Rund 220 Tonnen Munition wurden auf den ehemaligen Schlachtfeldern von Ypern allein im vergangenen Jahr gefunden, darunter rund tausend Giftgas-Granaten. Ein Besuch auf dem belgischen Armeestützpunkt Poelkapelle, wo das gefährliche Erbe des Großen Krieges verwaltet wird.
Die Gedenkspektakel zum Ersten Weltkrieg streben auch in Belgien ihrem letzten Höhepunkt entgegen. Vielerorts wird dem Herannahen des 100. Jahrestags des Kriegsendes gedacht. Noch einmal gibt es zahlreiche öffentliche Veranstaltungen mit internationalen Delegationen, noch einmal werden die Schlachtfelder Flanderns mehr als sonst zum Besuchermagnet.
In ihrem Bedürfnis, die Kluft zwischen heute und der Vergangenheit zu überbrücken, entwickeln viele eine Sehnsucht nach authentischem Erleben. Über Schlachtfelder streifen, im Gelände ehemalige Schützengräben und Bombenkrater erkennen. Wenigstens eine der unzähligen Gewehrkugeln finden, die überall verstreut in der Erde liegen. Oder eine kaufen, mit Echtheitszertifikat, als Zeichen des Friedens in eine bleierne Mohnblume umgeprägt.
Der Fixpunkt allen Gedenkens findet sich allerdings nicht auf einem ehemaligen Schlachtfeld, sondern in Ypern, mitten in der Stadt. Am „Menenpoort“, wo die freiwillige Feuerwehr allabendlich mit der Trompetenfanfare „The Last Post“ den gefallenen Soldaten Großbritanniens und des Commonwealth gedenkt, die rund um die westflämische Stadt bei Gefechten getötet und nicht identifiziert ohne eigenes Grab geblieben sind. Hier versammeln sich zurzeit allabendlich ein paar Hundert Tourist*innen.
Noch immer ist der Luxemburger beeindruckt von der Masse an Munition, die rund um Ypern gefunden wird.
15 Kilometer entfernt kann man sich über einen Mangel an Weltkriegs-Authentizität nicht beklagen. Bedarf an Zuschauer*innen hat man allerdings trotzdem keinen. Denn echt ist an diesem Ort nicht zuletzt die mit dem Krieg verbundene Gefahr: Verborgen in einem Waldstück nahe dem flämischen Örtchen Langemark-Poelkapelle, sind hier, auf einem Areal der belgischen Armee, Tausende von Artilleriegranaten, Minen und anderer Munition aus dem Ersten Weltkrieg aufgestockt, die in der Region gefunden wurden. Darunter auch Projektile aus dem damaligen Chemiewaffenarsenal. Sie fachgerecht zu beseitigen, ist der Job des hier stationierten „Service d’enlèvement et de destruction d’engins explosifs“ (Sedee). Auf diesem Gelände wird der Krieg, der vor Hundert Jahren zu Ende ging, noch auf Jahrzehnte hin gegenwärtig sein.
Wenn man sich von außen nähert, scheint die gut gesicherte Anlage sich kaum von einer anderen militärischen Einrichtung zu unterscheiden: Maschenzaun, mit Nato-Draht gesichert, die Einfahrt mit einer Schranke bewehrt.
Nach der Anmeldung am Eingang, wartet man im Café neben der Kantine. Hier lässt sich erstmals erahnen, dass man nicht in einer x-beliebigen Kaserne ist. An der Wand hängt etwas, das aussieht wie eine Panzerfaust. Links und rechts davon zwei gläserne Schaukästen mit Weltkriegs-Funden aus der Region: Projektile, Zündkapseln, ein Kampfstiefel, Eierhandgranaten und eine Stielhandgranate, wie sie von den Deutschen benutzt worden ist.
„Willkommen in Poelkapelle!“, ruft ein hagerer, großgewachsener Mann im blauen Overall und Kampfstiefeln, noch während er den Raum betritt, dem Besuch aus Luxemburg zu. Auf den ersten Blick sieht er aus wie alle anderen, die hier arbeiten, doch der beinahe noch jugendlich wirkende Maarten Verburg ist der Stützpunktkommandant.
