Nationalismus: „Das Proletariat hat kein Vaterland“


Nationalismus ass op der politescher Landkaart net nëmme riets ze fannen. Och an der Gauche gëtt mat schwammege Konzepter vu kollektiver Identitéit jongléiert. Dobäi ass de Sozialismus vu sengem Prinzip hir internationalistesch.

Och an der Gauche gëtt alt op Konstrukter wéi „Vollek“ an „Natioun“ gesat: hei e Poster vun der franséischer kommunistescher Partei vun 1970. (Quell: http://www.amolenuvolette.it)

Virun e puer Méint hat ech mam Justin Turpel, Ex-Deputéierte vun „Déi Lénk“, op Twitter e kuerzen Austausch zum Thema kollektiv Eegenaarten. Hien hat nämlech de 17. Oktober lescht Joer an enger Carte blanche op RTL am Kader vun enger Kritik un der EU Folgendes gesot: „A wat mech nach stéiert ass, datt all Effort fir lokal, national a regional Eegenaarten ze verdeedegen an ze stäerken – sief et d’Sprooch oder d’kulturellt Schafen – direkt als nationalistesch bzw. mehr lesen / lire plus

Arbeitszeitverkürzung: Kurs auf die Dreißigstundenwoche?

 

Statt einer generellen Reduzierung der Wochenarbeitszeit, wie sie in den 1980er-Jahren gefordert wurde, haben sich in Europa vor allem Flexibilisierungs- und Teilzeitmodelle durchgesetzt. Doch mit der angekündigten Dimension der Digitalisierung stellt sich die Frage neu – auch in Luxemburg.

Zunächst sahen die Gewerkschaften in der Arbeitszeitverkürzung vor allem ein Mittel, die Gesundheit des männlichen Arbeiters zu erhöhen und die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen – das klassische Rollenmodell wurde nicht in Frage gestellt. (Quelle: CGT, 1912, Collection Photothèque IHS-CGT.)

11. November 1918, Esch-Alzette. In zwei Wirtschaften halten Sozialistische Partei und Berg- und Hüttenarbeiterverband große Versammlungen ab. Am Tag des Waffenstillstands in Europa formulieren sie ein radikales Reformprogramm, in dem neben der Ablösung der Luxemburger Monarchie durch eine „Volksrepublik“ die Einführung des allgemeinen Wahlrechts, die Verstaatlichung der Eisenbahnen und der Eisenindustrie gefordert werden. mehr lesen / lire plus

Art moderne 
: Passeur de modernité


Une exposition à Liège retrace la vie et le métier de Paul Rosenberg, marchand d’art français. Les curateurs ont réussi leur pari d’offrir, « en suivant l’itinéraire d’un homme, un panorama historique du 20e siècle »*.

Paul Reosenberg avec un tableau de Matisse, fin des années 1930. (© Archives Paul Rosenberg New York / MoMA, © DR.)

« Mes arlequins ! Mes arlequins ! Mes arlequins ! » Ce rappel en forme de supplique, Paul Rosenberg l’adresse, en 1921, à Pablo Picasso, en retard vis-à-vis de son marchand d’art avec sa production d’œuvres pour une exposition. Tous deux âgés de 40 ans, ils se connaissent alors depuis 1918, Rosenberg étant rapidement devenu le galeriste de Picasso. mehr lesen / lire plus

Kulturkampf: De Kleeschen, d’Schoul an d’Trennung vu Kierch a Staat


De sougenannte Kleeserchers-Gate wor vläicht net méi wéi e Gerücht, mee d’Reaktioun vum Educatiounsminister Claude Meisch ass et awer derwäert, datt een drop zréck kënnt. Et gëtt nämlech en historesche Précédent.

