Die Zeitung wurde 1988 unter dem Namen „GréngeSpoun: Wochenzeitung für eine ökologische und soziale Alternative“ gegründet. Den Anspruch, eine andere Stimme in der Luxemburger Medienlandschaft zu sein, hat auch die woxx. Als Presseorgan, das unabhängig von Parteien und Wirtschaft ist, stellt sie etwas Besonderes in der Luxemburger Medienlandschaft dar.
Wie die anderen Zeitungen in Luxemburg kann sich die woxx heute der regelmäßigen Unterstützung durch die staatliche Pressehilfe erfreuen. Der Kampf um diese lebenswichtige Finanzspritze war zäh und lang. Allein der ebenso hartnäckigen Unterstützung unzähliger Leserinnen und Leser ist es zu verdanken, dass das Projekt die Jahre überlebt hat, während denen der Staat die Pressehilfe verweigerte.
Auch heute muss das woxx-Team mit bescheidenen Mitteln haushalten. Dennoch ist es gelungen, das Projekt zunehmend zu professionalisieren. Auf solides journalistisches Handwerk wird ebenso Wert gelegt wie auf eine originelle, kreative Aufarbeitung der Themen. Oberste Priorität hat dabei immer noch der Anspruch, einen „anderen Blick“ auf die Luxemburger Aktualität zu werfen.
Denn dass Luxemburg eine medienpolitische Alternative braucht, davon sind wir nach wie vor überzeugt. Auch wenn die Medien die alternative Szene heute nicht mehr boykottieren, auch wenn heute so manche typische „woxx-Themen“ auf den Titelseiten der anderen Presseorgane stehen. Die Gründe, in Luxemburg eine linke, gesellschaftskritische Wochenzeitung zu machen, gelten heute genauso wie in den Anfangsjahren des GréngeSpoun.
Eine kritische Berichterstattung über Parteien und Regierung gehört da natürlich ebenso dazu wie der skeptische Blick auf den Boom von einigen Ökothemen. Dass die woxx etwa den Klimaschutz nicht erst im 21. Jahrhundert entdeckt hat, sondern seit ihrer Gründung von Treibhausgasen und Ähnlichem redet, macht sie heute umso glaubwürdiger. Dies hat auch den Vorteil, dass die woxx ihr redaktionelles Fachwissen zu dieser „unbequemen Wahrheit“ nicht etwa erst durch Al Gore erworben hat und somit Gefahr läuft, der einen oder anderen aus dem Boden gestampften Theorie auf den Leim zu gehen. Die woxx bleibt kritisch und kann dank einer langjährigen Auseinandersetzung mit ökologischen Themen fundierter berichten.
Dasselbe gilt für viele andere Bereiche: Etwa die Chancengleichheit, die heute unter dem neuen Schlagwort des Gender Mainstreaming in aller Munde ist. Feminismus ist für uns jedoch kein Kampf von gestern. Immer noch werden Frauen diskriminiert, haben Mädchen nicht dieselben Chancen wie Jungen, gibt es Gewalt gegen Frauen. Die woxx hält deshalb an ihrer konsequent feministischen Linie fest und ist auch damit in der Luxemburger Medienlandschaft eine Ausnahme.
Gesellschaftskritik bleibt einer der Leitfäden in unserer Themenwahl und Berichterstattung. Denn damit, wie die Welt organisiert ist, sind wir nach wie vor nicht einverstanden. Auch wenn innerhalb der Redaktion die Vorstellungen über Lösungsansätze zuweilen auseinander liegen – wir wollen weiterhin darüber diskutieren. Für uns hört die Debatte über die Diskriminierung von Homosexuellen nicht damit auf, dass Schwule und Lesben ein Recht auf Heirat und Kinderadoption haben müssen. Die grundsätzliche Diskussion über die Institution Ehe gehört ebenso dazu wie der „queere“ Blick auf andere Lebensentwürfe.
Wichtig ist uns zudem das Augenmerk auf die Lebensrealität derer, die auch im reichen Luxemburg unter schwierigen Verhältnissen leben müssen. Die woxx will sich nicht mit einer Berichterstattung über den Status quo begnügen. Beim Thema Asylpolitik etwa reicht es nicht, den Bau eines Centre de rétention kritisch zu beäugen, vielmehr muss eine Institution wie diese immer wieder grundsätzlich in Frage gestellt werden.
Unsere Auslandsseiten erheben ebenfalls den Anspruch, andere Standards zu setzen: Anstatt der üblichen Agenturmeldungen wollen wir internationale Konflikte und Zusammenhänge von kritischen JournalistInnen beleuchten lassen, die vor Ort recherchieren.
Bei alldem wollen wir natürlich nicht vergessen, das Leben zu genießen: Ob gutes Essen, Musik oder Literatur – Hedonismus und Kultur in all ihren Facetten werden in der woxx groß geschrieben. Der komplette Kulturkalender der Großregion beweist es jede Woche neu.
Nicht zuletzt ist die woxx mehr als eine „andere“ Zeitung, sie ist auch anders organisiert. Bis heute funktioniert sie als selbstverwalteter Betrieb: Einheitslohn, Rotationsprinzip bei der Koordination der Redaktion und eine Kooperative, die als Herausgeberin fungiert. Dass es keinen Chef oder keine Chefin gibt, vereinfacht die Sache nicht unbedingt. Im Gegenzug sind Verantwortung und Mitsprache von allen Mitgliedern des Teams gefragt. Dieses „andere“ Arbeiten fordert zuweilen mehr von jedem Einzelnen, bietet jedoch auch deutlich mehr Möglichkeiten, sich innerhalb dieses Projekts zu entfalten und zu verwirklichen. Deswegen und auch, weil wir bestehende Strukturen immer wieder gerne in Frage stellen, hält die woxx bis heute an diesem ungewöhnlichen Modell fest.