Podcast-Empfehlungen: Das ist gut zu hören!

Die einen hören das Gras wachsen, die anderen ziehen dem Grünzeug Podcasts vor: Die woxx präsentiert drei Formate, die sowohl die Lachmuskeln trainieren als auch die Neugier und den Wissensdurst stillen.

Schamlos – der Podcast für niveaulose Feminist*innen

Böse Zungen behaupten, Feminist*innen und Aktivist*innen im Allgemeinen verstünden keinen Spaß. Das Berliner Comedy-Trio Janina Rook, Matilde Keizer und Antonia Bär überzeugt die Kritiker*innen vom Gegenteil: In ihrem Podcast „Schamlos – der Podcast für niveaulose Feminist*innen“ knüpfen sie sich seit März 2020 ernste und leichte Themen mit Humor und Selbstironie vor. Meistens komplettieren interessante Gäst*innen die Runde. In der Folge „Böse“ kommt beispielsweise Ciani-Sophia Hoeder, Kolumnistin bei der Süddeutschen Zeitung und Gründerin von „Rosa Mag“, einem Online-Magazin für afrodeutsche Frauen, dazu. Die Sprecherinnen denken laut über Wut, Rassismus, Sexismus und Nippeltwists nach. In „Basic B*tch“ tauschen sich Matilde Keizer und Antonia Bär mit der feministischen Komikerin Erika Ratcliffe unter anderem über Waschprogramme, Haferschleim und Depressionen aus. Charakteristisch für den Podcast sind außerdem kurze Impro-Einlagen: Die Podcasterinnen Rook, Keizer und Bär gehen mitten im Gespräch mehrmals kurz in improvisierte Rollenspiele über, in denen sie provokante Szenarien darstellen und sich gegenseitig aus der Reserve locken. Das zu verstehen, fällt neuen Hörer*innen schwer, doch hat man das Konzept bis begriffen, macht es großen Spaß, ihnen dabei zuzuhören. Einziger Minuspunkt, der allerdings nur für Menschen gilt, die ihre Podcasts kurz und knackig mögen: Der Großteil der Folgen dauert über eine Stunde.


1.000 erste Dates

Wer sich aufgrund von Kontakteinschränkungen und Social Distancing nach Nähe sehnt, sollte in den Podcast „1.000 erste Dates“ reinhören. Das Konzept ist schnell erklärt: Jeden Donnerstag erinnern sich unterschiedliche Gäst*innen – bis dato abgesehen von „Princess Charming“ Irina Schlauch alles Privatpersonen – an skurrile, romantische oder traumatische erste Dates zurück. Es sind intime Geschichten, die man in der Regel eher seinen besten Freund*innen als fremden Hörer*innen anvertraut. Nach Aussagen der Produzent*innen handelt es sich um reale Erlebnisse, so absurd manche Geschichten auch erscheinen mögen. Wer etwas teilen möchte, kann sich einfach per Mail oder Social Media bei ihnen melden. Die Namen der involvierten Personen werden in der Regel anonymisiert, sodass Rückschlüsse erschwert werden. Bei dem Podcast wird jedoch nicht nur locker aus dem Nähkästchen geplaudert, sondern auch auf Gefahren beim Dating hingewiesen. In „Nein heißt Nein“ berichtet eine Frau von einem Mann, der sie mitten in der Nacht aus seiner Wohnung schmiss, weil sie sich während des Vorspiels gegen Sex mit ihm entschied. Eine Reaktion, die in dem Podcast klar verurteilt wird. „Von Grindr in den Bundestag“ erzählt von einem Typen, der auf der schwulen Dating-App Grindr ein Fake-Profil mit Bildern eines Jugendlichen angelegt hat. Auch diese Geschichte wird in dem Podcast kritisch diskutiert. Gleichzeitig zelebriert der Podcast aber auch einvernehmliches und ehrliches Dating ohne Vorurteile oder festgefahrene Normen: Es geht um offene Ehen, One-Night-Stands, Sex in der Öffentlichkeit, lesbische und schwule Dating-Geschichten. Anna Dushime, unter anderem Kolumnistin bei der Taz, rief den Podcast im Februar dieses Jahres ins Leben und moderierte die erste Staffel. Im September übernahm Ricarda Hofmann, Comedy-Autorin und Podcasterin, und führte durch die zweite Staffel, die am 25. November endete. Bis zur dritten Staffel müssen die Zuhörer*innen sich gedulden, denn die läuft erst im Frühjahr 2022 an.


Das Feature – Deutschlandfunk Kultur

Ein Podcast, der zeigt, was Audioproduktionen alles können: In „Das Feature“ von Deutschlandfunk Kultur verknüpft Journalismus mit Audiokunst. Die Liste der Folgen ist lang – sie reicht von experimentellen „Soundwalks für Daheimgebliebene – Zehn Anleitungen für Ausnahmen und andere Zustände“ über kunstvoll aufgearbeitete Studienergebnisse zur Online-Datingplattform Tinder bis hin zu investigativen Reportagen mit Hörbuchcharakter. Sie stammen von unterschiedlichen Autor*innen, die das Publikum mit ihrer Herangehensweise immer wieder überraschen. Heraussticht unter anderem die Folge über Krankenversicherungen in Deutschland: „Lauschen ob sein Herz noch schlägt – Krank ohne Krankenversicherung“ erzählt Dylans Leidensweg. Als der ehemalige Lehrer und Fotograf nach längerem Aufenthalt in Afrika nach Deutschland zurückkehrt stößt er beim Versuch, als Rentner eine Krankenversicherung abzuschließen, auf verschlossene Türen. Die Autorin Marie von Kuck verknüpft Recherchen mit Textnachrichten, nachgestellten Telefongesprächen und inneren Monologen – eine mitreißende Reportage, die inhaltlich schockiert und stilistisch überzeugt. Ähnlich stark ist „In der Dunkelkammer des Strafrechts – Was mit psychisch Kranken im Maßregelvollzug passiert“. In dem Beitrag begleiten Carolin Haentjes und Antonia Märzhäuser Patient*innen und Eltern von Betroffenen bei ihrem Versuch, aus dem Maßregelvollzug entlassen zu werden oder zumindest eine adäquate Behandlung zu erhalten.


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