In der Mudam-Ausstellung „Archimedean Point“, knüpft der 1965 in Ungarn geborene Künstler Attila Csörgö an die Anfänge der Kunst an – an eine Zeit als Künstler nicht nur Maler, sondern daneben Handwerker und Wissenschaftler waren. Man denke nur an Leonardo da Vinci, der als genialer Ingenieur Maschinen zur Entlastung des Menschen geschaffen hat, um die Produktivität zu erhöhen. Bei Attila Csörgö geht es weniger um eine Leistungssteigerung als vielmehr um das Verstehen der wissenschaftlichen Zusammenhänge in der Welt, wobei ihn die Frage nach der Unendlichkeit in seiner Suche zu faszinieren scheint.
Man sieht den komplexen, mehrteiligen und überraschenden Installationen an, dass sich hier jemand mit Lust, aber auch Ausdauer – oft taucht Attila Csörgö während mehreren Monaten in mathematische oder physische Problemstellungen ab – Gedanken über naturwissenschaftliche Fragen gemacht hat. Und dabei lässt er den Besucher ganz unaufgeregt an seiner empirischen Bricolage und Feldforschung teilnehmen, indem er seine Herangehensweise dokumentiert. Insofern ist die Arbeit von Attila Csörgö erfrischend anders als die kurzlebigen, auch oberflächlichen Ready-Mades oder unzugängliche Konzeptkunst der heutigen Moderne.
Csörgö richtet sein Augenmerk auf das scheinbar Selbstverständliche und modelliert abstrakte Gedanken mit Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen.
So steht Csörgö mit seinen rotierenden Lichtkegeln, geschaffen aus der Verbindung des Lichtes und der Bewegung, in der Tradition kinetischer Kunst eines László Moholy-Nagy. Beeindruckend sind auch seine Installationen „Platonic Geometry“. Ein schlichtes Metallgerüst bildet hier den Rahmen an welchem zahlreiche Fäden an Holzstäbchen und Klemmen befestigt sind. Im Zentrum des Gerüstes fügen sie sich zu einem vielflächigen geometrischen Körper zusammen: Von einem Motor gesteuert bilden sich so nach und nach die fünf „platonischen Körper“ (Tetraeder, Hexaeder, Oktaeder, Dodekaeder, Ikosaeder), welche jeweils gleich lange Kanten und identische Flächen haben. Csörgö macht so fließend die Prozesse von einer Form zur nächsten begreifbar.
Die diversen Installationen des ungarischen Minimalisten und Träumers Attila Csörgö laden zum Entdecken ein. Sie machen den Raum haptisch erlebbar.
Noch bis zum 23. Januar 2011 im Mudam.
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