EU-ASYLRECHT: Sicher, am sichersten – supersicher!

Vier Jahre lang diskutierten die Justizminister über ein EU-weites Asylrecht. Nun einigten sie sich in Luxemburg auf den kleinsten gemeinsamen Nenner – Flüchtlinge könnten noch effektiver abgewehrt werden.

Am Donnerstag, den 29. April, fiel in Luxemburg der Hammer. Die EU-Justiz- und Innenminister einigten sich nach vier Jahren zäher Verhandlungen auf eine Direktive für eine gemeinsame europäische Asylprozedur. Gerade noch rechtzeitig konnte sich die Runde der 15 MinisterInnen zu diesem Last-Minute-Deal durchringen: Nach dem 1. Mai hätten auch die zehn neuen EU-Mitgliedsstaaten mitreden dürfen.

Dies hätte die Einführung eines einheitlichen Asylrechts mit Sicherheit verzögert. Ob sich ein Warten letztendlich nicht gelohnt hätte, ist jedoch fraglich. mehr lesen / lire plus

LUXEMBURG: Fünf für Konsequenz

Luxemburg hat zum zweiten Mal die internationale Biennale der Farbfotografie organisiert. Gold holt Australien. Der Gastgeber geht leer aus.

Luxemburg ist jetzt neben Australien. Dabei hatte eine Jury dem Land gerade erst den Platz zwischen England und San Marino zugewiesen. Aber da fühlten sich die LuxemburgerInnen scheinbar in unpassender Gesellschaft und positionierten ihre Fotos stattdessen im Escher Theater ganz frech neben Australien. Sie sehen sich wohl noch wie im Kulturjahr 1995 in der ersten Reihe stehen, sind dabei aber im Schatten der Konkurrenz gelandet.

Wenn sie nicht hinter Khuu Kieng Longs Pfeifenrauch verblassen, so doch spätestens beim Urschrei eines australischen Aborigine, fotografiert von Ward Ron. mehr lesen / lire plus

MICHAEL SCHORR: Schultze Gets the Blues

Mit bewegungsloser Kamera fängt Dokumentarfilmer Michael Schorr in seinem ersten Spielfilm die kleinen Momente eines Frührentnerlebens ein. Ein humorvolles Roadmovie der besonderen Art, dem auch der etwas langatmige Einstieg nicht wirklich schadet. Für GenießerInnen!

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CID-FEMMES: Anecken erwünscht

Der 3. Girls‘ Day steht vor der Tür, und bei Christa Brömmel laufen die Telefone heiß. Die Mitarbeiterin vom Cid-femmes koordiniert den Mädchentag und ist auch sonst eher eine Macherin.

Ihr geht es um mehr, als die Grenzen zwischen Frauen und Männern zu durchbrechen: Christa Brömmel leitet das einzige Informationszentrum für Frauen in Luxemburg.

„Kaum sind die Handwerker im Haus, bleibt die Klobrille hochgeklappt.“ Die große schlanke Frau mit den braunen Haaren runzelt einen Moment verärgert die Stirn. Männer besuchen ihren Arbeitsplatz nicht sehr oft – und wenn, dann sind es meistens welche von der rücksichtsvolleren Sorte. Christa Brömmel arbeitet als Koordinatorin im Cid-femmes (Cid), dem einzigen Informations- und Dokumentationszentrum für Frauen in Luxemburg. mehr lesen / lire plus

PRESSEPUTSCH: Existenzielles Eigentor

Beim Machtkampf um das Pressegesetz gibt es einen großen Verlierer: den Journalistenverband. Seine Glaubwürdigkeit und seine Unabhängigkeit sind zerstört.

Luxemburgs Presse hat ihren Skandal. Doch statt als Berichterstatterin die bloßen Fakten zu übermitteln, steckt sie selbst mitten drin. Es geht um Manipulation und Machtmissbrauch. Und um ein Menschenrecht: die Freiheit und die Unabhängigkeit der Presse.

Am vergangenen Freitag haben rund 100 JournalistInnen einen neuen Vorstand für ihren Journalistenverband (ALJ) gewahlt. Fünf Vertreter der Verlagsgruppe Editpress gewannen die Wahl: Patrick Théry vom Quotidien, Lucien Montebrusco vom Tageblatt, René Hoffmann vom Jeudi, Roger Infalt vom Tageblatt und Jean-Marie Backes, ebenfalls Tageblatt.

