Israelis und Palästinenser im Würgegriff. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2004, 192 Seiten, 8,50 €.
Die einen sehen in ihm den überzeugten Kritiker der derzeitigen israelischen Realpolitik. Die anderen nennen ihn einen Freund der Palästinenser, der in seiner Parteilichkeit Gefahr läuft, Antisemiten das Wort zu reden. Kein Frage, die Positionen des israelischen Historikers Moshe Zimmermann sind umstritten. Sein aktuelles Buch „Goliaths Falle“ ist gleichwohl lesenswert. Darin beschreibt er den Wandel der Juden der Diaspora zur israelischen Gesellschaft von heute. Ohne Europa und die Vernichtung der Juden durch die Nazis gäbe es den Nahostkonflikt nicht, mahnt Zimmermann. In verschiedenen Essays legt er dar, wie sich der Konflikt ideologisieren und instrumentalisieren lässt. Sei es als Begründung für eine expansive Siedlungspolitik von Ariel Sharon, als Motiv für menschenverachtende Selbstmordattentate oder als Vorlage für europäische Antisemiten. Zimmermanns Kritik trifft aber nicht zuletzt auf die eigene Denkfigur zu: die frühen Diaspora-Juden und die Palästinenser von heute als ohnmächtige Davids, die heutigen Israelis als übermächtige Goliaths – einen Ausweg aus dem Konflikt bietet die stereotype Betrachtung des Nahostkonflikts sicher nicht.