Weltmusik in der Saison 2024/25 in Luxemburg: Zu Hause die Welt musikalisch entdecken

Die großen Kultur- und Konzerthäuser im Land haben ihre Programme für die nächste Saison veröffentlicht. Wie immer finden sich dort auch eine Reihe sehr interessanter Konzerte, die Zuhörer*innen die Möglichkeit eröffnen, unterschiedliche lokale Formen von Musik aus aller Welt zu entdecken oder erneut zu genießen.

Die 56-jährige Sängerin Oumou Sangaré ist ein malischer Superstar. (FOTO: Holly Whittaker)

Die Philharmonie Luxemburg bietet wie bisher das breiteste Angebot, das unter den Rubriken „Autour du monde“ und „Festival atlântico“ und – neu – „World Sessions“ zu finden ist. Den Auftakt sollte bereits am 21. September 2024 Oumou Sangaré aus Mali machen, doch aus gesundheitlichen Gründen findet die Veranstaltung nicht statt – nach einem Ausweichtermin wird derzeit gesucht (genaue Informationen erhalten Sie auf der Website der Philharmonie). Sangaré gilt seit Jahrzehnten weltweit als die größte Sängerin ihres Landes und kann sowohl mit traditionell akustischer als auch mit modern elektrischer Begleitung glänzen. Lusophone Klänge erwarten die Besucher*innen am 8. Oktober. Dann kommen nämlich zwei Altstars aus Brasilien, João Bosco und Jaques Morelenbaum, nur mit Gitarre und Cello ausgestattet in die Philharmonie, um ein Repertoire zwischen Bossa Nova, Música Popular Brasileira und Jazz zu präsentieren.

Die „atlântico“-Reihe, die sieben Veranstaltungen umfasst, bietet noch einen anderen besonderen Glanzpunkt: Am 12. Oktober wird das Quartett des aus dem südportugiesischen Faro stammenden Pianisten Júlio Resende seinen Fado-Jazz unter dem Titel „Sons of the Revolution“ darbieten – dies zur Feier der portugiesischen Nelkenrevolution, die vor 50 Jahren stattfand.

Ein variationsreicher Musik-Mix

Am 14. November 2024 betritt Leyla McCalla mit ihrem Quartett die Bühne. Sie lebt in New Orleans und begeistert seit vielen Jahren ihr Publikum mit ihrem Mix aus Americana und musikalischen Elementen aus Haiti und New Orleans. Sie spielt Cello, Banjo und Gitarre und beindruckt mit ihrer intimen, aber expressiven Stimme. Am 15. Dezember wird dann wieder jazzig, allerdings unter Einbeziehung afrikanischer Elemente. Ballaké Sissoko aus Mali ist ein hoch angesehener Spieler der Kora, der westafrikanischen Stegharfe mit großem Resonanzkörper, und hat schon vor vielen Jahren mit dem französischen Cellisten Vincent Segal zusammengearbeitet. Jetzt hat sich das Duo zum Quartett erweitert und den Akkordeonisten Vincent Peirani sowie den Saxophonisten Émile Parisien mit eingebunden. In der Philharmonie tritt am 17. Januar 2025 eine großartige Gruppe mit Musik der Sufi auf, dem mystischen islamischen Orden, dessen Trance erzeugenden Klänge die Tänze der Derwische begleiten. Das Al-Kindi Ensemble wurde 1983 gegründet, war bis zum Ausbruch des Krieges im syrischen Damaskus beheimatet und gilt global als einer der wichtigsten Repräsentanten dieser speziellen Form arabischer Musik. Es trat unter anderen bereits in der New Yorker Carnegie Hall auf. Begleitet wird die Gruppe von The Whirling Dervishes of Damaskus.

Nesrine ist eine franko-algerische Komponistin, die singt und Cello spielt. Am 26. Februar tritt sie in der Philharmonie mit Piano- und Perkussionsbegleitung auf. Sie wird Nordafrikanisches mit Elementen aus Jazz, Soul und Pop verbinden. Kurdische Musik aus Syrien kann man bei der Gruppe Danûk am 20. März im Kammermusiksaal erleben. Auch sie sind gezwungen, im Exil zu leben. Im Oktober 2023 beeindruckten sie schon auf der Weltmusikmesse WOMEX in A Coruña. Ein besonderes Highlight findet am 16. Mai in der Philharmonie statt, wenn der indische Sarod-Meister Amjad Ali Khan auf Kirchberg kommt. Neben der Sitar ist die Sarod das wichtigste Musikinstrument Nordindiens, das allerdings in Europa wenig bekannt ist. Es handelt sich dabei um eine Laute mit Spiel- und Resonanzsaiten auf einem markant taillierten Korpus, die aus der afghanischen Rubab entwickelt wurde. Amjad Ali Khan, der einer angesehenen indischen Musikerdynastie entstammt, ist bekannt für sein virtuoses Spiel auf diesem Instrument. Zwei seiner Söhne, die ebenfalls die Sarod spielen, bringt er mit nach Luxemburg.

