INKLUSION: „Wenig hat sich getan“

Den 5. Mai begehen Menschen mit Behinderung europaweit als Protesttag für mehr Selbst-bestimmung. Joël Delvaux kämpft seit über 15 Jahren dafür. Im Inter-view mit der woxx spricht er über Barrierefreiheit, Gleichstellung und das Für und Wider von Modebegriffen.

Joël Delvaux: „Ich steh auch nicht morgens auf und denk mir‚ oh je, ich bin behindert.“

woxx: Wie weit ist es innerhalb der in Luxemburg bestehenden Strukturen überhaupt möglich, mit einer körperlichen Einschränkung selbstbestimmt zu leben?

Joël Delvaux: Also selbstbestimmt ? das setzt voraus, dass man akzeptiert, dass die behinderte Person weiß, was sie gerne möchte, und was ihre Lebensträume sind. Dass man die Betreffenden darin unterstützt, es zu erreichen, wie jeder andere Mensch auch. Die Sache ist die, dass sich eigentlich viel im Kopf abspielt, und da gibt es noch sehr viele Barrieren. Besonders in „geschützten Einrichtungen“, also in allem, was institutionell ist, überwiegt noch die Herangehensweise von „Papa und Mutti, die eigentlich das kleine Kind schützen“ – schon der Begriff „geschützt“ drückt das ja eigentlich aus. Und es ist dann eben noch sehr oft so, dass man die Person nicht wirklich darin unterstützt, ihre Ziele zu erreichen, dass man ihr Ziele vorschreibt oder sie sogar entmutigt, anstatt sie zu unterstützen. Manchmal ist das okay. Es gibt ja verschiedenartige Behinderungen. Und es gibt mit Sicherheit Leute, die in Schwierigkeiten kommen, wenn man sie gewähren lässt. Das kann aber auch Nicht-Behinderten passieren. Wie viele Jugendliche bringen sich in schwierige Situationen? Vielleicht muss man da noch eher sagen, o.k. man begleitet, man unterstützt, man zeigt vielleicht Alternativen, damit man das Risiko mindern kann, und wenn es schief läuft, ist man da, um die Person wieder aufzufangen. Aber hier in Luxemburg ist die Tendenz eher, zu sagen, wir lassen ihn gar nicht erst fallen, und damit er nicht fällt, lehren wir ihn erst gar nicht zu gehen.

Auch in Deutschland überwiegt gerade in Behindertenwerkstätten dieses Fürsorgedenken. Es scheint wichtiger, dass Menschen – schon wenn sie eine leichte geistige Beeinträchtigung haben – etwas Sinnvolles produzieren, zum Beispiel Decken häkeln, als darauf einzugehen, was der Mensch wirklich will ?

Ich denke, dass überall, wo es Werkstätten und geschützte Einrichtungen gibt, ist die Art und Weise wie die Sache angepackt wird, dieselbe. Egal, ob in Deutschland oder in Frankreich. In einer Struktur, die von Leuten gemanagt wird und in der man selbst eine der Zielpersonen ist, für die sie geschaffen wurde, ist man unvermeidlich in der Hierarchie der Schützling. Jetzt gibt es aber Alternativen, und die machen so langsam ihren Weg und zeigen ja auch, dass es funktioniert. Es gibt Länder, wo zum Beispiel die „persönliche Assistenz“ funktioniert und die Leute tatsächlich die Möglichkeit haben, ein Leben zu führen, das quasi nicht zu unterscheiden ist von dem des Nachbarn, der kerngesund ist. Natürlich braucht die Person dann immer noch Hilfe und ist angewiesen auf einen Dritten, aber das ist jeder von uns irgendwann. Du bist Journalistin und backst sicher nicht selbst dein Brot. Die Sache ist die: Will man es ermöglichen, dass jede Person ihr Leben so führen kann, wie sie es möchte, oder hat man die Tendenz, zu sagen: Wir sondern aus und machen alles, was nicht in den Rahmen passt, separat. Hier in Luxemburg ist leider das Letztere noch die vorherrschende Herangehensweise.

