Im Kino: La quietud

In „La quietud“ stellen sich zwei Schwestern der dunklen Vergangenheit ihrer argentinischen Familie. Der Film ist streckenweise sehr melodramatisch, lohnt aber dennoch.

Zwei Schwestern mit einem besonderem Verhältnis.

Der Schauplatz von „La quietud“ ist eine Finca gleichen Namens, im Besitz der wohlhabenden Montemayors. „Quietud“ bedeutet „Ruhe“, aber gerade diese finden die Protagonist*innen in Pablo Traperos Familiendrama nicht. Zu Beginn begleitet die jüngste Tochter Mìa (Martina Gusmàn) ihren Vater Augusto (Isidoro Tolcachir) zum Anwalt. Es geht um die wohl nicht ganz so klaren Umstände, unter denen die Montemayors Grundstücke, darunter die Finca, einst erworben haben. Wer ein wenig von der Geschichte Argentiniens weiß, von der Militärdiktatur und ihrer Praxis, Menschen „verschwinden zu lassen“, wird die Andeutungen des Films richtig zu lesen wissen. mehr lesen / lire plus

Jean Weyrich: Als die Tram noch dem Auto weichen musste

Die erste Werkschau des Fotografen Jean Weyrich (1930-2004) zeigt einen Querschnitt des bürgerlichen Lebens in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren, fördert jedoch wenig Neues zutage. Wo sie die verkehrspolitischen Umbrüche jener Zeit beleuchtet, ist die Ausstellung allerdings sehenswert.

(Ccopyright Photothèque VDL)

Gleich am Anfang der Ausstellung „Jean Weyrich, gentleman photojournaliste“ zeigt eine Aufnahme aus den frühen 1960ern, eine Straßenbahn welche die Côte d’Eich hinunterfährt, während darüber die Großherzogin-Charlotte-Brücke errichtet wird. Die Bildunterschrift weist darauf hin, dass an diesem Ort seit Kurzem wieder eine Tram fährt – über die Brücke, deren Eröffnung einst mit dem Siegeszug des Kraftfahrzeugs im Stadtverkehr einherging. Der Kreis schließt sich, so scheint es. mehr lesen / lire plus

Im Kino: The Beach Bum

2012 verwandelte Kultregisseur Harmony Korine mit „Spring Breakers“ die studentische Partykultur an den Küsten Floridas in einen neonfarbenen Albtraum. Sieben Jahre später ist er dorthin zurückgekehrt, um den gleichen Film mit umgekehrtem Vorzeichen zu drehen.

Ein enthemmter Moondog (Matthew McConaughey) genießt die Sonne Floridas. (Foto: Constantin Film Verleih GmbH)

„The Beach Bum“ führt durch das Leben einiger Drop-outs, die ungestört von saisonalem Besuch auf den Florida Keys und in Miami endlose Strand- und Villen-Partys feiern. Angeführt werden sie von Moondog (Matthew McConaughey), einem abgehalfterten Hippie-Dichter, der mit Bierdose und Joint in der Hand von einem Abenteuer ins nächste taumelt. Korine gestaltet dessen Eskapaden in sonnendurchfluteten, farbenfrohen Bildern, unterlegt mit Country- und Folkballaden, an die man sich heute eher mit Ironie zurückerinnert. mehr lesen / lire plus

Im Kino: Der goldene Handschuh

Fatih Akins „Der goldene Handschuh“ inszeniert ein stumpfes Gemetzel und vermeidet dessen Erklärung. Außer sein Publikum zu verstören, gelingt dem Film nicht viel.

Fatih Akins Adaptation von Heinz Strunk’s Roman exponiert nur oberflächliche Gewalt. (Fotos: © Warner Bros)

Mit „Der goldene Handschuh“ hat Fatih Akin vornehmlich Heinz Strunks gleichnamigen Roman über den Hamburger Frauenmörder Fritz Honka verfilmt. Seine Inspiration scheint Akin allerdings ebenso sehr im als „torture porn“ verschrienen US-Horrorkino der 2000er gefunden zu haben. „Der goldene Handschuh“ mutet seinen Zuschauer*innen über beinahe zwei Stunden fast alles zu, insbesondere die ausgedehnte Misshandlung und Verstümmelung von Frauenkörpern. Zu Beginn hat Honka seinen ersten Mord bereits begangen und macht sich, nachdem er einen ordentlichen Schluck Korn genommen hat, daran, die Leiche zu beseitigen. mehr lesen / lire plus