„Pflegearbeit darf keiner Kosten-Nutzen-Rechnung unterliegen“

CID – Fraen an Gender und die Stadt Luxemburg organisieren am Mittwoch, dem 17. Juni, eine Video-Konferenz zum Thema Pflege und strukturelle Gewalt. Die Gästeliste verspricht unterschiedliche Perspektiven, die Veranstalter*innen mehr als das gemeinsame Bedauern der Umstände.

„Das soll keine One-Shot-Konferenz sein“, sagt Isabelle Schmoetten, Politikbeauftragte des CID – Fraen an Gender, im Interview mit dem Radiosender 100,7. „Die Konferenz soll Denkanstöße geben, die zur nachhaltigen Veränderung der Situation führen sollen.“ Gemeint ist die Video-Konferenz zu struktureller Gewalt in der Pflege, die am Mittwoch, dem 17. Juni um 17 Uhr via Zoom stattfindet. Drei Referent*innen sprechen mit Anne Schaaf, Moderatorin der Konferenz, über verschiedene Aspekte des Themas.

Tina Koch ist Generalsekretärin der Association nationale des infirmières et infirmiers du Luxembourg, psychiatrische Krankenschwester und Präsidentin des OGBL Equality – einer Sektion des OGBL, die sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt. Raoul Schaaf ist Sozialarbeiter, Sozialpädagoge und Direktor des Comité national de défense sociale. Er hat sich in seiner Abschlussarbeit mit Diskrimination in der Pflegearbeit auseinandergesetzt, unter anderem auch mit der Diskriminerung von Teammitgliedern innerhalb von Pflegestrukturen. Die Schauspielerin und Schriftstellerin Larisa Faber wirft den Blick gezielt auf den Umgang mit Demenzerkrankten. In ihrem Theaterstück „Disko Dementia“ (2018) brachte sie Gewalt gegenüber demenzkranker Menschen auf die Bühne. „Die Referent*innen haben gleich mehrere Zugänge zum Thema“, sagt Anne Schaaf im Gespräch mit 100,7. „Nicht nur kommen sie aus unterschiedlichen Bereichen: Dadurch, dass sie teilweise selbst in mehreren Strukturen arbeiten, beobachten sie verschiedene Formen der Gewalt.“

Pflege und strukturelle Gewalt gewann erst kürzlich an Aktualität: Mehrere Familienangehörige erhoben schwere Vorwürfe gegen die Leitung des CIPA Blannenheem, was den Rücktritt des Direktors, Jean-Paul Grün, nach sich zog. Es war unter anderem die Rede von der Streichung von Leistungen und einem ruppigen Umgang mit den Bewohner*innen. Die Care-Arbeit stand dieses Jahr aber auch im Mittelpunkt des Frauenstreiks. Hier ging es vor allem um die gesellschaftliche und politische Wertschätzung der Care-Berufe. „Die aktuelle Situation ist eine Steilvorlage für die Forderungen, die wir beim diesjährigen Frauenstreik gestellt haben“, sagt Schmoetten. „So dramatisch die sanitäre Krise auch ist: Sie offenbart, wie wichtig die Care-Arbeit ist und zeigt die Dringlichkeit, mit der wir über ihren Stellenwert in der Gesellschaft sprechen müssen. Pflegearbeit darf keiner Kosten-Nutzen-Rechnung unterliegen.

Anders als ursprünglich geplant, halten die Referent*innen keine Einzelvorträge. Die Diskussion wird im großen Kreis geführt. Es soll um Politik, Kommunikation und vor allem auch um Lösungsansätze gehen, wie die Moderatorin Anne Schaaf auf 100,7 betont. „Wir wollen uns nicht nur zusammen über die Probleme beklagen, sondern uns auch bemühen Lösungen finden. Wir wissen, dass das nicht leicht ist. Wir werden in der Konferenz keine Märchen erzählen“, sagt sie. „Das Thema ist komplex. Wir haben anderthalb Stunden Zeit – ich hoffe, wir kommen gut durch.“

Wer an der Konferenz teilnehmen will, muss sich bis zum 16. Juni via secretariat@cid-fg.lu anmelden. Der entsprechende Link zur Veranstaltung wird unmittelbar vor der Konferenz verschickt. Wortmeldungen, Anregungen, Kommentare, Fragen – all dies ist per Chat möglich. Eine Video- und Audioteilnahme der Zuschauer*innen selbst gibt es nicht.


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