Alles ganz demokratisch, wäre da nicht die Vorgeschichte gewesen. mehr lesen / lire plus

WIRTSCHAFT: Streicheln hier und Mahnen dort

Der Premierminister liefert eine Bestandsaufnahme zur Lage der Nation und erweist sich einmal mehr als Meister der politischen Psychologie. Einige heikle Themen bleiben jedoch außen vor.

Der Premierminister hat Frühlingsgefühle. „Wir sehen den Frühling ganz deutlich“, sagte Jean-Claude Juncker am Dienstag während seiner Rede zur Lage der Nation und meinte damit den Aufschwung der hiesigen Wirtschaft. Schließlich erwartet die EU-Kommission für Luxemburg ein Wachstum von 2,4 Prozent. Nach einer konjunkturellen Schwächephase also wieder alles bestens?

Von wegen! Während Juncker in der Chamber die Wirtschaftspolitik seiner Regierung schönredete, gingen in Düdelingen mehr als 2.000 Menschen auf die Straße, um gegen den Abbau von rund 1.000 Stellen zu demonstrieren. mehr lesen / lire plus

TOM LUCAS ET MARC WILWERT: photon-lu de la galerie virtuelle à l’expo réelle

Depuis 2000, l’Internet sert de vitrine aux jeunes photographes de photon.lu. Créé par Tom Lucas et Marc Wilwert, le site se définit comme un forum ou lieu de rencontre, destiné aux aficionados de la photo et à ceux et celles qui s’expriment à travers ce médium. Sur cette plate-forme internationale, les photographes montrent, selon la dynamique évolutive propre au site, des échantillons de leurs travaux.

Pour la première fois, une expo commune à la Kulturfabrik présente les oeuvres des membres de photon.lu. En réunissant ainsi douze artistes très différents et pas moins de séries d’oeuvres, l’expo fait de l’hétéroclite son fil rouge. mehr lesen / lire plus

DAVID KOEPP: Secret Window

Das Trauma beginnt, als ein Schriftsteller (Johnny Depp) seine Frau mit einem anderen im Bett erwischt. Es folgen die vielleicht längsten Selbstgespräche der Filmgeschichte. Die Stephen King-Verfilmung „Secret Window“ ist ein psychologischer Thriller, der nur am Ende schockt: Johnny Depp hat plötzlich die Haare gekämmt und seinen abgewetzten Bademantel gegen eine gepflegte Garderobe ausgetauscht.

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PATTY JENKINS: Schaurig-schönes Negativ

Patty Jenkins Regiedebüt überzeugt vor allem wegen der Schauspielerin Charlize Theron. Ansonsten bleibt der Film über eine Prostituierte, die aus Wut und Rache zur Mörderin wird, zu sehr an der Oberfläche.

Lee bei ihrer Lieblingsbeschäftigung. (Foto: Filmverleih)

Prägnanter hätte sie kaum sein können – die Figur, die Regisseurin und Drehbuchautorin Patty Jenkins für ihren Debüt-Langfilm „Monster“ ausgewählt hat. Lee, gespielt von Charlize Theron, ist eine Prostituierte und Amerikas wohl berühmteste Serienmörderin. Bis zum Oktober 2002 hat Lee, die eigentlich Aileen Wourno hieß, tatsächlich gelebt – bevor sie mit der Giftspritze im Todestrakt von Florida hingerichtet wurde.

Wenn man ihre Biografie denn als Leben bezeichnen kann. mehr lesen / lire plus

TOURISMUS: Stop and Go

Luxemburgs Touristikunternehmen haben sich ihre neueste Attraktion im Ausland abgeguckt: Sightseeing im roten Cabrio-Doppeldeckerbus, selbst für Rucksack-
TouristInnen kein Grund zum Boykott.

„Da wohnt Peter Pan. Siehst du die Mini-Fee“, ruft ein Junge mit blauem Käppi und zeigt auf eine Turmspitze. „Nein, da ist ein Flieger“, widerspricht ein anderer. Das Jugendstil-Bauwerk mit violetten Steinen beflügelt die Phantasie der Kinder. Vielleicht ist es aber auch die Luft, die den sieben Jungen im oberen Stockwerk des neuen Luxemburger City-Sightseeing-Bus um die Nase weht.

