Aimee Allison ist eine US-amerikanische Friedensaktivistin, Mitglied der Green Party und Koautorin des Antirekrutierungs-buchs „An Army of None“. Am 31. Oktober hielt sie einen Vortrag in Luxemburg.
woxx: Sie sind in den USA in einer Antirekrutierungs-Kampagne aktiv. Worum geht es dabei?
Aimee Allison: Die Antirekrutierungsarbeit, zusammen mit der Unterstützung des Widerstandes der GIs, ist die hoffnungsvollste und effektivste Aktionsform, um den Krieg und den US-Militarismus zu stoppen. Wir beraten Jugendliche, wie sie eine Ausbildung und einen Job ohne Militär bekommen können, wir stoppen die Anwerber, wenn sie auf dem Schulgelände sind, wir setzen uns dafür ein, dass der Zugang der Anwerber zu den Schulen eingeschränkt wird. Die Regierung stellt einen Vier-Milliarden-Dollar-Etat zur Verfügung, um junge Leute davon zu überzeugen, das Militär stelle die beste Chance für sie dar. Die Anwerber stehen unter einem solchem Druck, neue RekrutInnen anzuwerben, dass sie oft nicht die Wahrheit erzählen. Sie sagen ihnen zum Beispiel, die RekrutInnen würden nicht in den Irak verlegt werden. Antirekrutierungsarbeit bedeutet, dass Leute aus der Community den Jugendlichen bessere Informationen geben, damit diese ein besseres Leben für sich finden können – ohne Militär.
Wie kommt Ihre Kampagne in der Bevölkerung an?
Die Friedensbewegung in den USA ist in einer besonderen Situation. 80 Prozent der Menschen sind wie wir der Auffassung, dass der Krieg beendet werden sollte. FriedensaktivistInnen repräsentieren eine lange, erfolgreiche Geschichte des Widerstandes gegen das „Empire“ und beim Kampf für gleiche Rechte in der eigenen Gesellschaft. Es gibt ein starkes Bewusstsein dafür, dass der Krieg die Gesellschaft korrumpiert und die höchsten Ziele der Gemeinschaft missbraucht. Viele erkennen aufgrund der sich immer weiter verschlechternden Situation, zum Beispiel im Gesundheitswesen und der Ausbildung, dass dies mit der Kriegspolitik zu tun hat. Auch wenn im Moment nur wenige das in Aktionen umsetzen, denke ich, dass auf lange Sicht diejenigen, die heute gegen den Krieg auf die Straße gehen, später als HeldInnen angesehen werden. Als ehemalige Soldatin glaube ich auch, dass es möglich ist, die Soldaten zu respektieren, aber den Krieg zu hassen.
Zwingt der Terrorismus die US-Regierung nicht dazu, militärisch zu reagieren?
Die militärischen Aktionen der Armee im Ausland haben nichts sicherer gemacht. Sogar die US-Regierung sieht, dass Al-Quaida seit Beginn des Krieges stärker geworden ist. Butler, ein ehemaliger General der Marines, sagte schon vor dem Zweiten Weltkrieg, es gebe nur zwei Gründe, in den Krieg zu ziehen: Zum Schutz der Heimat oder der Verfassung. Alles andere ist eine Lüge. Wir wissen, dass 2,5 Millionen SoldatInnen in 700 US-Basen in der ganzen Welt stehen. Das hat mehr damit zu tun, dass sie ökonomische Interessen schützen, als dass sie sich um die US-Bevölkerung sorgen.
Was lässt Sie auf ein Ende des Krieges hoffen?
Eine Änderung wird es sicher nicht durch einen neuen Präsidenten geben. KeineR der wichtigen KandidatInnen der Demokraten befürwortet einen Rückzug aus dem Irak vor dem Jahr 2013. Eine Änderung kann es nur geben, wenn wir die Macht der Basis durchsetzen. Menschen haben die Möglichkeit, auf Institutionen einzuwirken, die die Macht von Bush unterstützen, einschließlich des Militärs und der Medien.
Übersetzung: Rudi Friedrich, Connection e.V.www.aimeeallison.org