MORITZ NEY: Der Künstler verlässt sein Refugium

Bis zum 31. Dezember.

Im Katalog der Ausstellung von Moritz Ney, die zur Zeit in der Galerie Schlassgoart zu sehen ist, hat der Leiter der Galerie, Jean-Paul Raus einen Briefwechsel mit dem Künstler abgedruckt. Der zeigt, dass es gar nicht so einfach war, Ney dazu zu bewegen, sein Schaffen der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Fünfzehn Jahre lang hat er seine Werke lediglich in seinem Atelier gezeigt. Es ist schließlich doch gelungen. Die in Esch gezeigte Auswahl bietet einen Überblick über mehrere Schaffensperioden. Bunte Straßenszenen, wie aus einer anderen Welt, die Tram fährt vorbei, spielende Kinder mit dem Springseil. Ney versteht es, die Kontraste zu vereinen: Eigentlich müssten Farben und Konturen scharf aufeinanderprallen – und trotzdem strahlt die Komposition eine große Ruhe aus. mehr lesen / lire plus

BRAD BIRD: Il faut sauver l’Amérique

Ils ont retrouvé Nemo, mais avec leur dernière production „The Incredibles“, l’équipe de Pixar a décidément perdu la boule.

D’accord, c’est un hommage aux grands classiques de la bande dessinée. Et dans ces classiques, il y a forcément un super-héros qui sauve le monde, pardon, l’Amérique. „The Incredibles“ a l’ambition de jouer avec les clichés (le gouvernement a forcé les super-héros de se retirer et de mener une vie tout à fait ordinaire), mais ne fait en définitive que remettre sur table le traumatisme du 11 septembre.

L’histoire est celle – éternelle – du combat entre le Bien et le Mal. mehr lesen / lire plus

TANZ: Zwischen Couch und Tanzparkett

Wer bin ich? Das Projekt „Choreography“ des Luxemburger Choreographen Bernard Baumgarten ist der Versuch, die eigene Identität tanzend zu erkunden.

„Choreography“, noch an diesem Freitag, den 10. und am 15. Dezember um 20 Uhr im Escher Theater.

Ein Hinterhof in der Straßburger Straße. Es regnet. Bauarbeiter huschen durch das Halbdunkel. In einem der Gebäude hat sich die Church of God einquartiert. Erst beim näheren Hinsehen entdecke ich die Studios des Théâtre Danse et Mouvement (TDM). Helle Räumlichkeiten mit weiß getünchten Wänden. Dort arbeitet Bernard Baumgarten mit seiner Truppe Unit Control an dem ungewöhnlichen Projekt „Choreography“.

„Make it a cross between a stewardess and a cartoon character“ sagt er zu der kanadischen Tänzerin Yohanna Stange. mehr lesen / lire plus

MUSIQUE: The Dark Side of the Casio

Star, moi? Non, Raftside c’est la négation faite homme du star-système. Rendez-vous avec une antithèse qui a de l’ambition.

„Je veux être la plus grande rock star du monde“ – Raftside entre folie des grandeurs et second degré.

Lorsque Raftside avait dix ans, ses parents lui ont offert un petit synthé Casio. A l’époque il rêvait de ressembler à Jean-Michel Jarre. Heureusement, il a depuis assisté à de nombreux concerts de rock qui l’ont dissuadé du projet malencontreux de faire une carrière de mégalomane électronique. Aujourd’hui il préfèrerait être le nouveau Lou Reed. Voilà une référence non moins mégalo, mais certainement moins gênante à citer. mehr lesen / lire plus

ROGER MANDERSCHEID: Mäi Frënd Kasch

Roger Manderscheid, Kasch, ultimomondo, 2004.

Ist es Zufall oder abgemachte Sache? Innerhalb weniger Monate veröffentlichen die beiden (grauen) Eminenzen der nationalen Literaturszene Romane in luxemburgischer Sprache und mit ähnlicher Thematik. Pol Greischs im Frühjahr erschienenes „Mäi Frënd Benn“ und Roger Manderscheids neuestes Werk „Kasch“ sind sozusagen siamesische Buch-Zwillinge. Wie schon einst bei Jack Kerouac geistert auch hier der schüchterne und gehemmte Ich-Erzähler so lange im Schatten seines übermächtigen besten Freundes herum, bis er dessen Platz eingenommen hat. Manderscheid kann sich voll und ganz auf seinen mitten in der Midlife-Crisis steckenden Protagonisten Luc Freilinger verlassen. Der verwickelt sich zwar im Laufe der Geschichte immer tiefer in sein seelisches Gestrüpp, aber das auf so selbstironisch beschriebene Weise, dass man sich als LeserIn gerne darauf einlässt. mehr lesen / lire plus

