bistrots
Sehen und gesehen werden
*l*(rw 559/00) – Marx-Fans entschuldigen sich oft schon im Voraus für diese schlechte Gewohnheit: Sie geben berufliche Gründe an, weshalb sie ein- oder gar mehrmal die Woche hier aufkreuzen. In der Tat: Nicht nur Ministerinnen und Bürgermeisterinnen verirren sich ins Marx, der nette Herr neben Ihnen könnte auch ein Bankdirektor oder ein begehrter Architekt sein. Aber es wäre falsch zu behaupten, das Marx sei elitär. Wer sich ins Mittwochsgewimmel stürzt, wird dort neben dem smarten Bankangestellten auch die gestylte Friseurin, neben der eleganten Rechtsanwältin auch den feschen Elektriker antreffen, allesamt meist jung und durchgestylt. Montags und dienstags geht es beschaulicher zu, da lässt sich an einem der Tresen gemütlich über einem Glas Wein plauschen. Freitag ist das Rendez-vous der Banker, der Werbe- und Medienfritze, der Bau- und Architekturbranche. Später am Abend übernimmt dann die Jugend, und alle sind nur noch schön und tanzen.
Am lockersten ist es vielleicht noch am Sonntag abend, wenn die „Mini-Marx-Phase“ vorbei ist und die Happy Families mit ihren Sprößlingen das Feld verlassen haben. Dann entfaltet der Ort seine Persönlichkeit: Das Marx ist eine der wenigen wirklich geräumigen Kneipen in Luxemburg. Die schlichte moderne Inneneinrichtung gibt das Gefühl von Weite, das im Sommer noch durch die attraktive Terrasse verstärkt wird. Und beim zweiten Glas Whisky wird die Illusion wahr, das Marx sei Teil einer urbanen Kultur, wie sie sonst nur in Metropolen existiert.
Marx Bar, 42-44, rue de Hollerich. Täglich geöffnet ab 17.00 Uhr. Tel. 48 84 26.