Elisabeth Engel ist keine Touristin, aber die Tour lässt sie sich nicht entgehen. Spontan verlegt sie den Kindergeburtstag ihrers siebenjährigen Sohnes in den Bus. mehr lesen / lire plus

HANDWERK: Jobmaschine mit Imageproblemen

Woanders werden Arbeitsplätze vernichtet, im Handwerk entstehen welche. Doch SchulabgängerInnen interessieren sich nur wenig für eine Ausbildung in dem Boomsektor.

Sie kommen zu spät, erzeugen Lärm und Schmutz, sind zu teuer, und dann machen sie auch noch ihre Arbeit nicht so, wie die KundInnen sich es wünschen – die Liste der Vorwürfe ist lang, denen HandwerkerInnen ausgesetzt sind. Ob gerechtfertigt oder nicht, ohne HandwerkerInnen geht es nicht, vor allem nicht für in der luxemburgischen Wirtschaft.

Stellenabbau, Firmenpleiten, steigende Arbeitslosigkeit – Luxemburg ist in den Sog des europaweiten Konjunkturtiefs geraten. Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums sieht Zentralbank-Chef Yves Mersch sogar den Ruf des Landes in Gefahr. mehr lesen / lire plus

TRAITE DES FEMMES: La fin des cabarets?

Le gouvernement abolit les visas d’artistes – une riposte (trop) tardive au phénomène du trafic d’êtres humains.

C’est à travers une petite phrase laconique dans le résumé des travaux du dernier Conseil de gouvernement qu’une inflexion majeure de la politique gouvernementale a été révélée: „Dans le cadre des mesures de lutte contre la traite des êtres humains, l’Etat luxembourgeois n’émettra plus d’autorisations pour les ressortissants d’Etats non membres de l’Union européenne souhaitant travailler à Luxembourg comme ‚artiste de cabaret‘ ou dans une activité similaire, avec effet au 1er mai 2004.“ La discrétion fut telle que la plupart des organes de presse ne se sont même pas attardés sur la nouvelle – sauf un. mehr lesen / lire plus

JEAN-JACQUES ARNAUD: Deux frères

„Was für ein Blick!“ und „Oh wie süß!“ dürfte den meisten beim Anblick der zwei Hauptfiguren in Jean-Jacques Annauds neuestem Film „Deux frères“ in den Sinn kommen. 20 halbwegs zahme Zirkustiger und eine exzellente Kameraführung machen dieses Märchen um zwei gestreifte Brüder möglich, die – zunächst vom Schicksal getrennt – sich eines Tages in einer Arena gegenüberstehen.

Im Utopolis mehr lesen / lire plus

FATIH ATKINS: Provokation ist Programm

„Gegen die Wand« ist eine radikale Geschichte von Liebe und Rebellion. Und nicht nur das: Fatih Akins Film ist ein Stück deutsch-türkischer Realität, ausgezeichnet mit dem „Goldenen Bären“.

„Willst du mich heiraten?“, fragt Sibel den Alkoholiker Cahit in der Psychiatrie. Mit Liebe hat das nichts zu tun.

„Warum ich? Ich bin ein Penner«, brüllt der heruntergekommene Alkoholiker Cahit (Birol Ünel) durch den Bus. „Weil meine Eltern dich akzeptieren würden. Du bist Türke.“ Die wesentlich jüngere Sibel (Sibel Kekilli) sitzt ihm schräg gegenüber, heulend und Blut verschmiert. Zum zweiten Mal hat sie sich die Pulsader aufgeschnitten.

Sibel meint es Ernst. Sie will raus aus dem Gefängnis ihres traditionsbewussten Elternhauses, einer türkischen Enklave in Hamburg. mehr lesen / lire plus

THEATER: Die Grenzgängerin

Marion Poppenborg bewegt sich zwischen Regie und Schauspielerei hin und her, zwischen Stücken in deutscher und französischer Sprache. Erstmals steht sie mit der Gruppe Maskénada auf der Bühne.

Ein gern gesehener Gast in Luxemburg: Zurzeit spielt Marion Poppenborg mehrere Rollen in Frédéric Frenays
Inszenierung von „The Elephant Man“ in der Escher Kulturfabrik.

Mrs. Kendal weiß, dass sie Illusionen verkauft. Als Schauspielerin hat sie ein Gespür dafür, dass vieles im Leben nur Maskerade ist. In dem „Elefantenmenschen“ John Merrick entdeckt sie einen verletzlichen, sensiblen Menschen. In den Augen der anderen ist er dagegen ein Monster – oder das Objekt wissenschaftlicher Studien.

