Lieber Luc Spada: Auf den Titel deines neuesten Werks gibt es auf gut luxemburgisch eigentlich nur eine Antwort „Mol net mam Mëschtgreef!“. Sicher, du erwartest jetzt eine vernichtende Kritik aus dem Gutmenschen-Feuilleton, damit du, nachts, besoffen, vor deinem Spiegel dich in deinem Erbrochenen suhlend, dir wieder sagen kannst, dass du ein richtiger Bad-Boy bist. Aber nichts dergleichen. Wir haben dich verstanden Luc Spada: Deine „Literatur“ ist nur ein stummer Schrei nach Liebe. Oder um es in deinen Worten zu sagen: Ich/Kind/gefangen in einem Körper/Mann. Dein Geschreibsel ist der Nullpunkt der Literatur in unserem ach so schönen neoliberalen Zeitalter: Literatur als Event, der Schriftsteller als Schauspieler. Kein Wunder, dass dein Verlag nebenbei auch in der Werbung tätig ist, denn nur Werbefuzzis können glauben, dass so ein Mist, in dem natürlich auch ein paar Mal das Wort „Ficken“ fällt, sich tatsächlich verkauft. Der Kollege vom Wort hatte Recht, als er dich bezichtigte, den „Provinz-Trick“ (großer, toller Pop-Literat aus Berlin lässt sich dazu herab, in seiner Heimatprovinz zu publizieren) anzuwenden, um die Luxemburger kleiner zu machen. Dass du damit nicht nur dir selber schadest, sondern auch der ganzen neuen schreibenden Generation, die gerade versucht, die ihr vererbten Komplexe zu überwinden, ist dir sicher egal. Irgendwie musste ich bei der Lektüre deiner „literarischen“ Ergüsse an einen Artikel von Laurie Penny denken, die mit Milo Yiannapoulos-Anhängern durch die US getourt ist. Sie beschrieb ziemlich akkurat junge Männer, die sich weigern, ihre „Emotionen wie Erwachsene“ zu behandeln. Dies trifft definitiv auf dich zu, und weißt du was, lieber Luc Spada: Es geht vorbei! Beruhige dich, mache Yoga, saufe weniger und kiffe mehr. Oder wichs dir meinetwegen deine Fleischflöte weg, damit sie nicht mehr so störend zwischen dir und deinem Ego steht. Oder mach ein Lied mit Serge Tonnar, der versteht dich sicher auch. Aber, bitte, bitte, bitte, lass uns in Ruhe! Literatur in Luxemburg ist eh schon höllisch kompliziert, da können wir uns nicht auch noch um dich kümmern. Nichts zu danken.
-
Die neuesten Artikel
Newsletter
woxx Podcasts