POP: Nick Cave

The Dresden Dolls, Roadrunner, 2004

Nick Cave muss sich warm anziehen. Denn die Dresden Dolls klauen ihm unverschämt seine Manierismen, vom rohen Hämmern auf dem Klavier bis hin zum alles umrahmenden Trauerflor. Amanda Palmer und Brian Viglione tragen schwarz und singen ungeschminkt von den schlechten Seiten des Lebens. Da sie sich aber von Tom Waits die Weill’schen Reminiszenzen borgen, wirkt das Ganze nie trist und bedeutungsschwanger, sondern erfrischend schwarzhumorig wie bei „Coin-operated Boy“. Hinter den Posen verbirgt sich erstklassiges Songwriting: „Half Jack“ oder „The Jeep Song“ sind Garanten dafür, dass man diese CD so schnell nicht mehr aus der Anlage schmeißt. mehr lesen / lire plus

KEHLEN: Shiny’z Café

4, rue de Kopstal, Kehlen,
Tel. 26 10 36 03, geöffnet täglich von 11 bis 1 Uhr.

 

An der Wand hängen Zeichnungen von üppigen Frauen-Schönheiten in Lack und Leder. Daneben sitzen die Dorfjugendlichen um Bier und Burger. Das Shiny’z Café in Kehlen ist eine Ausnahmeerscheinung in der luxemburgischen Szene. Was auf der Internetseite als „Fetish-Pub“ bezeichnet wird, verwandelt sich bei Tageslicht in eine eher harmlose Dorfkneipe. Im Hinterzimmer verbirgt sich dann auch keine Folterkammer, sondern ein bei vielen luxemburgischen Bands immer beliebter werdender Konzertsaal. Nicht nur „Dark Satur(n)days“ veranstalten dort regelmäßig ihre gothisch angehauchten Abende, sondern auch andere Events locken die ZuschauerInnen in den sonst eher verschlafenen Ort. mehr lesen / lire plus

DVD: René Deltgen

Erst kam das Buch, nun folgt die DVD: Luxemburg huldigt weiter seinen Helden, die es in der Fremde zu etwas gebracht haben. Auch wenn der luxemburgische Schauspieler René Deltgen ähnlich wie Norbert Jacques dabei nicht gerade politisch korrektes Verhalten vorweisen konnten. Die vom CNA produzierte DVD mit vielen Extras thematisiert auch Deltgens Rolle unter der Naziherrschaft, das alles allerdings ziemlich bieder in Szene gesetzt und mit einem eher störenden, da allgegenwärtigen Off-Kommentar. mehr lesen / lire plus

THEATER: Monolog für Engelmann

Im Alter von nur 35 Jahren erhängte sich der Luxemburger Lehrer René Engelmann. Fast ein Jahrhundert später fragt André Link in einem Theaterstück nach dem Warum.

„Man investiert sich als Autor so sehr in einen Charakter, dass man zeitweise eins mit ihm wird.“: der Schriftsteller André Link

„Wünsche ihm alles Gute, fürchte aber.“ Diesen Satz notierte Jos Robert nach seinem letzten Treffen mit dem Kollegen Engelmann, am 13. August 1915, in sein Tagebuch. Zwei Wochen später wird der als jovial und umgänglich bekannte Gymnasiallehrer erhängt in seiner Wohnung aufgefunden. Engelmann hinterließ keinen Abschiedsbrief, der seine Tat hätte erklären können.

„Mit Selbstmord setzt sich jeder im Laufe seines Lebens auseinander“, sagt André Link. mehr lesen / lire plus

ARMAND STRAINCHAMPS: Menschen unterm Mikroskop

Noch bis zum 17. Dezember.