„Seid ihr fromme Kinder gewesen? 
Verdient ihr Nüsse oder den Besen?“ 
wwert de spirituellen, pedagogesche respektiv kulturelle Sënn vu Kleeserchersdag kann ee gedeelter Meenung sinn. Mee ob kathoulesch Helleger an d’Schoul gehéieren, ass eng aner Fro. (Quell: WikiCommons, Zeechnung vum Karl Kronberger an der Gartenlaube vun 1880.)

An allen Uewenecke geet Riets vum Zinniklos. Sou heescht et an engem ale Kleesercherslidd. Am rezente „Kleeserchers-Gate“, un deem sengem Ufank e Facebook-Post vum CSV-Politiker Marc Spautz stoung, wor dat suguer nach no Kleeserchersdag selwer de Fall. mehr lesen / lire plus

Weinbau: Warten auf das Marketingkonzept

Klasse statt Masse, dieses Motto wurde auch in der rezenten Parlamentsdebatte zur Lage des Weinbaus betont. Doch auch der beste Wein muss an die Kundschaft gebracht werden.

(Fotos: woxx)

Bestgehütetes Geheimnis: Die Qualität des Luxemburger Weins ist oft hoch, nur die Kundschaft kriegt das nicht unbedingt mit. (Fotos: rw)

„Same procedure“ hieß es am Dienstag in der Chamber. In regelmäßigen Abständen verlangt der eine oder die andere Ost-Abgeordnete, mehr über die Lage im Luxemburger Weinbau zu wissen; diesmal war es die Oppositionspolitikerin Octavie Modert. Doch war ihre Rede nicht dazu angetan, den Minister ins Schwitzen zu bringen. Dabei kam die von ihr initiierte Orientierungsdebatte zur Lage des Weinbaus eigentlich gerade recht. mehr lesen / lire plus

Weinbau: „Die Stimmung ist miserabel“


In einem globalisierten Markt ist auch in Luxemburg der Weinhandel ein hartes Geschäft. Doch die Privatwinzereien scheinen sich im Konkurrenzkampf besser zu behaupten als das traditionelle Genossenschaftssystem.

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Lieber edler Riesling als billiger Rivaner? 
Für Vinsmoselle wird es immer schwieriger, im unteren Marktsegment zu bestehen – 
und das spüren auch die Winzerbetriebe, 
die der Kooperative angehören. (Foto: Renée Wagener)

In diesem Frühjahr feierte Vinsmoselle mit großem Pomp sein fünfzigjähriges Jubiläum. Es geht uns doch gut! lautete dabei der Subtext. Der liberale „Lëtzebuerger Journal“ titelte: „Eine luxemburgische Erfolgsgeschichte“. Doch hinter den Kulissen heißt es, die Traditionsgenossenschaft, der größte Luxemburger Weinproduzent, stehe unter starkem wirtschaftlichen Druck. mehr lesen / lire plus

Wein-Marketing: Professionalität tut not

Es ist nicht so, dass es kein Marketing für Luxemburger Wein gäbe. Doch welche Zielgruppen werden von ihm angesprochen? Bislang stand vor allem eine einheimische, traditionelle Kundschaft im Fokus. Eine Marketing-Studie von öffentlicher Seite ist schon lange in Arbeit – zu lange, finden viele.

Die Weinprinzessinnen sterben nicht aus – sie vermitteln jedoch nicht das Bild eines modernen Marketing. (Foto: Renée Wagener)

Die Weinprinzessinnen sterben nicht aus – sie vermitteln jedoch nicht das Bild eines modernen Marketing. (Foto: Renée Wagener)

Manche sagen, die Einführung der Appellation „Crémant de Luxembourg“ vor 25 Jahren, zu der Zeit also, als es mit Rivaner und Elbling bergab ging, sei die Rettung der Luxemburger Weinbranche gewesen. Robert Ley, Leiter des Weinbauinstituts, formuliert die „success story“ so: „Der Crémant kam gerade zur rechten Zeit. mehr lesen / lire plus

Judendeportationen: „Aussiedlung nach Osten“

Vor 75 Jahren verließ auf Befehl der Nazi-Machthaber der erste Deportationszug Luxemburg. Wie reagierten die jüdische Kultusgemeinde und die Mehrheitsgesellschaft?