Gibt es nicht einige Bereiche – wie die Gebärdensprachübersetzung im Parlament -, in denen Luxemburg in Sachen „Barrierefreiheit“ auf EU-Ebene besonders fortschrittlich ist, also weiter ist, als andere Länder in Westeuropa?

Die Übersetzung in Gebärdensprache ? das ist wirklich das Verdienst von „Nëmme mat eis“. Der Verein hat sich seit seiner Gründung sehr stark dafür eingesetzt, dass bei jedem Gespräch ein Gebärdendolmetscher zur Verfügung gestellt wird, und wir haben mit Nachdruck gefordert, dass die parlamentarischen Angelegenheiten übersetzt werden müssen.

„Hier in Luxemburg gibt es eher die Tendenz zu sagen, wir lassen ihn gar nicht erst fallen, und damit er nicht fällt, lehren wir ihn erst gar nicht zu gehen.“

Das setzt sich jetzt langsam durch. Es ist schön, zu sehen, dass diese Forderung akzeptiert worden ist. Auf der anderen Seite setzt sich der Verein „daaflux“ in Luxemburg schon seit Jahren für Gebärdensprache ein. Es ist ein langer Weg. Frankreich hat mittlerweile eine systematische Übersetzung bei den parlamentarischen Anfragen im Fernsehen. Auf France2 hat man immer eine Einblendung in Gebärdensprache, nicht nur bei der Rede zur Lage der Nation. Die sind dann da schon weiter als wir in Luxemburg. Das Problem ist aber: Sich ein Bild davon zu machen, wo wir in Europa stehen, ist sehr schwer, weil es innerhalb der EU gar keine Harmonisierung der Behindertenpolitik gibt. In Luxemburg findet man Sachen, die genial sind und von denen in anderen Ländern nur geträumt werden kann, und andererseits gibt es Dinge in Belgien oder Frankreich, von denen wir hier in Luxemburg nur träumen. Das ist sehr unterschiedlich. Super ist bei uns, dass jeder Behinderte, der berufstätig ist, zugleich als „salarié“ anerkannt ist, einen Anspruch auf Arbeit hat und dementsprechend eine angemessene Entlohnung bekommt – nicht nur so ein Taschengeld. Ich wüsste nicht, dass es das noch anderswo gibt. Auch Transportmöglichkeiten für die Arbeit und die Schule sind garantiert. Man hat die Möglichkeit, einen Minibus anzufordern. Das heißt, wenn man den Status eines behinderten Arbeitnehmers hat, kann man beim Transportministerium eine Fahrt beantragen. Das gibt es im Ausland nicht.

Wie ist es überhaupt mit dem öffentlichen Transport in Luxemburg für Menschen, die einen Rollstuhl nutzen? Kannst du einfach den Bus nehmen?

Luxemburg fängt jetzt an, in diese Richtung zu gehen. Es klappt noch nicht 100prozentig. Es ist eher noch schwierig, weil man eben nie weiß, wann ein Niederflurbus mit einem geschulten Fahrer kommt. Es gab bis vor kurzer Zeit Situationen – ich habe selbst welche erlebt und auch von Freunden erzählt bekommen -, dass ein Niederflurbus kam, man einsteigen wollte und man dann wirklich vom Fahrer zu hören bekam: „Nimm doch den Behindertentransport!“ Zum Glück reagieren die Verantwortlichen der Gemeindeverwaltungen in Luxemburg sehr streng. Man braucht da nur anzurufen und die Nummer des Busses zu nennen – auch wenn man den Namen des Fahrers nicht kennt, wird der schon zurechtgewiesen. Dazu kommt, dass die neuen Busse auch alle vom Niederflur-Typ sein werden. Da wird sehr viel investiert, so dass sich das in absehbarer Zeit wesentlich verbessern wird.

