Erst spät erkennt der Betrachter, dass er in einem Haus steht und hinaus in einen finsteren, grauen Wald schaut. Die grünen Linien die das Waldbild zerschneiden und überdecken, stellen sich schließlich als dreidimensionale Häuserwände heraus. „Short Cuts“, die neue Ausstellung der 1972 in Luxemburg geborenen und in Brüssel lebenden Malerin Tina Gillen, beschäftigt sich vor allem mit Bildern und wie wir sie sehen. Rötlich eingefärbte Momentaufnahmen werden von weißen Flecken aufgesucht. Ist die Erinnerung an den Herrn mit dem Melonenhut schon von Schimmelpilz befallen? Vor allem die Vielseitigkeit, mit der Tina Gillen ihr Thema behandelt fällt auf. Zum Beispiel zeigt ihr Bild „Monitors“, vier aufeinander liegende kaputte Fernseher. Das Bild zeigt tote Bildmaschinen: eine gelungene Gedankenspielerei. Die Künstlerin versteht es ihrem Spieltrieb den richtigen Raum zu verschaffen, und verarbeitet persönliche Bildelemente wie Fotos und Standbilder zu intelligenter Kunst. Keines ihrer Bilder wirkt eindimensional: Alles ist verzerrt oder verschwommen, als ob der Betrachter zu schnell daran vorbei liefe. Mit „Short Cuts“ stellt Tina Gillen vor allem die Verlässlichkeit unserer Rezeption in Frage.
In der Alimentation Générale, bis zum 14. Januar
2006.
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