rock: Forrester John

von | 24.08.2001

all the wrong things

Forrester: all the wrong things, twah 117/EFA 61117-2; Nozzle: Winter, Lucky Seven L7-011; Jon Amor: amor, Manhaton Hatman 2004.

Songwriters‘ banquet

Zum Glück gehen der angelsächsischen Rock-Musik die guten Songwriters nicht aus, die zwischen Rock, Blues und Folk eigenständige Pfade musikalischen Handwerks beschreiten. Der Gitarren- und Bouzouki-Virtuose John Forrester ist zweifelsohne ein Multitalent, das in intimem akustischen Ambiente, z.B. im Duo mit Steven Cooper, ebenso zuhause ist wie in kraftvollen elektro-akustischen Gigs. Auf dieser zweiten Solo-CD all the wrong things finden sich ein Dutzend teils kräftig rockender teils akustisch besinnlicher Songs exzellenter Faktur. „Angry and english“ charakterisierte „folkRoots“ die Band um Forrester, die jenseits postmoderner Blasiertheit ehrliche „straightness“ mit ausgefeilten Arrangements verbindet. Ein mit vorzüglichen Titeln – z.B. „pure“, „over the edge“ oder „stop the rain“ – gespicktes Kleinod.

Etwas elektrisierender geht es bei Nozzle zu, der Band von New Model Army Mitglied Dave Bloomberg. NMA’s eingängiger Sound ist ja seit einem Atelier-Konzert hierzulande bekannt, und so werden Fans von NMA mit Nozzle’s Winter voll auf ihre Kosten kommen. Trotz der Dominanz differenziert klirrender E-Gitarren schäumt die Platte vor melodischer Grundsubstanz über. Titel wie „Keep falling down“, „Nothing will change“ oder „Sacred ground“ sind herrliche Ohrwürmer. Ebenso mitreißende Gitarrenriffs bietet ex-Hoax-Mitglied Jon Amor. Auf der Grenze zwischen Blues und Rock besticht Amor durch eine exzellente Songwriter-Handschrift und kristalline Klarheit in den Songlines. Man könnte geneigt sein, Amor voreilig in die Blues-Schublade zu schieben, doch trotz bluesiger Rhythmen als Grundmuster steckt in amor mehr als vordergründiger Groove. Von purem Blues – „Hit so hard“ – über Rocksongs – „24 hours“ – bis resolut zeitgenössischen Sound – „Can’t keep living like this“ – reicht das musikalische Spektrum weit genug, um nicht nur Bluesfans anzusprechen.

Die drei ausgezeichneten britischen Songwriter sind an diesem Sonntag in der Sendung „Babilonia“ – Programmreihe „Malinyé“ – zwischen 11.30 und 13 Uhr auf Radio ARA (103,3) zu entdecken.

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