Seit einem Jahr sitzt der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel bereits in der Türkei hinter Gittern. Er wartet noch immer auf seinen Prozess. UPDATE: Deniz Yücel verlässt das Gefängnis und ist frei (Die Welt, 16. Februar).
Ein Jahr ist es her, dass Deniz Yücel, „Welt“-Journalist und ehemaliger woxx-Autor, in Istanbul wegen Terror-Vorwürfen von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde. Seit dem 27. Februar 2017 sitzt er in Untersuchungshaft. Ihm wird wegen seiner journalistischen Tätigkeit Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Datenmissbrauch und Terrorpropaganda vorgeworfen.
Unter anderem hatte er den PKK-Kommandanten Cemil Bayık interviewt, aber auch die Verantwortung der Gülen-Bewegung am Putsch-Versuch von Juli 2016 in Frage gestellt. Auch seine Berichterstattung über eine Hacker-Attacke auf das private E-Mail-Konto des türkischen Energieministers Berat Albayrak, in deren Anschluss tausende Mails geleakt worden waren, dürfte den türkischen Autoritäten ein Dorn im Auge gewesen sein.
Deniz Yücel wartet immer noch auf die Anklageschrift in seinem Fall. In einem Interview mit den „tagesthemen“ nährt Ministerpräsident Binali Yildirim Hoffnung auf eine baldige Freilassung, betont aber gleichzeitig die Unabhängigkeit der türkischen Justiz.
Offiziell belastet der Fall Yücel die deutsch-türkischen Beziehungen. Zuletzt hatte es Annäherungsversuche zwischen der türkischen und der deutschen Regierung gegeben. Yücel selber lehnt aber einen „schmutzigen Deal“, etwa seine Freilassung gegen deutsche Waffenexporte in die Türkei, resolut ab.
Die woxx hatte vor einem Jahr bereits detailliert über den Fall Yücel berichtet.