
Nicht zufällig entstammen die ersten fotografischen Beiträge über die Luftschifffahrt aus Militärkreisen. So hat der Nutzen, den das belagerte Paris durch eine Ballon-Postverbindung im Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 gezogen hatte, schlussendlich zur Einführung eines Ballon-Detachements im Deutschen Heer geführt. Der sogenannte Deutsche Luftschifferverein sollte durch verschiedene Experimente mit Stoffen, Dichtungsmaterialien, Seilarten und Gas zu einer Optimierung der Ballonflüge führen. Im Rahmen dieser Abteilung stellte sich ein Mann, Leutnant Hugo Ernst Georg vom Hagen zwischen 1882 und 1886 der fotografischen Herausforderung. Für seine Luftaufnahmen von Berlin und Umgebung, die er vom Boden und aus dem Ballon schoss, erprobte er Kameras, Filmmaterial und baute eine Kamerabefestigung außerhalb der Trägerplattform des Fesselballons. Vom Hagen dokumentierte in seinen Fotos die ganze Bandbreite der Ereignisse vom Aufrichten der Fesselballons auf dem Boden bis zur Vogelperspektive aus der Luft. Dem Ausstellungsbesucher führen die vergilbten kleinformatigen Dokumentarfotos vom Leutnant nicht nur die Anfangsschwierigkeiten und den Stolz der Luftpioniere vor Augen, die in gestriegelter Uniform mit Schirmmütze, gestutzten Bärten und geschwellter Brust vor dem Fesselballon posieren. Diese Fotos dokumentieren auch die Kunstfertigkeit des Leutnants, dem es gelang schweres Fotomaterial in einem wackeligen Fesselballon so in Stellung zu bringen, dass er recht scharfe Panoramabilder aus der Luft machen konnte. Daneben sind diese Aufnahmen auch von historischem Interesse. Sie zeigen die verkehrsarmen Alleen, Paradestraßen, Häuserschluchten, die Schienenstränge und Hofstrukturen von Berlin. sowie die damals noch unbebauten ländlichen Vororte, die heute längst Teil der suburbanen Stadtstruktur sind.