Verburgs Outfit signalisiert, dass man militärische Förmlichkeiten hier auf das nötigste reduziert. Überhaupt wird recht schnell klar, dass es sich in Poelkapelle nicht um eine typische militärische Einrichtung handelt, in der exerziert oder Kriegsmaterial gewartet wird. Die Art, wie man hier arbeitet, erinnert in vielem eher an eine Fabrik. Wie der Großteil der hier Stationierten ist Verburg „EOD-Operator“, auf Behördendeutsch „Kampfmittelbeseitiger“. „Explosive Ordnance Disposal“ (EOD) bedeutet, dass man „UXO“, nicht-explodierte Munition, fachgerecht entsorgt.
„Der Erste Weltkrieg hat Belgien ein schwieriges Erbe hinterlassen“, sagt Maarten Verburg, „und wir sind diejenigen, die es verwalten müssen.“ Ein teures Erbe überdies. Laut der internationalen Chemiewaffenkonvention müssen sogenannte „Alte Chemiewaffen“ von vor 1925 von den Ländern entsorgt werden, in denen sie aufgefunden werden.
Im Ersten Weltkrieg kam da an konventioneller wie an toxischer Munition einiges zusammen: Rund anderthalb Milliarden Projektile wurden zwischen 1914 und 1918 an Ost- und Westfront insgesamt abgefeuert, knapp ein Drittel davon ist nicht explodiert. Die Gegend rund um Ypern, wo fünf der größten Schlachten auf belgischem Boden stattfanden, hat einen guten Teil davon abgekriegt. „Bei der vierten Ypern-Schlacht, bei Passendale, haben allein die Briten binnen zwei Wochen vier Millionen Geschosse abgefeuert“, verdeutlicht Verburg die Dimensionen. Jedes Jahr wird hier zwischen 200 und 250 Tonnen Munition gefunden, der größte Teil davon in einem Umkreis von 20 Kilometern.
Von den umgerechnet rund 20.000 Granaten und Artilleriegeschossen, die pro Jahr ihren Weg aus der Erde finden, ist die Hälfte noch scharf und kann also explodieren. Etwa 1.000 dieser Projektile enthalten eine Ladung, die toxisch ist. Insbesondere sie sind es, um die man sich in Poelkapelle sorgt.
Dabei hat der „Gaskrieg“ gar nicht mit Artilleriebeschuss begonnen. Stattdessen hatten die Deutschen im Frühjahr 1915 Tausende Gasflaschen neben ihren Stellungen bei Ypern eingegraben. Dann wartete man auf günstigen Wind. Am Abend des 22. April war es soweit. Eine Brise aus dem Osten. Die Ventile wurden geöffnet, und 180 Tonnen flüssiges Chlor strömten in gelben Schwaden in die Luft, in Richtung der feindlichen Stellungen, wo bald das Husten und Röcheln begann. Rot angelaufen und blind, irrten die französischen Soldaten schutzlos und hilfesuchend umher. 3.000 von ihnen erstickten, weitere 7.000 überlebten mit schweren Verätzungen. Der Ideengeber des Angriffs, der deutsche Chemiker und spätere Nobelpreisträger Fritz Haber, wurde für seinen Erfolg zum Hauptmann ernannt, für eine Tat, die schon nach damaligem Kriegsrecht ein Verbrechen war.
„Das war keine zehn Kilometer von hier, in Steenstrate, deshalb hat man die Kasernen hier nach diesem Ort benannt“, sagt Verburg. „Nach diesem Angriff begann man, toxische Munition zu produzieren, und öffnete die Büchse der Pandora.“ Neben den Deutschen produzierten bald auch Franzosen und Engländer die Waffe. Man gab ihr Namen wie Clark, Pfiffikus, Phosgen oder Lost und markierte sie je nach Wirkung in verschiedenen Farben. Beim „Buntschießen“ wurden verschiedene Kampfstoffe zugleich abgefeuert, um den tödlichen Effekt zu maximieren.