„Man hat noch nicht die Bewegungsfreiheit wie andere Menschen.“

Allerdings haben wir dann noch immer nicht das Problem gelöst, dass wir ja nicht nur durch Luxemburg-Stadt fahren wollen. Ich will ja vielleicht auch meine Eltern in Petingen besuchen, und da wird es kompliziert. Die CFL-Überlandbusse haben ja alle Treppen. Mit denen ist es unmöglich, in den Süden zu kommen. Man ist auf den Spezialtransport angewiesen. Das Problem dabei ist, dass man diesen Bus nur 15-mal im Monat in Anspruch nehmen darf. Außerdem muss man diesen Service im Voraus bestellen, ist also an gewisse Zeiten gebunden. Ich kann zum Beispiel nicht jemanden besuchen, und wenn der Abend schön ist, spontan entscheiden, eine Stunde länger zu bleiben. Das geht nicht. Man hat also noch nicht die Bewegungsfreiheit wie andere Menschen.“

Auch in Luxemburg gibt es einen nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention. „Nëmme mat eis“ hat sich gegründet, um Druck auf die Regierung auszuüben. Wie steht es um die Umsetzung?

Also die Konvention wurde 2011 in Luxemburg ratifiziert, und daraufhin wurde ein Aktionsplan aufgestellt. Ein Jahr lang wurde daran gearbeitet mit unserer beratenden Teilnahme. „Nëmme mat eis“ hat sich – nachdem Luxemburg 2006 die Konvention unterschrieben hat und dann lange nichts passiert ist – als eine Art Kontrollorgan gegründet. Damit sich das Ganze auch im Sinne der UN-Konvention weiterentwickelt. Und „Nëmme mat eis“ hat sich dann auch verpflichtet, alle zwei Jahre einen Schattenbericht abzuliefern. Mittlerweile ist es aber so, dass das Aufgabenspektrum größer geworden ist. Es beschränkt sich nicht mehr auf den Schattenbericht. Es wird auch viel auf „Peer Consulting“ gesetzt, bei dem wir die Militanten ausbilden möchten, damit sie ihre Sache selbst verteidigen können.

Hat sich seit der Gründung von „Nëmme mat eis“ viel getan? Oder lassen konkrete Fortschritte bei der Mitbestimmung von Menschen mit Behinderung auf sich warten?

Konkret wurde die Gebärdensprachübersetzung im Parlament erreicht. Dann hat sich im Bewusstsein geändert, dass behinderte Personen jetzt mitbestimmen wollen und eben nicht mehr bereit sind, alles über sich ergehen zu lassen. Dass keine Experten mehr über sie bestimmen. Ansonsten hat sich verändert, dass sich Menschen mit verschiedenen Behinderungen untereinander stärker austauschen. Beispielsweise arbeiten bei „Nëmme mat eis“ Sehbehinderte mit körperlich Behinderten zusammen. Früher gab es das in dieser Form nicht. Es gibt zwar „info-handicap“, einen Dachverband, doch der schickt lediglich ein paar Informationen zwischen den Leuten hin und her.

„Leiden tut jeder von uns irgendwann mal, auch wenn er kerngesund war. Das hat eigentlich nichts mit der Behinderung zu tun.“

Aber eine reale Zusammenarbeit zwischen den Vereinen gab es bisher eigentlich nicht. Man kann aber nicht auf die Straße gehen und im Namen der Behinderten Dinge fordern, obwohl man eigentlich nicht mehr kennt als seine eigene Situation. Es ist ja nicht so, dass ich, bloß weil ich Rollstuhlfahrer bin, automatisch begreife, was eine Person mit Lernschwierigkeiten oder eingeschränkter Sehfähigkeit benötigt. Da ist es schon wichtig, dass wir zusammenkommen und unter uns einig werden.

Diskriminieren die Luxemburger Medien? Im Luxemburger Wort kann man ja zum Beispiel lesen, dass Menschen mit einer körperlichen Behinderung „an den Rollstuhl gefesselt sind“ oder „an ihrer Behinderung leiden“ ?

