Printemps des Poètes: Ein Wochenende voller Poesie

Mit dem „Printemps des Poètes“ findet Ende dieses Monats ein kulturelles Ereignis statt, das sich lyrikbegeisterte Menschen auf keinen Fall entgehen lassen sollten.

Einem aufmerksamen Publikum lesen die Poet*innen ihre Texte vor. (Foto: Laurent Ludwig)

„Frühling ist wiedergekommen. Die Erde / ist wie ein Kind, das Gedichte weiß“, schrieb der berühmte Poet Rainer Maria Rilke. Die zunächst zarte, dann feurige Erneuerungskraft dieser Jahreszeit verleiht der Natur nicht nur ein unschuldig-menschliches Antlitz, sondern ermöglicht ihr als personifiziertes Wesen auch den Zugang zu einem poetischen Wissen, das sie in die Sphäre des Mystischen hebt. Die sonnengewärmte Frühlingszeit scheint selbst Dichtung zu sein – und so liegt es nahe, dass im April traditionsgemäß das Poesiefestival „Printemps des Poètes“ in Luxemburg stattfindet, nachdem in Frankreich der März landesweit im Zeichen der ältesten Literaturgattung stand.

Am Anfang der luxemburgischen Ausgabe habe der Wunsch gestanden, „die Poesie hörbar zu machen, sie mit möglichst vielen Menschen zu teilen und ein neues Publikum für sie zu finden“, sagt Françoise Pirovalli, Generalsekretärin der Vereinigung, die sich um die Organisation kümmert. Der multilinguale Charakter des Events verleihe ihm eine besondere Note. Denn während in Frankreich zumeist nur französische Texte vorgelesen werden, werden im Großherzogtum aus ganz Europa anreisende Dichter*innen ihre Poeme in ihrer jeweiligen literarischen Wahlsprache vortragen; dann folgt die Übersetzung in einer der drei luxemburgischen Landessprachen.

2025 werden insgesamt elf Lyriker*innen aus unterschiedlichen Ländern oder Landesregionen zusammenfinden: Laura Accerboni (Italien), Esteve Bosch de Jaureguízar (Katalonien/Spanien), Jane Clarke (Irland), Isabella Feimer (Österreich), Michal Habaj (Slowakei), Rodolfo Häsler (Spanien), Blandine Merle (Frankreich), Maria do Rosário Pedreira (Portugal), Tereza Riedlbauchová (Tschechien), Leo Tuor (Schweiz) und Luce van den Bossche (Luxemburg). Traditionell findet der „Printemps des Poètes“ während drei Tagen statt. Am Freitag, dem 25. April, wird das Festival in der Abtei Neumünster um 19 Uhr eingeläutet.

Auch neue Talente auf der Bühne

An diesem Abend erwartet die Gäste nicht nur eine Reise durch die Werke etablierter Lyriker*innen, sondern auch die Entdeckung aufstrebender, noch unveröffentlichter Stimmen. Denn auch die Gewinner*innen des diesjährigen „Concours Jeune Printemps“ werden im Verlauf des Abends ausgewählte Gedichte präsentieren können und damit enthüllen, wie sie das vorgegebene Thema „La Poésie. Volcanique“ umgesetzt haben.

Die „Grande Nuit de la Poésie“ – traditionell ein Höhepunkt des Lyrikfestivals – wandert in diesem Jahr vom Kulturzentrum im Grund ins Forum da Vinci. Der Grund: Der volle Veranstaltungskalender des Neimënster hat dafür gesorgt, dass die Räumlichkeiten schon für andere Zwecke gebraucht werden. Nicht unbedingt überraschend, hat sich die Luxemburger Kulturlandschaft seit der Gründung des „Printemps des Poètes“ vor 18 Jahren doch stark verändert. Es gibt nicht nur mehr kulturelle Einrichtungen, sondern auch das Programm der Häuser ist vielfältiger und üppiger geworden – der Kulturhunger der Menschen scheint groß zu sein. Eine positive Entwicklung, die jedoch auch voraussetzt, dass Veranstalter*innen flexibel reagieren, wenn wie in diesem Fall die Veranstaltungsräume schon ausgebucht sind.

Auch wenn das stetig wachsende Literaturfestival „LiteraTour“ (21. bis 30. April) in Bettemburg längst zum Publikumsmagneten geworden ist, behauptet der „Printemps des Poètes“ als etablierter Klassiker seinen Platz. Die Veranstaltung lockt jedes Jahr zahlreiche Lyrik-Liebhaber*innen in die Luxemburger Hauptstadt – auch zum Abschluss an diesem Sonntag, dem 27. April, der eine „Matinée poétique“ und eine Diskussionsrunde in der Galerie Simoncini umfasst. Warum die Lyrik viele Menschen so begeistert? „Die Poesie hat eine besondere Stimme“, unterstreicht Pirovalli. „Sie sagt Dinge auf eine Weise, die für die Prosa unmöglich ist.“


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