Eine ivorische Diva
Die Elfenbeinküste und die Stadt Abidjan waren lange das Mekka für afrikanische Kunst und Musik, bis Militärputsch und Bürgerkrieg dem ein trauriges Ende setzten. Um so schöner ist es, wieder etwas von Dobet Gnahoré zu hören, die 1999 von dort fliehen musste. Sie hat nach ihrem Debut 2004 jetzt mit Miziki ihre fünfte Platte herausgebracht, die alles, was man von modernen Produktionen klanglich erwarten kann, enthält und unüberhörbar ivorisch ist. Gnahoré singt auf Französisch und auf Bété – einer der 70 Sprachen in der Côte d’Ivoire – Balladen und muntere Up-Tempo-Nummern, die auch mal richtig rockig werden. Bis auf ein Stück stammen alle Kompositionen von Gnahoré. Die Texte sind oft politisch: „Education“ verlangt Schulbildung für alle Kinder, „Akissi la Rebelle“ feiert die selbstbewusste afrikanische Frau. Mit markanter und variabler Stimme zelebriert Gnahoré 12 Stücke besten ivorischen Afro-Pops, klanglich voll auf Höhe der Zeit und doch in der Tradition verwurzelt.
Dobet Gnahoré – Miziki (LA Café)
Iranische Klangperlen
Persische bzw. iranische Musik hatte schon vor Jahrhunderten erheblichen Einfluss auf die Kulturen der Nachbarregionen, bis hin nach Nordindien. Auf Delâshena lässt sich bestens erkunden, worin die Faszination dieser Musik besteht. Shadi Fathi, die in Teheran in eine kurdisch-iranische Familie geboren wurde, spielt bravourös das uralte Saiteninstrument Setar und die daraus später entwickelte Shourangiz. Bijan Chemirani, Spezialist für persische Perkussionsinstrumente wie die klassische Zarb, ist seit vielen Jahren ein begehrter musikalischer Begleiter zahlreicher bekannter Künstler. Er wuchs in einer Musikerfamilie auf, die in den 1960er-Jahren von Iran nach Frankreich umsiedelte. In Marseille trafen beide vor 2 Jahren aufeinander und haben jetzt ein erstes Album veröffentlicht, bei dem das perfekte Zusammenspiel überzeugt und auf dem Shadi Fathi auch 2 Gedichte rezitiert. Eine hoch spannende und intensive Platte, die die Zuhörer in die Welt aktueller iranischer Instrumentalmusik entführt und nur dann enttäuscht, wenn sie nach 50 Minuten endet.
Shadi Fathi & Bijan Chemirani – Delâshena (Buda Musique)
Die Renaissance der Sami-Musik
Solju ist ein Mutter-Tochter-Duo aus Finnland. Beide gehören dem Volk der Sami an, einem der europäischen Urvölker auf dem heutigen Gebiet von Schweden, Norwegen, Russland und Finnland. Nachdem sie jahrhundertelang gravierender Diskriminierung und Unterdrückung ausgesetzt waren, scheint die Kultur der Sami aktuell eine echte Renaissance zu erleben. Ulla Pirttijärvi und Hildá Länsman, alias Solju, beherrschen den einzigartigen traditionellen Sami-Gesang Joik, der annäherungsweise wie eine freie Form improvisierten Jodelns klingt, aus dem Effeff. Die Begleitung reicht vom Einsatz üblicher akustischer Instrumente über den Synthesizer bis zum Streicherensemble und trägt die samischen Kompositionen einfühlsam. Der Name des Albums von Solju, Odda Àigodat (Neue Zeiten), beschreibt passend, wie hier die Tradition der Sami beeindruckend innovativ in die Gegenwart transportiert wird. Wer diesen leider immer noch recht weißen Fleck auf der musikalischen Landkarte Europas erkunden will, muss hier zugreifen.
Solju – Odda Áigodat/New Times – (Bafe’s Factory/Nordic Notes)
Juli – Top 20
1. Fatoumata Diawara – Fenfo (Shanachie/ Wagram) Mali
2. Catrin Finch & Seckou Keita – Soar (Bendigedig) GB/Wales/Senegal
3. Dobet Gnahoré – Miziki (LA Café) Elfenbeinküste
4. The Turbans – The Turbans (Six Degrees) GB/Fusion
5. Samba Touré – Wande (Glitterbeat) Mali
6. Shadi Fathi & Bijan Chemirani – Delâshena (Buda Musique) Iran
7. Toko Telo – Diavola (Anio) Madagaskar
8. Koum Tara – Koum Tara (Odradek) F/Algerien
9. Nancy Vieira – Manhã Florida (Lusafrica) Kap Verden
10. El Naán – La Danza de las Semillas (El Naán) Spanien
11. Monsieur Doumani – Angathin (Monsieur Doumani) Zypern
12. Bombino – Deran (Partisan) Niger
13. Ammar 808 -– Maghreb United (Glitterbeat) Tunesien/Algerien/Marokko
14. Solju – Odda Áigodat (Bafe’s Factory/Nordic Notes) Finnland
15. Amsterdam Klezmer Band & Söndörgo – Szikra (Vetnasj) NL/Ungarn
16. Arat Kilo, Mamani Keïta, Mike Ladd – Visions of Selam (Accords Croisés) F/Mali/USA
17. Rahim AlHaj Trio – One Sky (Smithsonian Folkways) Irak
18. Anandi Bhattacharya – Joys Abound (Riverboat) Indien
19. Djeneba & Fousco – Kayeba Khasso (Lusafrica) Mali
20. Invisible System – Bamako Sessions (Riverboat) GB/Mali
Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.