Maarten Verburgs Handy klingelt, er wird über die Ankunft von zwei Kleinbussen informiert. Normalerweise dürfen Journalisten das Areal selbst nicht besichtigen; doch für die woxx wird, im Schlepp einer Besuchergruppe von Experten, eine Ausnahme gemacht. Mit etwas Verspätung kommt die Mannschaft von der „European-EOD-Association“ auf dem Terrain des Sedee an. Der Verein besteht ausnahmslos aus EOD-Operatoren aus dem deutschsprachigen Raum, manche schon in Rente, manche mittlerweile in Privatunternehmen tätig. Doch fast alle haben ihr Handwerk beim Militär gelernt. Auch der Luxemburger Claude Peffer hat seine Ausbildung in der Kampfmittelbeseitigung bei der „Arméi“ gemacht, und im Zuge dessen 1981 hier in Belgien ein Praktikum absolviert. Dieser Kontakt half dem pensionierten Ex-Soldaten, die heutige Besichtigungstour für seine EOD-Kollegen zu organisieren. Er ist gespannt darauf, was sich seither verändert hat.
„Die Leute denken, nach hundert Jahren könne die Munition nicht mehr gefährlich sein – leider ist das Gegenteil der Fall.“
Auch seine Begleiter sind an der anstehenden Besichtigung sehr inte-ressiert. Denn das Herzstück von Poelkapelle, die Detonationsanlage für Chemiewaffen, ist in jeder Hinsicht „state of the art“. Sie wurde erst Mitte April in Betrieb genommen. Die alte Anlage war 2012 bei der kontrollierten Sprengung einer mit chemischem Kampfstoff bestückten Granate explodiert.
In den vergangenen sechs Jahren hat sich das in Poelkapelle gelagerte Arsenal daher vervielfacht, ehe nun wieder an seine Entsorgung gedacht werden kann. Und der „Nachschub“ reißt nicht ab.
Denn es ist Ende Mai, und beim Sedee also derzeit „Hochsaison“, wie Maarten Verburg sagt. Diese orientiert sich an den Landwirten, in erster Linie sind sie es, die das gefährliche Erbe des Ersten Weltkrieges finden. „Wenn die Bauern auf den Feldern arbeiten, da haben wir oft vier Teams gleichzeitig im Einsatz“, so Verburg. „Diese Woche hatten wir pro Tag um die 60 Anfragen, wobei sich eine Anfrage meist nicht auf ein einzelnes Munitionsstück bezieht. Manchmal haben wir pro Anruf bis zu 50 oder 100 Stücke zu bergen.“
Kontaktiert werden die Experten des Sedee von der Polizei, die wiederum von den fündig gewordenen Bauern angerufen wird, damit das Gelände um die Munition gesichert werden kann. So zumindest lautet die Standardprozedur, an die sich viele Landwirte leider nicht halten: „Obwohl die Bauern die Munition nicht anrühren sollen, legen sie diese häufig einfach beiseite und rufen die Polizei erst, wenn sie mit ihrer Arbeit fertig sind“, erläutert der Stützpunktkommandant. Nicht selten komme so eine ziemliche Menge an Altmunition zusammen: „Manchmal müssen wir mit dem Kleintransporter zwei oder drei Mal fahren oder sogar mit einem Lkw ausrücken.“
Die Häufigkeit, in der hier in der Region Munition gefunden wird, führe dazu, dass viele die damit verbundene Gefahr allmählich unterschätzen, sagt Verburg. „Die Leute denken, nach hundert Jahren könne das doch nicht mehr gefährlich sein. Doch aufgrund des schlechten Zustands der Munition ist genau das Gegenteil der Fall“.