„Dienst an der Volksgemeinschaft“: In einer Notiz im „Tageblatt“ wurde mit dem Euphemismus „nach dem Osten ausgesiedelt“ auf den ersten Deportationszug vom 16.10.1941 hingewiesen. (Quelle: e-luxemburgensia.lu)

„Dienst an der Volksgemeinschaft“: In einer Notiz im „Tageblatt“ wurde mit dem Euphemismus „nach dem Osten ausgesiedelt“ auf den ersten Deportationszug vom 16.10.1941 hingewiesen. (Quelle: e-luxemburgensia.lu)

„Luxemburg judenfrei“, titelte am 17. Oktober 1941 das von den nationalsozialistischen Machthabern gleichgeschaltete „Tageblatt“: „In dem Bestreben, der Volksgemeinschaft einen Dienst zu leisten, sind gestern die im Bereich des Chefs der Zivilverwaltung noch ansässig gewesenen Juden nach dem Osten ausgesiedelt worden.“ Nachdem zuvor, durch Eigeninitiative oder auf Druck der Gestapo, immerhin fast drei Viertel der im Mai 1940 ansässigen 3907 Juden und Jüdinnen nach Frankreich und Belgien gelangt waren, markiert der 16. mehr lesen / lire plus

Zäitgeschicht: Hierscht 1991 – 
en Non-Lieu de Mémoire

De 25jährege Jubiläum vum Zesummebroch vum sowjetesche System am Hierscht 1991 gëtt an Europa net gefeiert. Am Contraire, besonnesch an Osteuropa gëtt deen Zesummebroch am Réckbléck net als Befreiung, mee als Katastroph erliewt.

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August 1991: De Boris Jelzin hëlleft de Putsch géint de Gorbatschev ofwieren. (Foto: Wikimedia / www.kremlin.ru)

Dëser Deeg hunn sech eis däitsch Nopere mat hirem „Tag der deutschen Einheit“ wéi all Joer un de Fall vun der Mauer tëscht BRD an DDR erënnert. De Mauerfall vum 9. November 1989 wor och scho Stoff fir eng Rei vu Filmer. Hien huet awer just den Ufank vun engem Prozess markéiert, deen sech duerch eng ganz Rei vun Evenementer ausgezeechent huet: den Zesummebroch vum Ostblock a vun der Unioun vun de Sowjetrepubliken. mehr lesen / lire plus

Biolandwirtschaft: Wo Milch und Honig fließen

Mit dem Fall der europäischen Milchquote ist die Luxemburger Milchbauernschaft in Bedrängnis geraten. Die Biobauern-Genossen-
schaft musste ebenfalls nach neuen Wegen für die Überwindung der Krise suchen. Doch mit der Schaffung der betriebseigenen Molkerei in Bascharage sind die grundsätzlichen Probleme der Milchproduktion nicht behoben.

Auch in der Biomilchverarbeitung 
ist Technik angesagt. Hier der Pasteurisator der Biog-Molkerei 
in Bascharage. (Foto: Renée Wagener)

Auch in der Biomilchverarbeitung 
ist Technik angesagt. Hier der Pasteurisator der Biog-Molkerei 
in Bascharage. (Foto: RW)

Die Kleinen hatten gewarnt. Als vor über einem Jahr der Plan konkret wurde, die EU-Milchquotenverordnung abzuschaffen, geschah dies vor allem auf Druck jener Großbetriebe, die bereits den Weg einer stark industrialisierten Milchproduktion eingeschlagen hatten. Sorgen um die Zukunft mussten sich die kleineren Betriebe machen. mehr lesen / lire plus

II. Vatikanisches Konzil
: „Man darf die Juden 
nicht als von Gott verflucht darstellen“

Im zweiten Teil der Serie über den Paradigmenwechsel im öffentlichen Umgang mit Judentum und Antisemitismus steht die katholische Kirche im Fokus. Dieser Wandel, der 1965 in die päpstliche Erklärung „Nostra Aetate“ von 1965 mündete, hatte auch Auswirkungen auf den Luxemburger Katholizismus.