Ja wir hatten das als „Nëmme mat eis“ auch mal angesprochen und auch eine Pressemitteilung dazu veröffentlicht, weil wir denken, dass es an der Zeit ist, von diesen Begriffen wegzukommen. Sie vermitteln wirklich ein falsches Bild. Natürlich gibt es Menschen, die an ihrer Behinderung leiden, aber das betrifft dann eher Erkrankungen, die zu Behinderungen führen. Und leiden tut jeder von uns irgendwann mal, auch wenn er kerngesund war. Das hat eigentlich nichts mit der Behinderung zu tun. Ich stehe auch nicht morgens auf und denke mir „oh je, ich bin behindert“. Ich stehe auf und gehe meinen Tag an wie jeder andere auch und denke gar nicht daran, dass ich behindert bin. Das ist ja der Weg zur Normalität. Wenn man mich dann auf jemanden reduziert, der an den Rollstuhl gefesselt ist, oder auf jemanden, der eigentlich leiden müsste, also sorry, dann fühle ich mich natürlich nicht gleichgestellt. Dazu kommt auch, dass es ja eine komplett falsche Sichtweise ist, denn der Rollstuhl fesselt mich ja nicht. Der Rollstuhl entfesselt mich! Nur durch ihn habe ich ja überhaupt die Möglichkeit, mich frei zu bewegen. Der Rollstuhl ist nichts anderes als eine Brille oder ein Hörgerät. Der hilft einem Sachen zu machen, die andere Menschen ohne Hilfsmittel können.

Welche Aktionen wird es anlässlich des 5. Mai in Luxemburg geben?

Der 5. Mai ist ein Tag, den sich gerade „Nëmme mat eis“ immer für Protestaktionen vorgenommen hatte, da es ja sonst nur den 3. Dezember gibt. Den hatte aber „info-handicap“ bisher beansprucht, und da wir denen keine Konkurrenz machen wollten, haben wir gedacht, naja, der 5. Mai, so wie er in Deutschland gelebt wird, entspricht eher unserem Verständnis. So dass wir in den letzten zwei Jahren am 5. Mai immer Protestmärsche unter einem Motto veranstaltet haben. Im ersten Jahr stand ganz klar die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention im Mittelpunkt, im 2. Jahr die persönliche Assistenz. In diesem Jahr gibt es das Problem, dass der 5. Mai auf einen Sonntag fällt, an dem auch noch die Endprozession der Oktave stattfindet und es in der Stadt unmöglich ist, etwas zu veranstalten.

„In der Zeit, in der man sich um Begriffe streitet, geschieht immer noch nichts.“

Wir wären zwischen den vielen Menschen eher negativ aufgefallen oder in dem Trubel mit unseren Forderungen untergegangen. Jetzt trifft es sich gut, dass zwei Wochen lang in der gesamten Stadt Sensibilisierungswochen für „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ organisiert werden und die Möglichkeit besteht, dass andere Vereine die Plattform nutzen. So dass wir nun am 11. Mai gegen 15 Uhr eine Kundgebung machen werden, die diesmal aber eher ein Sit-In wird. Wir treffen uns da, dann wird es Musik und zwei, drei Reden geben. Thema ist in diesem Jahr die Mitbestimmung bei politischen Entscheidungen.

Das heißt, die Forderung ist, dass auch Menschen mit einer Lernschwäche, an den Wahlen teilnehmen? Sind sie denn bisher von den Wahlen ausgeschlossen?

Nicht prinzipiell, aber in Luxemburg ist es so, dass ein Mensch mit einer geistigen Behinderung sehr schnell einen Vormund bekommt und dann automatisch ausgeschlossen ist. Die Behinderung selbst ist also nicht ausschlaggebend dafür, ob man wahlberechtigt ist oder nicht. Die Behinderung führt dazu, dass die Person durch den Vormund entmündigt wird und dadurch ihre Wahlberechtigung verliert.

Politische Bildungsprogramme richten sich ja ohnehin an ein akademisch gebildetes Publikum. Denn welche Partei in Luxemburg hat schon ihr Programm in „Leichte Sprache“ übersetzt oder stellt sie in Blindenschrift oder als Hörversion zur Verfügung?

Ja. Das gibt es wirklich noch gar nicht. Politische Partizipation für Menschen mit Behinderung ist nicht einfach zu realisieren. Ich war bei déi Lénk von Anfang an dabei ? und hätte durch das Rotationsprinzip ab 2015 die Möglichkeit, das Mandat von Gemeinderat Justin Turpel zu übernehmen. Denn ich wurde als Vierter auf die Liste gewählt. Ich weiß aber gar nicht, ob ich das annehmen kann, weil ich die nötige Unterstützung gar nicht habe. Schon allein für Schriftsachen am Computer brauche ich dreimal so lange wie andere. Da bräuchte ich eine Assistenz. Eine Person mit einer Lernbehinderung kann da natürlich gar nicht mithalten. Das heißt aber nicht, dass sie keine guten Ideen hätte.

