Das neue Kleid des Aica-Kiosks sieht, zumindest bei Tageslicht, beschissen aus. Für KunstliebhaberInnen die dran vorbeilaufen ist die Enttäuschung groß: Durch die milchigen Glasflächen des Kiosks sieht man – nichts. Sind wir wieder bei Marcel Duchamp angekommen? Gibt es wieder Künstler, die die nie beantwortete – da nicht zu beantwortende – Frage nach dem immateriellen Wert der Kunst stellen, fast ein Jahrhundert nachdem diese Frage formuliert wurde? Darüber kann man lange nachdenken. Am Besten, man zieht sich dazu warm an und meditiert direkt vor dem Kiosk. Denn sobald das Tageslicht erlischt, erwacht das Häuschen zu neuem Leben: Rosarote Lampen gehen an und aus, die Scheiben aber bleiben undurchsichtig. Gerson Bettencourt Ferreira und Tommy Laszlo, die beiden Künstler, die dem Kiosk dieses Design verpassten, wollen wohl auf das anspielen, was sonst noch so hinter Fassaden mit roten Lichtern geschieht, im Bahnhofsviertel zumal. Durch den psychogeografischen Kontext erlangt diese scheinbar misslungene und harmlose Installation ganz neue Bedeutungen. Der enttäuschte Kunstliebhaber, der trotzdem noch irgendwas erkennen will, wird zum vulgären Gaffer. Und sieht, wenn er ganz nah ran geht – nur sein Spiegelbild.
Im Aica-Kiosk, bis zum 31. März
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