Endlich wieder Salif Keita
Salif Keita gehört zu den Urgesteinen der Musik aus Mali. Als Sänger in der Rail Band de Bamako und bei Les Ambassadeurs wurde er bereits Ende der 1960er-Jahre in seinem Heimatland berühmt. Sein besonderes Kennzeichen war und ist seine kräftige Stimme. In den 1980ern ging er nach Paris und hatte 1987 seinen internationalen Durchbruch mit dem Album Soro. Mehr als zehn Alben folgten, bei denen er sich mal modern elektrisch, mal rein akustisch präsentierte. Seine zwei letzten Platten – beide sehr modern produziert – erschienen 2012 und 2018. Die letzte, Un autre blanc, war sein akustisches Statement zur Unterstützung der oft diskriminierten Menschen mit Albinismus in seiner Heimat, denn er ist selbst hellhäutig. Danach erklärte er das Ende seiner Plattenkarriere. Eine schöne Überraschung ist, dass der 75-Jährige sich doch wieder ins Studio begeben hat und mit So Kono zum minimalistisch-akustischen Stil zurückkehrt. Keita spielt fast durchgängig Gitarre und hat bei einigen Stücken die Ngoni-Laute, Perkussion und Cello hinzugefügt. Herausgekommen ist ein großes Album eines Sängers, dessen Stimme nichts von ihrer Faszination verloren hat. Eine besonders erfreuliche Nachricht: Am 22. Mai tritt er in der Luxemburger Philharmonie auf.
Salif Keita – So Kono – No Format!
Finnland ökologisch
Eine der herausragenden Musikerinnen Finnlands ist Päivi Hirvonen. Sie hat Soloalben veröffentlicht und ist zudem Mitglied des modernen Roots-Ensembles Okra Playground. Hirvonen veröffentlichte 2017 ihre Debütplatte, der 2022 die zweite folgte. Jetzt liegt ihre dritte eigene Scheibe mit dem Titel Maa palaa (übersetzt: „Die Erde brennt“) vor. Wie der Titel bereits verrät, ist die fortschreitende Umweltzerstörung ein wichtiges Thema auf diesem Album, dabei achtet Hirvonen aber darauf, weder textlich noch musikalisch in Schwermut zu verfallen. Die Kompositionen sind sehr melodiös und wurzeln in finnischen Musiktraditionen. Manchmal werden sie angereichert mit originellen Pop-Elementen, wie die Stücke Metsän Tyttö und Alä tuu verdeutlichen. Hirvonen singt, spielt die Violine sowie die alte finnische Jouhikko-Leier und hat mit Tero Pajunen und Mirva Ormin zwei Mitstreiter*innen an ihrer Seite, die neben dem Einsatz von Streichinstrumenten auch singen, Kontrabass spielen und gelegentlich beatboxen sowie Kehlkopfgesang einsetzen. Ebenfalls ganz wichtig ist der Synthesizer von Oona Kapari, der atmosphärische Räume schafft. Ein wunderbares Album einer starken Musikerin mit tollen Melodien zu einem ernsten Thema.
Päivi Hirvonen – Maa palaa – Nordic Notes
Polnisch-belarussischer Power-Folk
Das Album Niepraudzivaya (übersetzt: „Nicht wahr“) von Hajda Banda hat unheimlich viel zu bieten. Wer traditionelle Musik aus dem Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus kennt, wird mit ihm genau so viel Freude haben wie jene, die noch keinen Einblick in diese ganz eigene Musikwelt gewonnen haben. Alle Interessierten können hier nämlich entdecken, wie aufregend und lebendig die „alte Musik“ dort noch – oder wieder – ist. Hajda Banda ist eine Gruppe von fünf jungen Musiker*innen die in Warschau, Krakau und Bialystok wohnen. Gegründet wurde die Gruppe vor vier Jahren von der aus Minsk stammenden, klassisch ausgebildeten Violinistin Daria Butskaya. Zur Gruppe gehören zudem die Pol*innen Nika Jurczuk (Violine), Mateusz Dobrowolski (Perkussion), Pawel Iwan (Hackbrett, Maultrommel) und Kuba Zimonczyk (Akkordeon). Einige andere Instrumente sowie Gastmusiker*innen sind zu hören, vor allem aber bei etlichen Stücken typischer polyphoner Gesang aus dem Grenzgebiet von Polen, Belarus und Ukraine. Die Stücke handeln sowohl von glücklichen als auch von tragischen zwischenmenschlichen Beziehungen. Einige Tracks sind etwas langsamer, die meisten aber sind atemberaubend schnelle Polkas oder Obereks. Dazu gibt es auch tolle Gesangsparts. Unglaublicher akustischer Power-Folk!
Hajda Banda – Niepraudzivaya – Eigenlabel (erhältlich bei Bandcamp)
Japanische psychedelische Avantgarde
Jenseits dessen, was man üblicherweise als Weltmusik bezeichnet, agiert das japanische Frauentrio Kuunatic. Nach einer EP und einem vollständigen Album, das vor vier Jahren erschien, ist jetzt ihre zweite, acht Lieder umfassende Platte mit dem Titel Wheels of Ömon erschienen. Die Gruppe besteht aus Fumi Kikuchi am Synthesizer, Shoko Yoshida am Bass und Yuko Araki am Schlagzeug. Alle drei Musikerinnen singen und zusätzlich erklingen traditionelle japanische Instrumente wie die Mundorgel Sho, verschiedene Flöten und Perkussionsinstrumente. Die Künstlerinnen sagen über ihre Musik, dass sie darin persönliche Fantasiegeschichten verarbeiten. Beim Gesang könnte man manchmal – irrtümlicherweise – glauben, dass sich das Trio von europäischer Gregorianik habe beeinflussen lassen. In anderen Stücken ist die Verwurzelung in traditionellen japanischen Gesängen unüberhörbar deutlich. Besonders bemerkenswert beim Stück Kuuminyo ist der Beitrag der Sängerin Rekpo, die der diskriminierten Minderheit der Ainu im Norden Japans angehört. Ein ganz besonderes Album zwischen japanischer Tradition, Psychedelik, Minimalismus und Avantgarde.
Kuunatic – Wheels of Ömon – Glitterbeat
World Music Charts Europe Mai – Top 20
1. Trio Da Kali – Bagola – One World Records
2. Adrian Raso & Fanfare Ciocarlia – The Devil Rides again – Asphalt Tango
3. Hajda Banda – Niepraudzivaya – Hajda Banda
4. Boubacar Traoré, Vincent Bucher, Jeremie Diarra – Live! – Boubacar Traoré
5. Omiri – Modas Novas E Algumas Velhas – Repasseado
6. Los Piranas – Una Oportunudad Más De Triunfar En La Vida – Glitterbeat
7. Matthieu Saglio & Camille Saglio – Al Alba – ACT
8. V.A. – Estrellas de Buena Vista, Live in Havana – One World Records
9. Meybahar – meybahar – Fonó
10. Kuunatic – Wheels of Ömon – Glitterbeat
11. Santrofi – Making Moves – Outhere Records
12. Frigg – Dreamscapes – Bafe‘s Factory
13. Savina Yannatou – Warersong – ECM
14. Päivi Hirvonen- Maa palaa – Nordic Notes
15. Kazdoura – Ghoyoum – August 4 Records
16. Barbora Xu – The Garden of Ptava – Nordic Notes
17. Ensemble Marani – Sharatin – Buda Musique
18. Nefeli Fasouli – O Kipos – Nefeli Fasouli
19. Maria Joao – Abundancia – Galileo
20. Kankou Kouyaté – N‘Darila – One World Records
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