Wie der kostenlose öffentliche Verkehr zum Erfolgsmodell werden kann (1/3)

Am 1. März geht es los: Der öffentliche Transport in der zweiten Klasse ist in ganz Luxemburg kostenlos. Damit mehr Menschen von dem Angebot profitieren können, sind aber noch gewaltige Anstrengungen vonnöten.

Foto: CC BY-SA GilPe

Es ist wohl die Maßnahme der Neuauflage der blau-rot-grünen Koalition, die für das meiste Aufsehen und für die meisten Diskussionen gesorgt hat: Der öffentliche Transport wird in Luxemburg bald kostenlos sein. Ähnlich wie Straßenbau- und -unterhalt, Polizei, Rettungsdienste, der öffentliche Wald und viele andere staatliche Dienste wird auch der öffentliche Transport von Steuergeldern finanziert.

Im Mobilitätskonzept Modu 2.0, das im Juni 2018 veröffentlicht wurde, stand zwar noch nichts von kostenlosem öffentlichen Transport – die Maßnahme wurde erst bei den Koalitionsverhandlungen Ende 2018 ausgeknobelt – dafür aber Lob auf die günstigen Tickets in Luxemburg. Dabei wurde kräftig mit den Zahlen getrickst, wie die woxx damals bemerkte. Am Donnerstag argumentierte Mobilitätsminister François Bausch (déi gréng) wieder mit der gleichen Grafik. Der Kern der Aussage ist jedoch nicht falsch: Der Ticketverkauf hat nur einen kleinen Teil der Kosten für die Öffis in Luxemburg ausgemacht.

Insgesamt kostet der laufende Betrieb des öffentlichen Transports in Luxemburg jährlich etwa 566 Millionen Euro. Davon waren bisher lediglich acht Prozent durch den Ticketverkauf gedeckt. Von den rund 66 Millionen, die bisher dadurch in die Kassen flossen, bleiben nur noch die Einnahmen für die erste Klasse, die ja weiterhin bestehen bleibt. Auf der offiziellen Website mobilitegratuite.lu wird die Frage, warum man die erste Klasse beibehält, übrigens damit beantwortet, dass man „einem Großteil der 1. Klasse-Kunden weiterhin den gewünschten Service“ biete wolle. Da der Unterschied zur zweiten Klasse vor allem in (meistens) freien und andersfarbigen Sitzen besteht, wird dies wohl ohne weiteres möglich sein.

Dadurch, dass Ticketkontrollen und -verkauf wegfallen, kann ebenfalls ein wenig Geld gespart werden. Die Ängste der CFL-Angstellten, dass ihre Jobs in Gefahr sein könnten, haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Trotzdem werden Schalter geschlossen (zum Beispiel in Ettelbrück, was dem dortigen Schöffenrat überhaupt nicht gefiel) und beim RGTR-Busnetz werden keine CFL-Mitarbeiter*innen mehr für Kontrollen gebraucht. Letzteres spart etwa 320.000 Euro im Jahr.

Dadurch, dass der öffentliche Verkehr kostenlos wird, wird die Nachfrage jedoch nicht unbedingt zunehmen. Ticketpreise haben zwar einen Einfluss auf die Nachfrage nach öffentlichem Transport, viel wichtiger ist jedoch das Angebot an Infrastruktur, Takt, Verlässlichkeit und auch Bequemlichkeit. Wenn überfüllte, verspätete und selten fahrende Züge und Busse kostenlos sind, wird sich dennoch niemand mehr reinquetschen.

Wie die Verkehrswende in Luxemburg praktisch aussehen könnte, erfahren Sie im zweiten Teil unter diesem Link.


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