt angebracht.

„Wir werden dafür sorgen, dass die Bürgermeister wo nötig die Polizei mit spezifischen Aufgaben zugunsten der Sicherheit der Bürger beauftragen können.“ Das ist ein Auszug aus dem Wahlprogramm der DP – allerdings nicht dem aktuellen, sondern dem von 1999. Sicherheit war damals eines der Themen, mit denen die DP (erfolgreich) ihre Wahlkampagne führte. Es ist aber auch eines, bei denen sie ihre Wählerschaft enttäuscht hat. Auf jeden Fall nutzen sowohl gutbürgerliche Initiativen à la „SOS Gare“ wie auch der hauptstädtische Geschäftsverband die Gelegenheit, um auf anscheinend zunehmende Sicherheitsprobleme aufmerksam zu machen. mehr lesen / lire plus

MARLON BRANDO: Retrospektive

Drei Filme aus jeweils einer Schaffensphase des Schauspieltitanen Marlon Brando zu dessen 80. Geburtstag: Die Rolle des Boxers und Gelegenheitsarbeiters Terry Malloy in Elia Kazans atmosphärisch dichtem Meisterwerk „On the Waterfront“ (1954) brachte ihm einen Oscar ein. Als exzentrischer Kopfgeldjäger Lee Clayton in „The Missouri Breaks“ (1975) rettet er einen eher schwachen Film. Der Anti-Apartheid-Film „A Dry White Season“ (1989) markiert Brandos Rückkehr auf die Leinwand nach neunjähriger Abstinenz. In einem 15-minütigen Auftritt brilliert der füllig gewordene Star als Bürgerrechts-Anwalt.

In der Cinémathèque mehr lesen / lire plus