Wer die Ausstellung Retours de Roumanie des Luxemburger Fotografen Yvon Lambert noch sehen will, der sollte sich sputen! Die rund vierzig schwarz-weiß Aufnahmen, die in der Galerie Salzinsel der Escher Kulturfabrik noch bis zu diesem Samstag gezeigt werden, sind das Ergebnis mehrerer Rumänienreisen nach dem Sturz des Ceausescu-Regimes. Die Medienbilder der so genannten Dezemberrevolution von 1989, des Elends in den Waisenhäusern und der Straßenkinder von Bukarest im Kopf, wollte Lambert sich ein eigenes Bild des Alltags machen. Das Ergebnis sind sehr poetische, zuweilen melancholische Aufnahmen eines armen, landwirtschaftlich geprägten Landes, das sich mitten im Umbruch befindet. Dabei gelingt es dem Fotografen mit Momentaufnahmen eine komplexe Geschichte zu erzählen – als ob es Standbilder einer Filmsequenz wären. Wie zufällig, im Vorbeigehen hält Lambert nicht nur den Bauer auf dem Feld fest, sondern auch den Passant auf der Straße. Immer wieder fotografiert er durch Häuserfenster und fängt ein Kaleidoskop von sich ineinander spiegelnden Innen- und Außenansichten ein: Es überlagert sich ein Gesicht am Fenster mit den vorbeifahrenden Autos und das Blumenmuster der Gardinen mit den trostlosen Hausfassaden. Dadurch gelingt es ihm Gegensätze zu schaffen, nicht nur indem er das Persönliche des Einzelnen dem Einerlei der Außenwelt gegenüberstellt, sondern auch indem er Relikte einer anderen Zeit kontrastiert. Insgesamt eine sehenswerte Ausstellung.
In der Kulturfabrik,
noch bis zum 7. April.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Kunstausstellung „My Last Will“: Mein Wille geschehe
- Fotografieausstellung: Die Erde als Kugel und andere Realitäten
- Photographie : Alfredo Cunha au-delà de la révolution des Œillets
- Titus Schade in der Konschthal Esch: Wenn das Märchen vor der Haustür liegt
- Kunstausstellung „Phantom Limbs“: Das Abwesende in den Fokus nehmen