Backcover: Arnoldas Kubilius

Unter Wasser mit Arnoldas Kubilius: Im März gestaltet der Fotograf aus Litauen die Rückseite der woxx. Zum Auftakt seiner Fotoserie spricht er über Unterwasseraufnahmen, den richtigen Flow und darüber, welche Geschichte er mit seinen Bildern erzählen möchte.

Arnoldas Kubilius bemüht sich in seinen Fotografien darum, Körperformen in Szene zu setzen. (Copyright: Arnoldas Kubilius)

woxx: 2020 gaben Sie der woxx im Zuge Ihrer Ausstellung im „Ancien Cinéma“ in Vianden ein Interview. Damals hatten Sie gerade Ihren ersten Bildband (H)OMBRES publiziert. Was hat sich seitdem in Ihrer Kunst getan?


Arnoldas Kubilius: (H)OMBRES führt seit dem Sommer 2020 ein Eigenleben rund um die Welt, was mich immer noch freut. Seit unserem letzten Gespräch hatte ich eine Einzelausstellung in Luxemburg-Stadt und war Teil verschiedener Gruppenausstellungen, unter anderem in Mailand. In den letzten Jahren waren meine Arbeiten außerdem in internationalen Print-Publikationen zu sehen, wie Der Greif, Shadowplay Magazine oder Encore à Poil. Allgemein habe ich mich in letzter Zeit auf die Erkundung des Unterwassers konzentriert und meine Arbeit an Aktskulpturen vertieft.

Ihr Interesse für Unterwasserfotografie macht sich auf der Rückseite der woxx bemerkbar. Nach welchen Kriterien suchen Sie die Orte zur Aufnahme aus?


In der Regel vermeide ich jegliche visuelle Ablenkung im Hintergrund; versuche den oder die Körper zu isolieren, wenn ich sie fotografiere. Gleichzeitig strebe ich danach, alle natürlichen Elemente, die mit dem Motiv interagieren, in das Foto miteinzubeziehen. Mir stellen sich also viele Fragen, wenn ich Orte für Unterwasseraufnahmen aussuche: Gibt es ausreichend Platz, aber auch genug Privatsphäre? Ist es warm genug für die Models? Wenn ich das Tageslicht nutze: Reicht das Sonnenlicht? Könnten wir uns einen Sonnenbrand zuziehen? Wenn wir Fotos im offenen Meer aufnehmen: Wie stark ist der Wellengang? Wann geht die Sonne unter? Wohin fallen die Schatten zu bestimmten Tageszeiten? Also, kurz gesagt: Ich suche nach einem Ort, der genug Platz, Privatsphäre und Wärme bietet.

„Um ein Bild zu kreieren, das dem Auge schmeichelt und den Geist herausfordert, müssen das Model und ich während der Aufnahme beide in einen Flow kommen, in einen Zustand der Verspieltheit, und unserer Intuition folgen.“

Ist der Ort gefunden, tauchen Sie unter. Was sind die Schwierigkeiten bei der Unterwasserfotografie?


Wer unter Wasser arbeitet kann nicht alles planen, was eine Freude und Herausforderung zugleich ist. Konkret muss ich bei Unterwasserfotografien über folgende Aspekte nachdenken: Wassertemperatur und Klarheit; inwiefern die Spiegelungen unter und an der Wasseroberfläche die Bilder verstärken; wie Formen aufbrechen und sich multiplizieren und so fort.

 Steigen Sie mit einer konkreten Idee für eine Pose ins Wasser oder folgen Sie den Bewegungen der Models?


Beides. Ganz gleich, ob ich unter Wasser oder an Land fotografiere, entwerfe ich vor der Aufnahme ein paar Ideen. Das Ergebnis setzt sich dann aus unterschiedlichen Faktoren zusammen. Dabei ist die Körperlichkeit der Person oder Personen, die ich fotografiere, natürlich signifkant für jedes Shooting. Welche Form können sie mit ihrem Körper bilden? Haben sie eine interessante Narbe, eine faszinierende Hautfalte, charmanten Haarwuchs, ansprechende Muskeln? Treten ihre Venen hervor, wenn sie sich winden? Haben sie Gänsehaut, wenn ihnen kalt ist? Um ein Bild zu kreieren, das dem Auge schmeichelt und den Geist herausfordert, müssen das Model und ich während der Aufnahme beide in einen Flow kommen, in einen Zustand der Verspieltheit, und unserer Intuition folgen. Damit das passiert, sind einige Dinge wichtig, doch gegenseitiges Vertrauen und der Respekt füreinander ist sicherlich der Schlüssel.

Sind Unterwasseraufnahmen intimer als die an Land?


Ich würde nicht sagen, dass Unterwasseraufnahmen mehr oder weniger intim sind als Shootings im Studio, zum Beispiel. Ich denke, dass das Level an Intimität vom gegenseitigen Vertrauen abhängt, das ich vorhin erwähnt habe. Unterwasseraufnahmen benötigen je-
doch mehr Planung: Das Model und ich treiben vor uns hin, wir können einander nicht hören, oft hat das Model die Augen geschlossen und es kann ja nicht atmen. Es gibt mehr „Trial-and-Error“, doch – wie bereits gesagt – es ist ein faszinierender Prozess, weil es ein gewisses Maß an Unvorhersehbarkeit und Überrasschungen gibt. Unterwasser zu arbeiten impliziert vieles Elemente: Spieglungen, Wellen, Blasen. Es ist zudem ein sehr physischer Akt, wir werden schneller müde.

„Das Model und ich treiben vor uns hin, wir können einander nicht hören, oft hat das Model die Augen geschlossen und es kann ja nicht atmen.“

Welche Geschichte wollen Sie mit Ihren Bildern erzählen?


Ich glaube grundsätzlich geht es in der Fotografie darum zu sagen „Schau her, das ist wichtig“. Mit meinen Fotografien zelebriere ich die Schönheit maskuliner Formen.


Cet article vous a plu ?
Nous offrons gratuitement nos articles avec leur regard résolument écologique, féministe et progressiste sur le monde. Sans pub ni offre premium ou paywall. Nous avons en effet la conviction que l’accès à l’information doit rester libre. Afin de pouvoir garantir qu’à l’avenir nos articles seront accessibles à quiconque s’y intéresse, nous avons besoin de votre soutien – à travers un abonnement ou un don : woxx.lu/support.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Wir stellen unsere Artikel mit unserem einzigartigen, ökologischen, feministischen, gesellschaftskritischen und linkem Blick auf die Welt allen kostenlos zur Verfügung – ohne Werbung, ohne „Plus“-, „Premium“-Angebot oder eine Paywall. Denn wir sind der Meinung, dass der Zugang zu Informationen frei sein sollte. Um das auch in Zukunft gewährleisten zu können, benötigen wir Ihre Unterstützung; mit einem Abonnement oder einer Spende: woxx.lu/support.
Tagged .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.