Mrs. mehr lesen / lire plus

ARCELOR: Ende des Dornröschenschlafs

Der geplante Stellenabbau des Stahlkonzerns Arcelor kann als weiteres Signal für ein raueres soziales Klima im Großherzogtum gedeutet werden. Zweifel am Fortbestand des Luxemburger Modells sind wohl berechtigt.

Stahl made in Luxemburg? (Foto: Archiv)

Für die Stahlindustrie brechen glänzende Zeiten an. So sieht es zumindest Dieter Ameling. „Der Werkstoff Stahl ist gegenwärtig gefragt wie nie zuvor in seiner langen Geschichte“, stellt der Präsident der Düsseldorfer Wirtschaftsvereinigung Stahl fest und spricht sogar von einem „weltweiten Hunger nach Stahl“, ausgelöst durch den wirtschaftlichen Aufholprozess in vielen Schwellenländern. Nach einem Anstieg der globalen Rohstahlproduktion im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 964 Millionen Tonnen rechnen Branchenkenner dieses Jahr mit einem weiteren Zuwachs auf mehr als eine Milliarde Tonnen. mehr lesen / lire plus

ETAT-PROVIDENCE: Subsidiarité contre solidarité

Faire payer plus aux riches permettrait-il de renflouer les caisses de l’assurance maladie? En considérant la valeur symbolique d’une telle mesure, cela apparaî t comme une fausse bonne idée.

Lancée par Jean-Claude Juncker il y a quelques semaines, l’idée d’une franchise pour les gens aisés au niveau des remboursements de l’assurance maladie soulève la question du pourquoi et du comment de l’Etat-providence („Sozialstaat“).

A première vue, rien de plus juste qu’une telle mesure. L’assurance maladie, en butte à des difficultés financières, se tourne vers ceux et celles auxquel-le-s on peut demander de payer plus. Les gens à revenus modestes continuent à être entièrement couverts et les riches sont couverts contre les grands risques qui entraî nent des coûts supérieurs à la franchise. mehr lesen / lire plus

Contre le monolinguisme: Language futures Europe

(RK) – Une seule langue, l’anglais, domine le web, lequel constitue néanmoins une formidable source d’informations sur toutes les autres langues de l’humanité. Un bon endroit pour partir à la découverte de cette richesse est la page de liens de Paul Treanor: „Language futures Europe“. Il y a là des liens vers des pages renseignant sur toutes les langues du monde, par exemple celle du Rosetta project. Ou vers des pages insolites, telles le Speech accent archive, où l’on peut écouter le même passage anglais lu par des personnes venues de pays différents, avec leurs accents respectifs. Mais „Language futures Europe“ aborde aussi les relations entre langues et politique. mehr lesen / lire plus

MELVIN VAN PEEBLES: „Fidèle à l’esprit du ghetto“

„Sweetback’s“ a été le premier film à succès qui a mis le vécu des Noirs américains au centre du récit. Cela a représenté une percée symbolique non dépourvue d’ambiguï té. Retour en arrière avec le réalisateur Melvin Van Peebles.

Le film „Sweet Sweetback’s baad asssss Song“ de Melvin Van Peebles vient de sortir en DVD. V. o. angl. sous-titrée fr., 160 mn. Bonus: Entretien avec Melvin Van Peebles; et „The real Deal“; Filmographie en images. Zone 2; Editions: Arte Video)

Avec „Sweet Sweetback’s baad asssss song“, le réalisateur afro-américain Melvin Van Peebles a défrayé la chronique dans les années 1970 et inauguré, malgré lui, un nouveau genre cinématographique: Blaxploitation. mehr lesen / lire plus

JAZZ: Eric Alexander

Nightlife in Tokyo

(jitz) – A 34 ans, le saxophoniste américain Eric Alexander a sorti 16 albums personnels et a participé à plus de 70 productions d’autres musiciens de jazz plus ou moins renommés. Malgré cette activité débordante, il ne parvient pas vraiment à décoller. Et pourtant, il n’a rien à envier à d’autres saxophonistes de sa génération, comme le démontre de nouveau son CD récent Nightlife in Tokyo: gros son chaleureux, technique impeccable, et des idées mélodiques et harmoniques à profusion pour construire ses thèmes et ses improvisations. Peut-être qu’il n’y a plus de place dans la catégorie „jazz néo-classique“. mehr lesen / lire plus