Das müssen die, die auf Geschosse stoßen, leider immer wieder erfahren. „Allein in den vergangenen drei Wochen gab es vier Vorfälle; drei davon mit Bauern, die mit dem Traktor über Munition gefahren sind, die dann explodiert ist“, berichtet Verburg. Es blieb bei Sachschaden. Ein Bauunternehmer aus dem Umland hatte Ende Mai weniger Glück: Er starb, als er eine Granate mit dem Trennschleifer zu öffnen versuchte.
Deutlich vorsichtiger gehen die Mitarbeiter der Sedee vor. Auf einer Freifläche vor der Fuhrparkgarage demonstriert ein EOD-Operator anhand einer Gasgranaten-Attrappe, unter welch großen Sicherheitsvorkehrungen ein Munitionsstück geborgen wird. Eingepackt in zwei Spezialanzüge, wovon der eine mit Kohlenstoff verwoben ist und vor verschiedenen toxischen Stoffen schützt, nähert sich der Mann einer 18-Pfund-Artillerie-Granate. Er versucht den Typ zu identifizieren und den Zustand des Zünders zu analysieren. „Nur wenn es nicht anders geht, sprengen wir das Material vor Ort“, so Verburg. Zumal wenn es sich um eine Giftgasgranate handelt, möchte man die dadurch entstehende Gefahr für Mensch und Umwelt vermeiden.
Vorsichtig nimmt der EOD-Operator die Granate und umwickelt sie mit einer feuchten Gipsmullbinde. Das soll verhindern, dass der toxische Stoff aus der Befüll-Öffnung des Geschosses tritt. Dann wird es auf der Ladefläche des Mercedes Sprinter in einer mit Sand gefüllten Holzkiste gelagert. Hochexplosive Granaten kommen in einen Plastikcontainer. „Der hält einem Druck von bis zu drei Bar stand, für Geschosse aus dem Ersten Weltkrieg reicht das aus.“ So gesichert, wird die gefährliche Fracht im Ernstfall von einem dreiköpfigen Team nach Poelkapelle verbracht.
Dass gerade hier rund um Ypern so viel nicht-explodierte und damit gefährliche Munition zu finden ist, hat neben der hastigen Massenproduktion auch einen mit dem lokalen Kriegsverlauf verbundenen Grund, wie Maarten Verburg erklärt: „Die Frontlinie hier in der Gegend blieb eigentlich während der gesamten vier Kriegsjahre stabil; natürlich gab es beiderseits Offensiven, aber die maximale Frontbreite zwischen den verfeindeten Stellungen betrug nur acht Kilometer.“ So wurde dieselbe Gegend wieder und wieder mit Artilleriegeschossen bombardiert, und dadurch nach und nach die gesamte Vegetation inklusive des natürlichen Be- und Entwässerungssystems zerstört. Regen, der fiel, floss nicht mehr ab.
„Zudem haben wir hier in der Region eine dicke Lehm-Schicht, Ypern-Lehm genannt“, so Verburg. „Auch sie wurde durch den Beschuss zerstört, und das Grundwasser hat nach oben gedrückt. An Ende gab es hier nur noch Schlamm-Pools, und die Munition prallte nicht mehr auf, sondern tauchte in den Schlamm ein, ohne zu explodieren.“
Auch der Luxemburger Claude Peffer ist noch immer tief beeindruckt von der schieren Masse an Munition, die wie während seiner Ausbildungszeit noch heute in den Feldern rund um Ypern gefunden wird. „Der größte Teil der Arbeit bestand darin, mit dem Dreieinhalbtonner jeden Morgen loszufahren und alles aufzusammeln“, erinnert er sich an seine Zeit im Praktikum. „Damals haben die Bauern die Munition noch entlang der Straße an Telefonmasten abgeladen.“
Heutzutage wird hier die Munition in einem mehrstufigen Verfahren identifiziert und zerstört. „Das Kern-element ist die Identifikation der Munition und des Risikos, das von ihr ausgeht“, erklärt Maarten Verburg und führt die Besuchergruppe an die dafür vorgesehene Station. Wie die Lagerung der Munition läuft auch ihre Bearbeitung größtenteils unter freiem Himmel ab, nur durch ein Wellblechdach vor der Witterung geschützt, um den möglichen Schaden zu minimieren, der bei einer etwaigen Explosion durch die Druckwelle entstünde. Ein Kollege von Verburg, ebenfalls im blauen Overall, bearbeitet eine Granate mit einer Stahlbürste, damit das Geschoss identifiziert werden kann.