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Das „Logo“ von „Nostra Aetate“, der päpstlichen Erklärung von 1965, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil ausgearbeitet wurde. 
Sie war ein Meilenstein im Umgang der Kirche mit den nichtchristlichen Religionen. (Quelle: www.vanleer.org.il)

„In the shadow of Auschwitz, old ideas of Jewish deficiency and guilt sounded obscene (who could say that God destined Jews to suffer against the background of the extermination camps?), mehr lesen / lire plus

Eichmann-Prozess: „… jeweils auf Befehl 
des Reichssicherheits
hauptamts …“


Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es lange, bis die nationalsozialistische systematische Deportation und Ermordung von Juden und Jüdinnen ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit drang. Den Umschwung markierte in den Sechzigerjahren der „Eichmann-Prozess“.

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Erst ab den Neunzehnhundertsechzigerjahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz zum europäischen Erinnerungsort. (Foto: PerSona77/wikimedia)

„Nazi-fostered anti-Semitism is flourishing here and making life difficult for the few hundred Jews who have returned […]. Of these, many are returning to France or going to Belgium, having found Luxembourg an unhappy home.” So zitierte eine jüdisch-amerikanische Presseagentur im Juni 1945 den Luxemburger Henri Cerf, Mitarbeiter des SHAEF (Hauptquartier der alliierten Streitkräfte). Die jüdischen RückkehrerInnen seien mit der negativen Haltung von Beamten, aber auch mit der Regierungsentscheidung konfrontiert, eine Reihe von ehemals arisierten Geschäften und Häusern unter Sequester zu stellen. mehr lesen / lire plus

Regierungsvollmachten
: Außer Kontrolle?

Ist es in Zeiten des Terrorismus notwendig, den Verfassungsparagrafen zu erweitern, der in Notfällen das Regieren ohne gesetzliche Grundlage ermöglicht? Und ist diese Regelung überhaupt noch zeitgemäß? Ein geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklung des „état d’urgence“.

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Notstandsgesetze haben einen schlechten Ruf: In Deutschland etwa führten die Debatten von 1968 zu massiven Protesten der „Außerparlamentarischen Opposition“ (APO), die darin eine Einschränkung demokratischer Grundrechte sah.

„Je n’ai pas envie d’avoir un débat à la Chambre pour déterminer si on se trouve dans une crise internationale ou nationale“. So äußerte sich Premierminister Xavier Bettel am 27.11.2015, kurz nach den Attentaten von Paris. Zwei Monate später, am 20. mehr lesen / lire plus

Flüchtlingskrise in den 1930ern (2): „Menschlichkeit ist unser höchstes Prinzip“

1937 trat die Arbeiter-Partei in die Regierungskoalition ein. Wie gestaltete sich die Flüchtlingspolitik des sozialistischen Justizministers?

Der Fall der „MS St. Louis“ steht beispielhaft für die Lage der jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland. Dem deutschen Flüchtlingsschiff wurde in Kuba die Aufnahme der Passagiere verweigert und die „St. Louis“ musste zurück nach Europa. Die Flüchtlinge wurden auf Großbritannien, Frankreich, Belgien und die Niederlande aufgeteilt, nachdem das jüdische „Joint Distribution Committee“ finanzielle Garantien gegeben hatte. Auch Luxemburg hatte sich zunächst bereit erklärt, Flüchtlinge aufzunehmen.

