Auf Disney+: Pam & Tommy

Trotz einiger Schwächen lohnt es sich, in die Miniserie über das erste geleakte „Celebrity Sex Tape“ der Geschichte hineinzuschauen.

Mit Schrecken müssen Lee und Anderson feststellen, dass ihr priavat aufgenommenes Sexvideo vervielfacht wurde. (Erin Simkin/Hulu)

Es gibt wohl wenige Hollywoodstars, die in den 1990er-Jahren so viel negative Presse erhielten wie Pamela Anderson. Noch heute ist das Bild, das viele von ihr haben, von den Ereignissen der damaligen Zeit geprägt. Während der öffentliche Diskurs rund um sogenannte „Celebrity Sex Tapes“ heutzutage, MeToo sei Dank, nuancierter geführt wird, stößt die Empathie in Andersons Fall oftmals an ihre Grenzen. Mögliche Gründe dafür gibt es viele. So etwa die Vorstellung, dass eine Frau, die mehrmals für den „Playboy“ posierte, sich wohl kaum an einem geleakten Sexvideo stören wird.

Ob es der kürzlich auf Disney+ erschienenen Miniserie „Pam & Tommy“ gelingt, dem schlechten Ruf Andersons etwas entgegenzusetzen, ist allerdings zu bezweifeln. Das nicht etwa, weil die Macher*innen nicht am Menschen hinter dem Star interessiert gewesen wären. Nur leider tut die Serie nicht viel mehr, als an der Oberfläche dieses Skandals zu kratzen.

Wer die Serie vor allem schaut, um die Verkörperung von Anderson durch die britische Schauspielerin Lily James zu sehen, muss etwas Geduld mitbringen. Denn in der ersten Folge kommt sie kaum vor. Stattdessen wird aus der Perspektive des Handwerkers Rand Gauthier (Seth Rogen) erzählt. Kurz nach ihrer Eheschließung hatten Anderson und ihr Gatte Tommy Lee diesen mit dem Umbau ihres Schlafzimmers beauftragt. Über diese äußerst unterhaltsame Folge sei an dieser Stelle nur so viel gesagt: Das Verhältnis zwischen Gauthier und Lee war am Ende so vergiftet, dass Ersterer Rache schwor.

Von der zweiten Folge an ändert sich die Perspektive: Wir erfahren, wie Anderson und Lee sich kennenlernten, und erhalten einen Einblick in ihren Alltag. Parallel werden aber auch Gauthiers Bemühungen gezeigt, um finanziellen Gewinn mit dem gestohlenen Sexvideo zu erzielen. Durch die Perspektivwechsel verbindet die Serie so unterschiedliche Genres wie die Romanze und das „heist movie“, ist zugleich aber auch Momentaufnahme einer Zeit, in welcher viele das Internet noch für eine Modeerscheinung hielten – und Sex Tapes sich nicht einfach durch einen Klick verbreiten ließen.

Die Erzählstränge, die Gauthier betreffen, sind etwas zu sehr in die Länge gezogen, doch wie er in den Besitz des Sexvideos kam, ist skurril genug und wie er anschließend die noch junge Internettechnologie zu kriminellen Zwecken verwendete, historisch interessant genug, um durchgehend zu unterhalten.

Anders verhält es sich mit den Handlungssträngen über Anderson und Lee. Vor allem die Darstellung ihrer Ehe ist inkonsistent: Wird sie in der zweiten Folge noch karikatural ins Lächerliche gezogen und die Gefühle zwischen den beiden auf sexuelle Anziehung reduziert, so wird uns in späteren Folgen glauben gemacht, dass die beiden eine weitaus tiefgründigere Verbindung hatten. Spätestens wenn Lee als Hausmann dargestellt wird, der seine Zeit damit verbrachte, seiner Ehefrau leckere Abendessen zuzubereiten, nimmt die Erzählung absurde Züge an. Dass Lee Anderson auf Händen trug, mag vielleicht stimmen. Wer aber weiß, dass Lee 1998 wegen häuslicher Gewalt ins Gefängnis musste, kann sich nur über diese verherrlichende Darstellung des Schlagzeugers wundern.

Leider ist dies nicht die einzige Schwäche der Serie. Vor allem die letzte Folge macht deutlich, dass die Macher*innen Mitgefühl für Anderson wecken wollten. Es ist jedoch die einzige Folge, die das Slut Shaming, das Anderson erfuhr, explizit thematisiert. So wie ebenfalls die einzige, die über unterhaltsame Berieselung hinausgeht. Trotz ihrer Unebenheiten und Längen, hat „Pam & Tommy“ jedoch genug zu bieten, damit sich das Einschalten lohnt.

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