VIDEO: Seemannsgarn für jedermann

Sieben Minuten und vierundvierzig Sekunden, genau so lange dauert die Reise mit „La Nef? des Künstlers Gabriel Helfenstein aus dem Jahre 2007. Um diese Reise anzutreten, muss man sich lediglich ins „Centre culturel de rencontre Abbaye Neumünster? – oder nach Esch oder Echternach, eben da wo die „Konschtkëschten“ aufgestellt sind – begeben und in einem der vier braunen Ledersessel Platz nehmen.

Ein leises Blubbern, gefolgt von der tiefen Stimme des Erzählers, so startet das Video. Zu sehen ist ein Schattenspiel, bei dem sich die Schatten der Meeresoberfläche und eines kleinen Schiffes auf einem dunkelroten Hintergrund abzeichnen. Das ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn schon in der nächsten Szene blitzt und donnert es – Schreie ertönen, wahrscheinlich wurde jemand von Bord gespült. Eine schildkrötenähnliche Kreatur im gelben Regenmantel verschickt eine Flaschenpost und beobachtet den Sternenhimmel mit einem Fernrohr. Wahrscheinlich auf hoher See verirrt. Man weiß es nicht genau. Eine Jesus-ähnliche Figur bereitet ein Fischernetz vor und beißt gierig in ein Stück Fleisch. Schließlich wiederholt der Erzähler seinen Einstieg.

Schon sind die sieben Minuten und vierundvierzig Sekunden vorbei. Geblieben sind ein Eindruck und einige Fragen: Wie kommt der Künstler auf die Idee einer stürmischen Schifffahrt? Wollte er die Jagd auf die Rote Oktober fortführen oder einfach nur den vierten Teil von Fluch der Karibik drehen? Wenn ja, dann ist ihm weder das eine noch das andere gelungen. Wie kam der Künstler an die Hauptfiguren heran? Hat er die Schildkröte etwa aus der Augsburger Puppenkiste gefischt und den Jesus beim Kostümverleih entwendet? Zumindest kann man ihm nicht vorwerfen, er habe nicht versucht, Seemannsgarn zu spinnen. Gelungen ist ihm das aber nicht wirklich.

Ebenso misslungen ist die Platzierung des Bildschirmes in der Abbaye Neumünster: mitten in einem belebten Gang unter einer Treppe. Während die Empfangsdame sich lautstark mit Kollegen unterhält und das Telefon klingeln lässt, wird nebenbei noch gestaubsaugt. Über dem Bildschirm steht ganz groß „Konschtkëscht?, um nicht zu vergessen, dass es sich um einen der Kurzfilme des „D’Konschtkëscht – micro-espace de diffusion d’art vidéo en réseau? handelt. Das Video lief übrigens auch in der letzten Ausgabe des „Octobre Rouge“ Festivals in der Kulturfabrik.

Das Video „La Nef? von Gabriel Helfenstein läuft noch bis zum 31. August.
www.konschtkëscht.lu


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