Rosa Lëtzebuerg: „Einzelne Nachrichten an den Künstler stellen Morddrohungen dar“

Im Zuge der Pride und einer geplanten Kinderbuchlesung von Tatta Tom kam es zur öffentlichen Hetze gegen queere Menschen. Jetzt bezieht Rosa Lëtzebuerg Stellung.

Die woxx kommentierte die Vorfälle letzte Woche im Edito, heute meldet sich die queere Organisation Rosa Lëtzebuerg in einer öffentlichen Stellungnahme zu Wort: Rosa Lëtzebuerg zeigt sich bestürzt über den Hass gegen LGBTIQA+-Menschen, der sich in den letzten Wochen vonseiten der ADR und den Nutzer*innen sozialer Netzwerke entladen hat.

Zeigte sich die Chambre des Députés während der Pride Week solidarisch indem sie die Pride-Flagge hisste und ihr Profilbild in Regenbogenfarben tauchte, lehnten Abgeordnete der ADR sowie deren Jugendsektion solche Aktionen vehement ab. Letztere posierte aus Protest gar mit einer „Roude Léiw“-Fahne vor dem Parlament. Rosa Lëtzebuerg erkennt darin die Herabsetzung von LGBTIQA+-Themen zur politischen Ideologie und kritisiert dies scharf. Zumal diese Attitüde der ADR, ihren Angehörigen sowie Gleichgesinnten zur Legitimierung der Idee dient, LGBTIQA+-Personen bräuchten weder Schutz noch Beistand im Fall von Diskriminierung.

Wie wichtig beides jedoch ist, zeigt ein weiteres Beispiel von Queerfeindlichkeit, auf das sich Rosa Lëtzebuerg bezieht. Die Escher Stadtbibliothek kündigte vor Tagen auf den sozialen Netzwerken eine Kinderbuchlesung mit der Drag Queen Tatta Tom an: Tatta Tom liest einem jungen Publikum kindgerechte Geschichten vor, die sie zu einem toleranten und respektvollen Miteinander anregen sollen. Auf die Ankündigung folgten etliche Hasskommentare gegen die Drag Queen, die Escher Bibliothek und queere Menschen allgemein. Die Kommentare, die unter anderem auf die Aufforderungen eines hauptstädtischen Gemeinderats der ADR hin entstanden sind, sprengen jede Form eines konstruktiven und respektvollen Argumentes und dürften in vielen Fällen von strafrechtlicher Relevanz sein“, so Rosa Lëtzebuerg in seiner Stellungnahme. „Einige Kommentare und persönliche Nachrichten an den Künstler enthalten Aufrufe zum Hass, einzelne stellen sogar Gewalt- und Morddrohungen dar.

Ähnlich wie die woxx spricht Rosa Lëtzebuerg von queerfeindlichen Narrativen, die aus dem Ausland importiert wurden: Auch die AfD aus Deutschland oder die US-amerikansiche Alt-Right-Bewegung schüren die Angst, Drag-Lesungen und queere Inhalte könnten zur Frühsexualisierung von Kindern beitragen. „Nicht nur die Umstände und Tatsachen der Lesung selbst, sondern die empirische Forschung belegt, dass es keine Frühsexualisierung gibt“, kontert Rosa Lëtzebuerg. Es sei pure Boshaftigkeit Kinderbuchlesungen von Drags mit sexuellen Inhalten in Verbindung zu bringen.

Die Tatsache, dass sich den Protesten in Luxemburg zahlreiche Privatpersonen anschlossen, belege, dass ein Teil der Öffentlichkeit die Meinungen und Botschaften rechtskonservativer Politiker*innen unterstütze. Letztere würden dies im Wahlkampf nutzen, um auf Kosten queerer Menschen Stimmen zu gewinnen.

Am Ende fordert Rosa Lëtzebuerg die konsequente Verfolgung von strafrechtlich relevanten Hassbotschaften und Gewaltdrohungen, aber auch wirksame Maßnahmen zum Schutz, der Anerkennung und Gleichberechtigung queerer Künstler*innen und Akteur*innen. „Im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts sollten wir imstande sein, respektvoll miteinander umzugehen und Vorurteile durch konstruktive Gespräche abbauen zu wollen“, beendet die Organisation ihr Schreiben ernüchtert. „Wir laden daher alle ein, die Fragen zu queeren Themen haben und ihren Horizont erweitern möchten, zu einem konstruktiven Dialog mit uns oder anderen Akteuren im LGBTIQ+ Bereich.

Inzwischen haben neben Rosa Lëtzebuerg elf weitere Organisationen (Amnesty International Luxembourg, Caritas, Centre LGBTIQ+ Cigale, Centre pour l’égalité de traitement, CID Fraen an Gender, Commission consultative des Droits de l’Homme, Familljen-Center, OKAJU, Ombudsman fir Kanner a Jugendlecher, Uni.lu LGBT+ students‘ association, Richtung22) einen Brief unterzeichnet, in dem sie sich entschieden für den Kampf gegen Queerfeindlichkeit aussprechen, beziehungsweise mit ihrer Unterschrift ihr Engagement für queere Menschen bestärken.


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