
(© Bohumil KOSTOHRYZ)
1935 in Deutschlands Reichspropagandaministerium: Die Regisseurin und Hitler-Freundin Leni Riefenstahl und Joseph Goebbels (Jacqueline Macaulay und Wolfram Koch) sehen sich gemeinsam das verbotene Meisterwerk „Das Stahltier“ des Künstlers Willy Otto Zielke an. Leni Riefenstahl, sich als Fürsprecherin Zielkes ausgebend, jedoch in ihrem Konkurrenzdenken gefangen, versucht den Reichspropagandaleiter zu einer Aufhebung des Aufführungsverbots zu bewegen – doch ihr Drängen erweist sich als fruchtlos. Dabei zeigt der eindringliche, vor brodelnden Emotionen pulsierende Schlagabtausch zwischen der raffinierten Filmemacherin und dem ihr intellektuell ebenbürtigen Gegenspieler, dass selbst maßlose Machtgier und ideologische Verblendung kluges Taktieren nicht ausschließen. Im Gegenteil, von ihren dunklen Beweggründen beflügelt richten die beiden gewieften Kontrahent*innen ihre Worte wie scharfe Waffen gegeneinander, ohne Rücksicht auf Verluste. Bei dieser Inszenierung gerät zu keinem Augenblick das bittere Schicksal des zwangssterilisierten Willy Otto Zielke in den Hintergrund, den Albert Ostermaier mit seinem Text – und das ist ein Segen – aus dem Schatten des Halbvergessenen heraus- und mitten auf die Bühne holt.