Auf den ersten Blick sehen sie noch ganz fröhlich aus, die Gemälde von Armand Strainchamps in der Dexia Bil. Es sind ausschließlich Gesichter und menschliche Figuren, grob gepixelt wie so oft bei dem Luxemburger Künstler, der unter anderem auch die Deckenbemalung des hauptstädtischen Bahnhofs geschaffen hat. Copy-Art heißt seine Vorgehensweise: Motive werden extrem vergrößert, bis statt einer ganzheitlichen Sicht eine fragmentarische entsteht. Auch seine derzeit ausgestellten Porträts zerfallen scheinbar vor dem Auge der BetrachterInnen. Die kraftvollen Hintergrundfarben täuschen: Irgendwie einsam und melancholisch starren die unförmigen Schädel auf den großformatigen Bildern. Körperteile schweben losgelöst nebenher, Extremitäten verkümmern. mehr lesen / lire plus

JIM JARMUSCH: Jim-Jarmusch-Night

In der Cinémathèque municipale

Kaffee, Zigaretten, gutes Kino und dazu ein bisschen Poesie. Am 16. November lädt die hauptstädtische Cinémathèque ein zur Jim Jarmusch Night. Den Auftakt macht eine Lesung mit Gedichten u.a. von William Blake und Rimbaud. Zu sehen gibt es Jarmuschs „Dead Man“ mit Johnny Depp, gefolgt von Buster Keatons „Go West“. Ein Abend für RebellInnen und QuerdenkerInnen. mehr lesen / lire plus

BERND SAHLING: Trau keinem Gucki

Zwei blinde Mädchen träumen vom Popstarruhm. „Die Blindgänger“ ist ein poetischer, aber nicht durchgehend gelungener Jugendfilm.

„Trau keinem Gucki!“ – Marie begegnet der Welt der Sehenden mit Misstrauen, aber auch mit Neugier.

KINO

Die Zusammenfassung im Programmheft klingt eigentlich gar nicht gut: Als KinogängerIn stellt man sich auf eine Mischung aus „Deutschland sucht den Superstar“ und Betroffenheitsdrama ein. Aber gleich die ersten Szenen von Bernd Sahlings Debütfilm überraschen positiv und erinnern an Caroline Links „Jenseits der Stille“.

Marie (ausgezeichnet gespielt von Ricarda Ramünke) marschiert zielstrebig durch den Schnee. Ihren Blindenstock benutzt sie eher als Spielzeug denn als Stütze. Gemeinsam mit anderen Sehbehinderten lebt sie in einem Internat, nur ist das ehemalige Kloster für die Dreizehnjährige gleichzeitig das Zuhause. mehr lesen / lire plus

THEATER: „Decke fette Kuch“

„Héi ass et schéin“ – das denken sowohl Luxemburger als auch Flüchtlinge und streiten sich in Jean-Paul Maes‘ Theaterstück um ihren Platz im Schlaraffenland.

„Integrationszeit ist Konfliktzeit“:
Jean-Paul Maes möchte mit seinem Stück einen nuancierten Blick auf die Flüchtlingsproblematik werfen. ________________

Herr Klein ist gekommen, sich zu beschweren. Er hat ein Problem mit den Flüchtlingen, die sich um sein Anwesen herum breit machen. „Si schäissen him a säi Gaart“, erklärt Autor Jean-Paul Maes und zuckt in den Proben selbst manchmal ein wenig zusammen, wenn Schauspieler Jean-Marc Calderoni in seiner Rolle anfängt, gegen die Eindringlinge zu schimpfen. Jossip ist einer von ihnen. mehr lesen / lire plus

KINO: Alltagskuchen

Die Luxemburger Regisseurin Anne Schiltz dokumentierte mit ihrer Videokamera in Siebenbürgen den Alltag der Sachsen.

„Wir haben alles“: Rosi und Michael Müller leben fast vollkommen autark von ihren eigenen Erträgen.

„Ich habe das Messer lange drin gehalten, damit die Dame das Blut filmen kann“, sagt Michael Müller. Das Schwein windet sich noch ein wenig, die Männer gießen sich Schnaps ein. „Es gibt keinen besseren Metzger im Dorf als Michael Müller.“ Die rumänischen Nachbarn nicken anerkennend. Der 75-jährige Müller ist ein Siebenbürgensachse. Ihn und seine Tochter Rosi hat die Luxemburgerin Anne Schiltz mit ihrer Kamera für den Dokumentarfilm „Sweet Life and all that goes with it“ begleitet. mehr lesen / lire plus

MICHAEL GONDRY: Eternal Sunshine of the Spotless Mind

Comment faire l’éloge de ce film sans en dire trop et gâcher ainsi le plaisir? Michael Gondry transforme un scénario alambiqué de Charlie Kaufman en promenade somnambulique à travers le cerveau humain. Kate Winslet et Jim Carrey y trouvent leurs rôles les plus attachants. Sans doute un des meilleurs films de l’année.