Aus aller Herren Länder

Die Singer-Songwriterin Leyla McCalla weiß gleich an drei Instrumenten zu überzeugen, nämlich am Banjo, an der Gitarre und am Cello. (Foto: Chris Scheurich)

Im Wiltzer Prabbeli kann man am 22. Oktober die Gruppe El Khat erleben. Geleitet wird dieses Ensemble von Eyal El Wahab, der im israelischen Tel Aviv zu Hause ist, aber jemenitische Wurzeln hat. Seine Gruppe hat Mitglieder aus Polen, Marokko und dem Irak und sie produziert eine schräge Variation jemenitischer Musik, in der Gitarre, Bass, Perkussion, Geige, Bläser und auch selbstgebaute Instrumente ganz überraschende Farben ins Spiel bringen. Der Cube 521 hat am 20. September ein Duo im Programm. Es handelt sich um Sousou und Maher Cissoko. Sousou ist Schwedin, während ihr Ehemann Maher aus dem südlichen Senegal kommt. Beide singen und spielen die westafrikanische Stegharfe Kora – und Sousou zudem die Gitarre. Ihre Musik hat die traditionelle Musik des Senegal als Mittelpunkt, bezieht aber auch andere Einflüsse, wie europäischen Folk, mit ein.

Auch das CAPE in Ettelbrück bietet einige Weltmusikkonzerte. Hier steht zum Beispiel am 18. Oktober eine Gruppe auf der Bühne, die sich Césaria Evora Orchestra nennt. Evora, die 2011 starb, gilt bis heute weltweit als die große Dame des getragenen Morna-Stils von den Kapverden. Ihr zu Ehren stehen vier bedeutende Sänger*innen auf der Bühne: der hochangesehene Teofilo Chantre, der schon vor 30 Jahren seine erste Platte herausbrachte und auch zusammen mit Evora sang, sowie drei in der Szene schon seit Langem etablierte kapverdische Frauen der jüngeren Generation, nämlich Lucibela, Elida Almeida und Ceuzany.

Am 7. November kommt dann eine achtköpfige Klezmer-Gruppe aus Kanada nach Ettelbrück. Oktopus ist schon in Kanada wie auch in der Slowakei mit Preisen ausgezeichnet worden für ihre Interpretation der Musik der osteuropäischen Jüd*innen, die von Auswander*innen schon Anfang des 20. Jahrhunderts in Nordamerika bekannt wurde. Der Soweto Gospel Choir aus der Republik Südafrika, der schon einmal in Ettelbrück gastierte, kommt am 19. November und am Folgetag ins CAPE und bringt stimmgewaltig den Groove aus ihrer Heimat in den Norden Luxemburgs.

Konzerte in der Rockhal

Auch die Rockhal bietet einige Weltmusikkonzerte. Am 21. September spielt dort die kapverdische Band Grupo Pilon, die von einem Label in den USA wiederentdeckt wurde und in Luxemburg zu Hause ist. Dauergast in Luxemburg ist die berühmte Sängerin Angélique Kidjo aus dem westafrikanischen Benin. Diesmal ist sie nicht, wie sie es in den letzten Jahren immer war, in der Philharmonie, sondern in der Rockhal, und zwar am 6. Oktober. Die bedeutendste Band aus der Karibik ist seit Jahrzehnten Kassav‘, die den Zouk-Sound aus Guadeloupe und Martinique weltweit bekannt gemacht hat. Am 20. Oktober ist sie in der Rockhal zu erleben. Allerdings ist einer der beiden Gründer, Jacob Desvarieux, vor drei Jahren verstorben.

Aus Brasilien kommt die ausgezeichnete Sängerin Marisa Monte, die schon ganz große Erfolge im Trio Tribalistas verzeichnete. Sie tritt am 30. Oktober in Belval auf. Am 28. Januar lädt die Rockhal dann zu einem Konzert des führenden ukrainischen Quartetts DakhaBrakha, bestehend aus drei Frauen und einem Mann, das seit Jahren in Westeuropa selten zu erleben ist. Das Avantgardeensemble, das aus einem Theaterkollektiv in Kiew entstanden ist, überzeugt mit erstaunlichem, polyphonem Gesang, begleitet sich mit Cello, Akkordeon, Perkussion und Maultrommel und überrascht mit seiner Experimentierlust. Da wird gerne einmal ein zunächst traditionell klingendes Lied in bestens tanzbaren, ukrainischen Rock’n’Roll verwandelt.

So sind auch in der kommenden Saison zahlreiche Künstler*innen mit ihren ganz spezifischen Musikstilen vom ganzen Globus in Luxemburg zu Gast und machen Appetit auf Klänge jenseits des Üblichen. Es lohnt sich darüber hinaus, die Augen offen zu halten, denn erfahrungsgemäß nehmen im Laufe der nächsten Monate auch andere Veranstalter*innen in Luxemburg noch Weltmusikkonzerte in ihr Programm auf.


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