Der Fall der „MS St. Louis“ steht beispielhaft für die Lage der jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland. Dem deutschen Flüchtlingsschiff wurde in Kuba die Aufnahme der Passagiere verweigert und die „St. Louis“ musste zurück nach Europa. Die Flüchtlinge wurden auf Großbritannien, Frankreich, Belgien und die Niederlande aufgeteilt, nachdem das jüdische „Joint Distribution Committee“ finanzielle Garantien gegeben hatte. Auch Luxemburg hatte sich zunächst bereit erklärt, Flüchtlinge aufzunehmen. (Foto: Wikipedia)

Als im November 1937 erstmals eine Koalition von Rechts-Partei und Arbeiter-Partei die Regierung übernahm, ging der Posten des Justizministers an den Sozialisten René Blum. mehr lesen / lire plus

Schlüsselfiguren der Politik der Dreißigerjahre: Albert Wehrer

webexclu201601renee_wehrerWehrer, geboren 1895, war der Sohn eines „Besitzers“. In Jugendjahren hatte er als Mitglied der „Nationalunio’n“ nationalistischem Gedankengut angehangen und sich dabei anscheinend auch nicht an den antisemitischen Äußerungen dieses Vereins gestört. Ab 1919 taucht sein Name auch in den Spalten der Zeitung „D’Natio’n“ auf. Kurze Zeit später wurde er Mitglied des Zentral-Komitees und dessen Sekretär.

Wehrer zeigte auch inhaltliches Engagement, indem er Vorträge zu den „Grundprinzipien des Nationalismus“ hielt. In diesen bezog er sich auf Männer des 19. Jh., wie den demokratischen Nationalisten Mazzini oder den katholischen Nationalisten Déroulède, aber auch auf rechtskonservative, antisemitische Autoren wie den royalistischen Katholiken Maurras und den rechtsnationalistischen Barrès sowie den deklariert antisemitischen Journalisten und Politiker Léon Daudet. mehr lesen / lire plus

Schlüsselfiguren der Politik der Dreißigerjahre: Pierre Krier

webexclu201601renee_krierPierre Krier, Jahrgang 1885, war eine der zentralen Figuren der Gewerkschaftsbewegung und der Arbeiter-Partei. Zunächst eher dem linken Flügel zugehörig, zeigte der Eisenbahner bereits bei der Spaltung zwischen Sozialdemokratie und kommunistischer Partei eine Neigung, zum moderaten Realpolitiker zu werden. Dass es in der Arbeiter-Partei in den Dreißigerjahren zu einem Flügelkampf gekommen war, wurde spätestens beim Abwehrkampf gegen das Maulkorb-Gesetz offenbar. Als Vertreter des Gewerkschaftsflügels, der einen gemeinsamen Kampf mit der kommunistischen Partei aufs Entschiedenste ablehnte, stand er vor allem seinem Abgeordnetenkollegen René Blum diametral gegenüber, der sich der „Antifaschistischen Volksfront“ anschloss.

Auch Pierre Krier, der als Arbeitsminister für die Erteilung von Arbeitsermächtigungen für AusländerInnen zuständig war, versuchte auf dem Parteitag von Petingen im November 1938 rhetorisch den Spagat zwischen Arbeitersolidarität und repressiver Ausländerpolitik zu vollziehen: „Ich bin ein guter Luxemburger, ich bin auch ein Mensch. mehr lesen / lire plus

Schlüsselfiguren der Politik der Dreißigerjahre: Joseph Bech

webexclu201601renee_bechBech, Jahrgang 1887, Rechtsanwalt, stammte aus einer wirtschaftsbürgerlichen Familie, die von Diekirch an die Mosel umgezogen war. Noch unter dem Zensuswahlrecht errang er zum ersten Mal ein Abgeordnetenmandat. Wirtschaftsliberal und politisch konservativ, wurde Bech 1921 Unterrichtsminister, dann im Anschluss an die gescheiterte Prüm-Regierung 1926 Staats- und Außenminister.

