In der von Donald Glover und Francesca Sloane geschaffenen Serie „Mr. & Mrs. Smith“ werden Romcom- und Spionagegenre effektvoll verbunden, um unsere Erwartungen zu unterwandern.

Die Aufträge von „Hihi“ halten John und Jane auf Trab. (Quelle: Prime)
„Mr. & Mrs. Smith“ – bei dem Titel denken die meisten wohl an den entsprechenden Film aus dem Jahr 2005 mit Brad Pitt und Angelina Jolie in den Hauptrollen. Damit hat die Serie gleichen Titels, die seit Februar auf Prime zu sehen ist, allerdings wenig zu tun.
Selbst denjenigen, die den Film nicht gesehen haben, dürfte dessen Prämisse bekannt sein: Zwei Menschen finden, nachdem sie bereits seit Jahren miteinander verheiratet sind, heraus, dass der jeweils andere als Spion*in arbeitet. Bei der Serie ist es genau umgekehrt: Die Protagonist*innen lernen sich in der ersten Folge als Spion*innen kennen, verheiratet sind sie zwar auch, allerdings nur zu Alibizwecken.
Den Job als Auftragskiller*in haben die beiden angenommen, weil sie, so behaupten sie zumindest, zu nichts anderem im Stande sind. Für „Hihi“, wie sie ihren anonymen Auftraggeber nennen, zu arbeiten, ist allerdings weit mehr als nur ein Job. Das New Yorker Sandsteinhaus, in dem sie fortan wohnen, wird gestellt; bei ihrem Einzug liegt die Heiratsurkunde für sie bereit. Wie sie die Zweckehe gestalten, ist ihnen selbst überlassen. Was jedoch nicht zur Debatte steht, ist, dass sie jegliche Kontakte zu ihrem vorherigen Leben abbrechen.
Von Anfang an ist „Mr. & Mrs. Smith“ Spionagethriller und Beziehungskomödie zugleich. In quasi jeder Folge erhalten John (Donald Glover) und Jane (Maya Erskine) einen Auftrag, der ihnen via Instant Message mitgeteilt wird. Die jeweiligen Missionen reichen von Undercover-Spionage, über Kidnapping bis hin zum Mord.
Parallel lernen sich die beiden immer besser kennen und durchlaufen im Schnellverfahren verschiedene Etappen einer romantischen Beziehung. Schnell geht es zumindest für die Zuschauer*innen, denn wie viel Zeit im Laufe der insgesamt acht Folgen vergeht, wird nicht verraten. Die Aneinanderreihung verschiedener Aspekte einer Beziehung – erstes Date, erster Kuss, erstes „ich liebe dich“, erster Streit, erster Seitensprung – einerseits und die Kontrastierung von Romanze und Spionage andererseits entpuppen sich als ergiebige Humorquelle. Die Genrekombination erlaubt es zudem, den jeweils typischen Erzählkonventionen frischen Wind einzuhauchen.
Action als Mittel zum Zweck
Mit einer Produktion wie „The Americans“, einer Serie, in welcher zwei in den USA lebende KGB-Agent*innen zu Camouflagezwecken eine Kleinfamilie gründen, hat „Mr. & Mrs. Smith“ allerdings allein schon von der Stimmung her nichts gemein. Davon abgesehen spielt es hier keine Rolle, für wen die Hauptfiguren morden und mit welchen Konsequenzen.
Die Actionszenen bringen die Handlung nur insofern voran, als dass sie uns mehr über John und Jane verraten. Dass man den beiden Schauspieler*innen nicht so ganz abkauft, dass sie im Umgang mit Waffen, Nahkampf oder Hacking bereits Erfahrung haben sollen, verzeiht man deshalb gerne. Es macht sogar den Charme der Serie aus: John und Jane sind keine Actionheld*innen mit an Superkräften grenzenden Fähigkeiten, wie es bei James Bond und Konsorten der Fall ist. Im Gegenteil liegt der Fokus auf ihrer Durchschnittlichkeit.
Was „Mr. & Mrs. Smith“ nicht zuletzt so interessant macht, ist das Talent der beiden Hauptdarsteller*innen. Sowohl Glover, zusammen mit Francesca Sloane ebenfalls Co-Creator der Serie, als auch Erskine stellen hier die ganze Bandbreite ihres Könnens unter Beweis.
Gegen Ende wird die Serie unnötig actionlastig und auch die Qualität der Dialoge nimmt ab. Alles in allem kann man sie aber durchaus zu den Serien-Highlights des ersten Jahresdrittels zählen.