Fünf Fragen an: Elisabeth Margue


Im Vorfeld der Gemeindewahlen lässt die woxx jede Woche eine Kandidatin zu Wort kommen. Diese Woche haben wir uns mit der CSJ-Präsidentin und Kandidatin auf der hauptstädtischen CSV-Liste Elisabeth Margue unterhalten.

woxx: Wie haben Sie zur Politik gefunden?


Elisabeth Margue: Interessiert an Politik war ich schon immer, aber es war eine besondere Erfahrung, die mich dazu brachte, mich zu engagieren: Als Schülerin im Gymnasium habe ich eine Klassenfahrt nach Auschwitz mitgemacht. Das hat mich tief geprägt. Besonders haben es die Gespräche, die wir nach dem Besuch des Vernichtungslagers mit den Überlebenden führten. Die Frage, die immer wieder kam, war: Was können wir tun, damit so etwas nie wieder passiert? Eine Antwort war, sich in der Politik zu engagieren. Bei meiner Rückkehr war mir klar, dass ich mich ab diesem Moment trauen würde, mich politisch zu engagieren. Ich habe mich also bei der „Foire de l’Etudiant“ bei der CSJ eingeschrieben – damals war ich 17 Jahre alt.

Sich mit 17 bei einer konservativen Partei einzuschreiben, ist ja heutzutage nicht unbedingt üblich. Wieso gerade die CSV?


Ich muss natürlich zugeben, dass dies auch familiär bedingt ist. Aber je länger ich dabei bin, desto zufriedener bin ich mit meiner Wahl. Auch weil ich mich immer mehr mit dem Kompromiss identifizieren kann, den die CSV darstellt. Es gibt in dieser Partei nicht nur die liberale Komponente, sondern auch eine soziale. Dies heißt nicht, dass, wie im Sozialismus jeder Mensch gleich sein soll. Sondern, dass jeder die gleichen Chancen verdient. Und dieser Mittelweg der CSV entspricht den Werten, für die ich stehe.

Sind dies nicht eher die Werte der CSJ als die der CSV?


Die Losung des CSJ ist: „Oppen, sozial a responsabel“. Ich finde schon, dass dies den Werten der CSV entspricht. Trotzdem kann ich natürlich nur für die CSJ sprechen und nochmals versichern, dass wir für diese politische Vision einstehen – dies kann man auch in unserem 10-Punkte-Plan für die Gemeindewahlen, den wir kürzlich vorgestellt haben, nachlesen.

Was sind die konkreten Vorschläge Ihrer Liste für die Wahlen in der Gemeinde Luxemburg?


Das Wahlprogramm wird ja noch vorgestellt (am Donnerstag, also nach diesem Gespräch, Anm. der Redaktion). Die Prioritäten der CSJ sind ganz klar Mobilität und Wohnungsbau. Das Wichtigste ist, dass die Hauptstadt wieder zu einer Stadt wird, in der sich die Leute das Wohnen leisten können. Denn bis jetzt haben die Stadtverantwortlichen definitiv nicht genug in den Wohnungsbau eingegriffen. Dies könnte geschehen, indem die Gemeinde selbst Wohnraum baut, verkauft oder vermietet. In erster Linie muss die Zahl der erschwinglichen Mietwohnungen erhöht werden. Denn viele junge Menschen wollen nicht – oder können vielleicht nicht – sofort kaufen. Nicht jeder hat Eltern, die für ihn bürgen, oder ist fest angestellt; solchen Leuten ist eine Kreditaufnahme so gut wie unmöglich. Und natürlich auch den sozial nicht so gut gestellten Menschen; diese haben fast gar keinen Zugang zum hiesigen Wohnungsmarkt, schon gar nicht in der Hauptstadt. Durch entsprechende Maßnahmen könnte auch das Problem der mangelnden Sozialwohnungen ein wenig entschärft werden. Auch eine Steuer auf leerstehendem Wohnraum können wir uns vorstellen. Wir haben das ja auch in unserer Resolution zum Wohnungsbau auf unserem diesjährigen Kongress festgehalten. Eine solche Steuer würde sicherlich mehr Wohnungen auf den Markt bringen. Und es würde die Vermieter zwingen, etwas verantwortlicher mit ihren Mietern umzugehen – aber dafür braucht es Anreize auf beiden Seiten, auch für die Vermieter.

Angenommen, dass die CSV es im Oktober in den Schöffenrat schafft – welche Koalitionen wären Sie bereit einzugehen?


Das zu entscheiden ist nicht an mir. Andererseits sind die Wahlprogramme noch nicht alle öffentlich, sodass wir auch nicht genau wissen, wie sich die politische Konkurrenz positioniert. Und davon abgesehen muss man realistisch bleiben: Die DP wird in der Hauptstadt stark bleiben, alles andere ist „whishfull thinking“. Und auch wenn ich mir vorstellen könnte, mit den Grünen zusammenzugehen, so sieht es momentan nicht danach aus, dass wir oder sie in der Situation wären, eine Koalition zu bilden. Wir als CSV treten an, um uns auf jeden Fall zu verbessern. Bei den letzten Gemeindewahlen haben wir stets verloren – unsere Aufgabe ist es jetzt, diesen Trend zu brechen oder sogar umzukehren. Aber bleiben wir realistisch: Die Hauptstadt ist kein CSV-Territorium.


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