Welt-Orang-Utan-Tag: Gründe des Verschwindens der größten Menschenaffen-Gattung

Der 19. August ist der Welt-Orang-Utan-Tag. Zu diesem Anlass veröffentlicht die woxx einen Leser*innenbrief der Orang Utan Help Lëtzebuerg asbl.

Am 19. August ist der Welt-Orang-Utan-Tag. (Foto: pxhere.com)

Diese Primatengattung aus der Familie der Menschenaffen teilt 97 Prozent der DNA mit dem Menschen – im indonesischen bedeutet Orang „Mensch“ und Hutan „Wald“ – Orang-Utans sind also „Waldmenschen”. Die rothaarigen Menschenaffen sind die größten auf Bäumen lebenden Tiere der Erde. Mehr noch als alle anderen Primaten sind sie an ein Leben in den Baumkronen angepasst. Wird der Regenwald zerstört, verlieren die Orang-Utans ihre Nahrungsgrundlage und ihren ganzen Lebensraum. Ein Orang-Utan wird in der Wildnis im Schnitt 50 Jahre alt. Die Schwangerschaft eines Weibchens dauert ca. neun Monate, das Baby bleibt noch die ersten sechs bis acht Jahre bei der Mutter, um alles nötige zu lernen, um später in der Wildnis überleben zu können. Orang-Utans bekommen in ihrem Leben maximal zwei bis drei Kinder. Da der Wildtierhandel so boomt, sind kleine Orang-Utan-Babies sehr „wertvoll“. Um ein Orang-Utan-Baby seiner Mutter zu entziehen, muss man die Mutter töten, denn sie kämpft bis zum Tode um ihr Kind. Dies bedeutet, dass für jedes Orang-Utan-Baby ein weiblicher Orang-Utan gestorben ist, was die Population sehr aus dem Gleichgewicht bringt, da immer weniger Weibchen existieren.

Traurigerweise gehört der Orang-Utan heute zu den am schnellsten verschwindenden Spezies weltweit, und er steht auf der Liste der stark vom Aussterben bedrohten Tiere. Heute schätzt man, dass noch etwa 57.000 wilde Orang-Utans existieren. Die International Union for Conservation of Nature (IUCN) schätzt einen Rückgang von etwa 85 Prozent. Etwa 50.000 dieser Tiere gehören der Spezies des Borneo-Orang-Utan an, welcher, wie der Name vermuten lässt, auf der Insel Borneo zuhause ist. Die restlichen 7.000 leben auf der indonesischen Insel Sumatra. Hier unterscheidet man zwischen den Sub-Spezies Tapanuli-Orang-Utan (800 Tiere) und Sumatra Orang-Utan.

Die Gefahr des Aussterbens der Orang-Utans ist vor allem auf das schnelle Verschwinden ihres Lebensraumes zurückzuführen. So sind laut Index Mundi allein zwischen 2008 und 2018 über 5 Millionen Hektar Palmöl-Plantagen angepflanzt worden, auf denen sich zuvor Regenwald befand (bis heute wurden mehr als 14 Millionen Hektar Regenwald zerstört). Dies entspricht einer Abholzungs-Rate von etwa zwanzig Mal der Fläche Luxemburgs, also pro Jahr zweimal die Fläche Luxemburgs oder 1,4 Fußballfeldern pro Minute. Palmöl wird als billigstes Öl weltweit unter anderem in einer Vielzahl von Nahrungsmitteln und Kosmetik-Produkten genutzt. Die EU ist drittgrößter Abnehmer für Palmöl weltweit, ca. 50 Prozent des Palmölexportes geht nach Europa, was vor allem auf die Nutzung von Palmöl im Bio-Diesel zurückzuführen ist. Um Flächen für Palmöl-Plantagen zu schaffen, wird oft Brandrodung betrieben, meist auch illegal. Leider geraten diese Brände oft außer Kontrolle. Diese jährlichen Brände führen zu einem noch schnelleren Aussterben der Tiere, sind aber auch ein riesiges Problem für die Bevölkerung des Landes, die selbst auf dem Land unter einer wesentlich schlechteren Luftqualität leiden müssen als vergleichsweise die Luft in den Großstädten der Welt.

Neben der Abholzung für Palmöl und Soja sind auch Minen und Tropenholz der Hauptgrund für das Verschwinden des Lebensraumes der Orang-Utans. Eine weitere Gefahr ist das illegale Halten der Tiere durch Unternehmen sowie Privatpersonen. Diese werden teils einfach als Haustiere gehalten, teils zur Belustigung von Touristen als Einnahmequelle genutzt. So werden sie in Käfigen gehalten, in Boxkämpfen zur Schau gestellt oder in kleinen Tiershows vorgeführt. Weibliche Orang-Utans werden sogar teilweise in Bordellen als billige Prostituierte ausgenutzt.

Um zum Schutz der Orang-Utans beizutragen, ist es wichtig, Produkte zu vermeiden, die aus dieser Entwaldung resultieren. Wir müssen daher unbedingt den Kauf von Tropenholz vermeiden. In Bezug auf Palmöl ist es notwendig, beim Kauf von Lebensmitteln wachsam zu sein und die Zusammensetzung der Produkte zu überprüfen. Hierzu gibt es viele Smartphone-Apps, die uns über die Zusammensetzung des Produkts informieren. Im Allgemeinen sollten Sie verarbeitete Produkte (Fertiggerichte) vermeiden und Produkte bevorzugen, die andere Öle (Raps, Sonnenblumen, u.ä.) enthalten und lokalen Ursprungs sind.

Orang Utan Help Lëtzebuerg asbl unterstützt verschiedene Projekte in Indonesien, die darauf abzielen, beschlagnahmte Tiere zu rehabilitieren und wieder auszuwildern, Regenwald zu schützen oder neuen Regenwald anzupflanzen. Die Mission unseres Vereins ist es, die Bevölkerung in Luxemburg über die Gefahr zu informieren, der diese Tiere ausgesetzt sind. Darüber hinaus sammeln wir Spenden durch verschiedene Spendenaufrufe oder durch den Verkauf von Produkten im Zusammenhang mit Orang-Utans. Zum einen bieten wir z.B. Orang-Utan-Plüschtiere an, aber auch Produkte (Schokolade, Zucker, Kaffee), die es der lokalen Bevölkerung in Indonesien ermöglichen, nicht vom Ölpalmenanbau abhängig zu sein. Um den Orang-Utans helfen zu können, benötigen wir jedoch Ihre Hilfe. Für weitere Informationen zu unseren Projekten laden wir Sie herzlich dazu ein, uns auf Facebook zu besuchen oder auf unserer Internet-Seite www.orangutan.lu oder uns per mail auf orangutanlux@gmail.com zu kontaktieren.

Für Orang Utan Help Lëtzebuerg asbl
Claude Schiltz


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