Kistenweise sind in diesem Bereich des Geländes Handgranaten deutscher, britischer und französischer Herkunft gelagert. Man sieht Geschosse verschiedener Bauart und unterschiedlichen Gewichts, zu Hunderten gestapelt, manche davon mit Gipsmull umwickelt und daher als Giftgasgranate markiert. „Wenn die Belgier das mit dem selben bürokratischen Aufwand betreiben würden wie wir, würden die gar nicht zu Potte kommen“, meint einer der deutschen Kampfmittelbeseitiger.
Das Hauptproblem für die EOD-Fachleute bleibt auch auf dem Stützpunkt die toxische Munition. Neben der äußeren Inaugenscheinnahme werden auch Röntgen- und neutronenaktivierte Analyseverfahren zu Hilfe genommen, um die Geschosse zu „durchleuchten“, Art und verbliebene Menge der chemischen Kampfstoffe zu identifizieren. Manche der Stoffe sind flüssig, andere fest.
„Damals haben die Bauern die Munition noch entlang der Straße an Telefonmasten abgeladen.“
Danach wandern die Projektile in die sogenannte „statische Detonationskammer“, werden auf sechshundert Grad erhitzt und zur Explosion gebracht. Diesen Prozess bekommt die Besuchergruppe nicht zu sehen, weil man allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz nichts riskieren will. Optisch erinnert die Anlage an eine kleine Raffinerie, mit zahlreichen Rohren, Ventilsystemen und Filtern. „Die Sprengstoffe und das Giftgas werden hier verbrannt und dann in einer Filteranlage geklärt, bis sie den allgemeinen Umweltstandards für Abgase genügen“, erläutert Stützpunktkommandant Verburg den Prozess. Den Rest besorgt ein Spezialentsorger für Altmetall.
Die nicht-toxische Munition wird wie eh und je auf dem Gelände vergraben und gesprengt. „Auch dabei bleiben umweltbedenkliche Rückstände, gibt Verburg zu, „aber besser hier, wo man das Gelände kennt und behandeln kann, denn wir reinigen hier auch das Grundwasser, und danach ist das Wasser von hier sauberer als bei den Feldern außen rum.“
Auf die Frage, wie lange der Erste Weltkrieg auf diese Weise noch aktuell bleiben wird, berichtet Maarten Verburg von „Studien, die davon ausgehen, dass wir hier ohne Mühe noch für hundert Jahre beschäftigt sein werden“. Er selbst könne das nicht einschätzen, meint er, doch Anlass zur Hoffnung gibt ihm auch seine Erfahrung nicht: „Da wir konstant zwischen 200 und 250 Tonnen Material pro Jahr einsammeln und ein Sinken der Zahlen nicht erkennbar ist, gibt es wenig Grund zu hoffen, dass wir hier bald fertig sind.“
So ist hier in Poelkapelle neben der Gefahr noch ein weiterer Aspekt des Ersten Weltkriegs „authentisch“ geblieben: dessen Irrwitz, der durch die Zeit nicht gemildert worden ist. „Der Mensch hat aus den Erfahrungen der letzten hundert Jahre nichts gelernt“ meint Claude Pfeffer, der trotz dieser Erkenntnis angesichts des Erbes von Poelkapelle nicht weniger um Fassung ringt. „Wenn man sich das überlegt: Circa tausend Schuss pro Quadratmeter wurden abgefeuert. Ich frage mich heute noch: Wie konnte das möglich sein, was hatte man sich dabei gedacht? Ich verstehe das nicht.“ Allein in Belgien sind damals 600.000 Menschen getötet worden, denen die Geschichte eine Antwort ebenfalls für immer schuldig bleibt.