Willis Tipps: März 2020

Ambolley quicklebendig

Nicht nur in Nigeria, sondern auch in Ghana stand die Wiege des Afrobeat, als dessen bekannteste Protagonisten Fela Kuti und Tony Allen gelten. Entwickelt hat er sich in beiden Ländern aus dem Highlife. Der Ghanaer Gyedu-Blay Ambolley ist einer der Musiker, die in Europa zu lange im Schatten der großen Namen standen. Der heute über siebzigjährige wurde in der Stadt Sekondi geboren und hat mehr als 30 Platten veröffentlicht. Einige seiner alten Scheiben sind in letzter Zeit wiederveröffentlich worden. 2017 erschien eine neue Platte und jetzt gibt es wieder eine: 11th Street, Sekondi. Die Stücke bewegen sich zwischen swingendem Highlife und Afrobeat mit seinem beeindruckenden Groove. Mit dunkler Stimme singt Ambolley über soziale und politische Probleme in seiner Heimat. Ein sehr schönes Album eines Urgesteins aus Ghana.


Gyedu-Blay Ambolley – 11th Street, Sekondi (Agogo Records)


Faszinierend unmodern

Pekko Käppi ist einer der Großen des finnischen Folk-Revivals, der vor 19 Jahren sein Debutalbum herausbrachte. Seit 2015 arbeitet er mit seiner Band K:H:H:L stark rockig und ist nun solo zu den Ursprüngen des finnischen Folk zurückgekehrt. Käppi hatte erst E-Gitarre gespielt und wechselte zu Beginn seiner Plattenkarriere zur uralten Jouhikko-Leier, die mit einem Bogen gestrichen wird. Diese kommt bei seinem aktuellen Album „Finnish Folk Songs Vol.1“ besonders gut zur Geltung und begleitet seinen ungekünstelten Gesang. Er hat alte finnische Volkslieder eingespielt und sich dabei von über 100 Jahre alten Wachszylinder-Aufnahmen eines karelischen Fischers inspirieren lassen. Entsprechend direkt und ungeschönt ist Käppis Platte dann ausgefallen. Beim Begriff Volkslied lassen die meisten reflexartig alle Rolladen herunter, weil das seit Jahrzehnten mindestens üblen Kitsch erwarten lässt. Pekko Käppi macht es ganz anders, nämlich puristisch, ehrlich, authentisch kantig und sehr berührend.


Pekko Käppi – Finnish Folk Songs Vol. 1 (Helmi Levyt)

Rockendes Haiti zum zweiten

2018 verblüffte die haitianische Sängerin Moonlight Benjamin mit ihrem Album Siltane, denn so knallig-rockig hatte zuvor noch niemand Musik aus Haiti zelebriert. Hier ist jetzt ihre neue Scheibe Simido, die am erfolgreichen Vorgängeralbum anknüpft. Wie vorher schon stampft ihre Band mit Bass, Drums, Keyboard und Gitarre, die gerne auch schon mal in den Surf-Modus fällt, den Boden fest, über dem sich die beschwörende Stimme der Voodoo-Pristerin entfaltet. Die Stücke sind nach dem gleichen Rezept zubereitet, wie auf Siltane, was aber keinesfalls stört, weil das Grundprinzip bestechend ist und die neuen Kompositionen keine Langeweile aufkommen lassen. Moonlight Benjamin singt in haitianischem Kréol und mit einer Stimme, die unter die Haut geht. Eine energische haitianische Shouterin auf rockigem Terrain. Einzigartig und – hier wiederhole ich mich gern – magisch!


Moonlight Benjamin – Simido (Ma case)

März- Top 20

1. Aynur – Hedûr · Solace of Time (The Orchard / Dreyer & Gaido) 
Türkei/Kurdistan
2. Lina_Raül Refree – Lina_Raül Refree (Glitterbeat) Portugal/Spanien
3. Antibalas – Fu Chronicles (Daptone) USA
4. Asmâa Hamzaoui & Bnat Timbouktou – Oulad Lghaba (Ajabu!) 
Marokko
5. Nelia Safaie – Songs from Lands of Silence (Kirkelig Kulturverksted) 
Iran
6. Sam Lee – Old Wow (Cooking Vinyl) UK
7.Ballaké Sissoko & Baba Sissoko – Sissoko & Sissoko (Homerecords.be) Mali
8. Maria Mazzotta – Amoreamaro (Agualoca) Italien
9. Evritiki Zygia · Ormenion (Teranga Beat) Griechland
10. Roberto Fonseca – Yesun (Mack Avenue) Kuba
11. Les Amazones d’Afrique – Amazones Power (Real World) Westafrika
12. Aziza Brahim – Sahari (Glitterbeat) Westsahara
13. Tautumeitas – Dziesmas no Aulejas / Songs from Auleja (CPL-Music) Lettland
14. Gwendoline Absalon – Vangasay (Ting Bang) La Réunion
15. Manhu – Voices of the Sani (Riverboat / World Music Network) VR China
16. Lakou Mizik – HaitiaNola (Cumbancha) Haiti
17. Sinafi Trio – Iho (Kalan Müzik) Türkei
18. Majid Bekkas – Magic Spirit Quartet (ACT Music + Vision) Marokko
19. V.A. · Léve Léve: São Tomé & Príncipe Sounds 70s-80s – (Les Disques Bongo Joe) Sao Tomé & Principé
20. Naïssam Jalal – Om al Aagayeb (Les Couleurs du Son) Syrien/F

Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.


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