Ihm wird nachgesagt, dass er unter dem Eindruck der revolutionären Ereignisse gegen Kriegsende zum Kommunistenhasser geworden sei. Bech scheint aber auch wenig Vertrauen in die demokratischen Neuerungen gehabt zu haben, die die Verfassung von 1919 hervorgebracht hatte. Auch seine Regierung griff systematisch auf das Vollmachten-Gesetz von 1915 zurück, das es im Wirtschafts- und Arbeitsbereich ermöglichte, am Parlament vorbei Beschlüsse zu fassen. mehr lesen / lire plus

Geschicht: Schlüsselfiguren der Politik der Dreißigerjahre

webexclu201601renee_govVon 1926 an wurde Luxemburg von einer rechtsliberalen, ab November 1937 von einer rechtssozialistischen Koalition geführt; in beiden Zusammenschlüssen dominierte die Rechtspartei. Personell bestand eine Kontinuität, die vom Tandem Bech-Dupong bestimmt wurde. Als die Arbeiterpartei Ende 1937 in die Regierung eintrat, befand sie sich in der schwächeren Position, denn politisch konnten Pierre Krier und René Blum kaum als Gespann bezeichnet werden. Ab April 1940 trat Victor Bodson an Blums Stelle.

Die Fremden- und Flüchtlingspolitik wurde in den Dreißigerjahren sowohl vom Justiz- als auch vom Außenministerium gestaltet. Während Joseph Bech als Außenminister in den ersten Jahren seinen liberalen Justizminister Norbert Dumont weitgehend in den Hintergrund drängte, gelang es dessen Nachfolger, dem Sozialisten René Blum, das Heft wieder in die Hand zu nehmen. mehr lesen / lire plus

Schlüsselfiguren der Politik der Dreißigerjahre: Pierre Dupong

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Pierre Dupong, 1885 geboren und zunächst ebenfalls Rechtsanwalt, war einer der Begründer der Rechts-Partei. Auch er wurde noch im Ersten Weltkrieg Abgeordneter und war ab 1926 in der Bech-Regierung Finanz- und Arbeitsminister.

Pierre Dupong wird gegenüber Bech oft als Vertreter eines christlich-sozialen, arbeiterfreundlichen Flügels der Rechtspartei dargestellt. In solchen Darstellungen wird jedoch den Ursprüngen der christlich-sozialen Bewegung wenig Beachtung geschenkt, die auf rechtskatholische, aber auch antisemitische Politiker wie Karl Lueger, den Bürgermeister von Wien, oder den österreichischen Kanzler Ignaz Seipel zurückging, auf den sich später die austrofaschistische Regierung berief. Der deutliche Bezug auf das austrofaschistische Modell zeigte sich auch im Eintreten der Rechtspartei für die berufsständische Ordnung auf christlicher Basis, die mit der „aktiven Gutwilligkeit“ des neuen Staatsministers in das Programm der Rechtspartei einfließen sollte. mehr lesen / lire plus

Schlüsselfiguren der Politik der Dreißigerjahre: René Blum

webexclu201601renee_blum2Eine der ambivalentesten Figuren war der 1889 geborene, aus wirtschaftbürgerlichem Elternhaus stammende Sozialist René Blum, von Beruf ursprünglich Rechtsanwalt. Ab 1911 gehörte er für einige Zeit der nationalistischen Organisation „Letzeburger Nationalunio’n“ an. Der Politikwissenschaftler Adrien Thomas hat darauf hingewiesen, dass er damals Thesen vertrat, die als xenophob und rassistisch gewertet werden können. Nach dem Ersten Weltkrieg trat Blum als Abgeordneter im Parlament auch gegen galizische Juden, die sogenannten Kettenhändler, auf. Andererseits kritisierte er die Regierung 1921 nach dem großen Streik wegen ihrer Ausweisungspolitik gegenüber den streikenden ausländischen KommunistInnen.

Mit diesen Widersprüchen stand Blum in der Arbeiterbewegung jedoch nicht allein, und als Abgeordneter wurde er eher dem linken Flügel der AP zugerechnet. mehr lesen / lire plus