À la Cinémathèque.
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www.arméi.lu: Blumen vor die Panzer

Wer noch nie so richtig glauben wollte, dass die Armee Jobs mit Zukunft bietet, wie von der Werbung der Militärs versprochen, der sollte vielleicht einmal auf www.arméi.lu vorbeisurfen. Hinter dem militärischen Namen verbirgt sich nämlich entschieden Antimilitaristisches. Die Empfangsseite zerstört sich kurzerhand selbst und danach flackern im Sekundentakt Bilder des Grauens über den Schirm. „En Job mat Zukunft?“, fragen die Zwischentitel rhetorisch. Die Fotos von blutigen Leichenteilen bilden den krassen Gegensatz zur Heile-Welt-Ästhetik der offiziellen Kampagne der luxemburgischen Armee. Ein Extrem wird gegen ein anderes eingesetzt. Nach der Bilderflut öffnet sich eine neue Seite, mit zahlreichen Angeboten. Da gibt es allerdings noch nicht viel zu sehen. mehr lesen / lire plus

DAN WIROTH: Films Made in Luxembourg

Pour ceux et celles qui n’auraient pas encore eu l’occasion de voir les deux courts-métrages du jeune réalisateur Dan Wiroth, RTL programme, dans le cadre des Films Made in Luxembourg le 16 octobre à 21h, „Fragile“ (1998) et „If not why not“ (2002). Que ce soit la magie des verres qui dansent ou la danse tout court sur une musique envoûtante de Serge Tonnar, cette diffusion est un rendez-vous à ne pas manquer. mehr lesen / lire plus

MUSIKTHERAPIE: Stille ist Musik

Es tut wohl fast jedeR: Musik hören, weil sie traurig macht
oder glücklich oder neue Energie gibt. Musiktherapeutin
Martine Wallenborn setzt diese Wirkung bewusst ein.

„Man wird nicht
zufällig Therapeut“ – Martine Wallenborn
stellt in ihrer Arbeit die Bedürfnisse der PatientInnen in den Vordergrund.

Dass auch Stille Musik sein kann, das wussten schon
Simon und Garfunkel als sie vom „Sound of Silence“ sangen. Aber still ist es im 21. Jahrhundert kaum mehr irgendwo, jedenfalls nicht in unseren Breitengraden. Radio oder Fernsehen dudeln überall in Endlosschleifen vor sich hin. „Ich habe gelernt selektiv zu hören“, erklärt die Musiktherapeutin Martine Wallenborn. Wer mehr als 22 Minuten lang ständiger Berieselung ausgesetzt ist, höre ohnehin nicht mehr richtig zu. mehr lesen / lire plus

IRVIN WINKLER: De-Lovely

Steppen in Zement: Irvin Winklers Verfilmung von Cole Porters Leben gerät hölzern und verstaubt.

Auf dem Klavier singt’s sich besser: Kevin Kline als Komponist Cole Porter.

Ein amerikanischer Kritiker hat behauptet, „De-Lovely“ sei schlimmer als drittklassige Schultheater-Aufführungen. Alle drittklassigen Schultheater-Truppen sollten sich daraufhin beschweren. Denn so schlecht wie Winklers Film können sie gar nicht sein.

In der ersten Szene sitzt ein kosmetisch miserabel gealterter Cole Porter im Dämmerlicht am Klavier und erinnert sich an bessere Zeiten. Plötzlich erscheint ihm der Geist (oder ist es ein Engel?) Gabriel und entführt ihn in ein fiktives Theater, in dem Porters Lebensgeschichte als Musical aufgeführt werden soll. mehr lesen / lire plus

BLUES: Das Klavier ist besoffen …

Tom Waits, „Real Gone“, Anti, 2004.

… deshalb lässt es Tom Waits auf seiner neuesten Platte „Real Gone“ lieber gleich zu Hause. Dafür ist sein Sohn Casey mit von der Partie und der darf hier die Plattenteller bedienen. Nachdem Waits auf seinen drei letzten Alben eher dem schwelgerischen Schönklang frönte, ist das vorliegende Album eine Rückkehr zum sprödem Blues von „Bone Machine“. Tom Waits hustet seine Beats durch einen Verzerrer, Brain scheint mit Fußtritten etwas zu Brei zu hauen (das Klavier?) und darüber serviert der Meister die alten Geschichten: von netten Mädchen, die zerstückelt in Mooren aufgefunden werden und unheimlichen Scheunen in denen die Krähen hausen. mehr lesen / lire plus