Was versprichst Du Dir von der Regierungsumbildung? Es gibt ja mit Marc Spautz auch eine Neubesetzung im Familienministerium, in sein Ressort fallen dann ja auch die Belange von Menschen mit Behinderung …

Ehrlich gesagt, nicht viel. Dass Frau Jacobs fort ist, ist erstmal gut. Sie war 15 Jahre am Ruder und jetzt kommt eine neue Zeit. Frau Jacobs hat das alte System so lange mitgetragen, dass es für sie menschlich schwer gewesen wäre, plötzlich umzudenken. Ich sage nicht, dass sie das Potenzial nicht hätte, ich will sie nicht als dumm darstellen. Ich denke aber, es ist schon gut, dass da mal ein neuer Wind weht. Ich glaube bloß nicht, dass der Neue es unbedingt besser machen wird. Was ich immer gehofft habe, ist, dass bei Neuwahlen eine andere Partei dieses Ressort übernimmt. Die Grünen würde ich zum Beispiel ganz gerne sehen. Das wäre mal interessant. Da könnte man vielleicht etwas Neues aufbauen.

Früher sprach man von „Behinderten“, heute von „Menschen mit spezifischen Bedürfnissen“ und von „Inklusion“. Sprache spiegelt ja immer auch soziale Realität wider. Hat sich nicht doch etwas verändert?

Ich habe immer Probleme mit diesen ganzen Begriffen, weil ich sehe, dass alle vier Jahre ein Text herauskommt und neue Wörter in die Welt gesetzt werden. Dann spricht man nicht mehr von „blind“, sondern von „sehbehindert“. Oder von „hörgeschädigt“ statt von „taub“. Letztlich ist das bloß viel Wind, und in der Zeit, in der man sich da um Begriffe streitet, geschieht auf dem Terrain nichts. Was mich militant gemacht hat, war die Erfahrung bei einer Urlaubsreise mit meiner verstorbenen Frau nach Amsterdam. In Luxemburg sind wir mit den elektrischen Rollstühlen in den Zug gehoben worden. Schon in Brüssel gab es am Bahnhof eine Rampe, und in Holland konnten wir in den Zug rein und raus und brauchten nicht mal auf den Schaffner zu warten. So dass wir, als wir zurückgekommen sind, dachten: Wo leben wir hier? Wenn ich jetzt zurückschaue und mich frage, was hat sich in diesen 15 Jahren getan, dann muss ich sagen: wenig! Weil wir noch nicht sehr viel weiter sind, trotz ein paar Verbesserungen.

„Ich hätte sogar kein Problem damit, dass man mich „Krüppel“ nennt, solange ich den Zug nehmen kann, den ich nehmen möchte.“

Wenn ich sehe, wie viele Texte darüber geschrieben wurden, wie oft die Begriffe gewechselt wurden – jetzt spricht man von PMR, „personnes à mobilité réduite“. Ganz ehrlich: es ist mir doch scheißegal, wie sie mich nennen. Ich hätte sogar kein Problem damit, dass man mich „Krüppel“ nennt, solange ich den Zug nehmen kann, den ich nehmen möchte. Aber man fügt sich halt der Mode, deswegen spreche ich jetzt eben auch von „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“. Aber ein Begriff ist wirklich wichtig: „Inklusion“. Dank der UN-Konvention wird davon gesprochen, und das ist nicht nur eine Sache der Wortwahl. Inklusion ist wirklich die Idee, dass es keinen Rahmen gibt – es gibt die Gesellschaft, und jeder hat seinen Platz in ihr, und es ist an ihr, dafür zu sorgen, dass jeder seinen Platz findet. Integration ist etwas ganz anderes. Da sagen wir, es gibt einen Rahmen, es gibt die Gesellschaft und der, der nicht der Norm entspricht, muss sich da einfügen.


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