Label für regionale Produkte: Mogelsiegel

Ein Label soll hochwertige, in Luxemburg erzeugte Nahrungsmittel kennzeichnen. Doch die Pläne des Landwirtschaftsministeriums stoßen auf scharfe Kritik.

Romain Schneider diskutierte am 20. Juli in Brüssel mit seiner deutschen Homologin Julia Klöckner über ein Label für Tierwohl. Ob das geplante und scharf kritisierte luxemburgische Label auch Thema war? (Foto: Conseil de l‘Union européenne)

Labels und Siegel, die Nahrungsmittel auszeichnen sollen, gibt es wie Sand am Meer. Für Konsument*innen ist es oft alles andere als einfach zu unterscheiden, welches Siegel reines Marketing oder gar Greenwashing ist und welche Kennzeichnung tatsächlich eine Auskunft über Produktionsbedingungen und Qualität geben. In Luxemburg könnte nun ein weiteres Label hinzukommen, das regionale Produkte auszeichnet, die nach hohen Qualitätskriterien hergestellt wurden. Bereits 2017 gab es einen Vorstoß in diese Richtung, der entsprechende Gesetzesentwurf des damaligen Landwirtschaftsministers Fernand Etgen (DP) wurde im Dezember 2018 zurück in die entsprechende Kommission verbannt und ward nie wieder gesehen.

Laut einer Pressemitteilung des Mouvement Écologique plant die Regierung nun einen neuen Anlauf, um bald ein luxemburgisches Label auf Produkte kleben zu können. Doch der Méco lässt kein gutes Haar am Vorschlag von Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP). So sei der neue Vorschlag nicht in Zusammenarbeit mit allen Akteur*innen ausgearbeitet worden, sondern lediglich mit der Landwirtschaftskammer. Der größte Kritikpunkt der Umwelt-NGO betrifft die Standards und Vorgaben, die eingehalten werden müssen, um das Label zu erhalten.

Drei Kategorien soll das geplante Label prüfen: Umwelt und Tierwohl, Regionalität und Fair Trade, Qualität und Geschmack. Die Bestimmungen, wie dies geprüft werden soll, seien jedoch nicht präzise genug formuliert, so der Méco. Um das Label für eine der drei Kategorien zu erhalten, genüge es, eine einzige von rund einem Dutzend Vorgaben zu erfüllen. So könne ein*e Produzent*in das Label für Umwelt und Tierwohl erhalten, obwohl sie lediglich die Vorgaben zur Abfallvermeidung einhält – nicht aber andere, wie jene zum Schutz der Biodiversität. „Ein Label, das Produkte u.a. auch im Bereich Naturschutz auszeichnen möchte, und derart niedrige Anforderungen stellt, disqualifiziert sich von selbst!“, schrieb der Mouvement in seiner Pressemitteilung vom vergangenen Dienstag.

Ein weiteres Problem ist, dass Landwirt*innen, die ihre Produkte direkt vermarkten, etwa durch Systeme wie die „solidarische Landwirtschaft“, das geplante Label überhaupt nicht erhalten können. Somit würde gerade für jene landwirtschaftlichen Betriebe, die etwa den Gemüsebau in Luxemburg vorantreiben und damit eine Versorgungslücke schließen, die Möglichkeit fehlen, das Label und die damit verbundenen geplanten Förderungen zu erhalten. Der Méco nennt das „eine untragbare Situation“.

Insgesamt hat die Umwelt-NGO den Eindruck, dass „das eigentliche Ziel jenes sei, dass so viele Produzentengemeinschaften wie möglich in den Genuss kommen sollen das Label zu nutzen“ und bezeichnet dies als eine Art „Gießkannen-Förderung“. Bisher hat das Landwirtschaftsministerium noch nicht auf die Vorwürfe reagiert – vielleicht lässt man sich mit dem Label-Projekt ja doch mehr Zeit.


Cet article vous a plu ?
Nous offrons gratuitement nos articles avec leur regard résolument écologique, féministe et progressiste sur le monde. Sans pub ni offre premium ou paywall. Nous avons en effet la conviction que l’accès à l’information doit rester libre. Afin de pouvoir garantir qu’à l’avenir nos articles seront accessibles à quiconque s’y intéresse, nous avons besoin de votre soutien – à travers un abonnement ou un don : woxx.lu/support.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Wir stellen unsere Artikel mit unserem einzigartigen, ökologischen, feministischen, gesellschaftskritischen und linkem Blick auf die Welt allen kostenlos zur Verfügung – ohne Werbung, ohne „Plus“-, „Premium“-Angebot oder eine Paywall. Denn wir sind der Meinung, dass der Zugang zu Informationen frei sein sollte. Um das auch in Zukunft gewährleisten zu können, benötigen wir Ihre Unterstützung; mit einem Abonnement oder einer Spende: woxx.lu/support.
Tagged .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.