AUSSTELLUNG: Pop, Fear and Fantasy

von | 08.11.2007

„Bleeding Houses“, so nennt der in Estland geborene Künstler Marko Mäetamm seine fast 50 Gemälde umfassende Häuserserie, die teilweise in der Galerie „Nosbaum & Reding“ zu sehen sind.

 Auf weißer Leinwand hat er mit schwarzer Ölfarbe filigrane stilisierte Hausumrisse aufgemalt. Aus den Fenstern und unter den Türen quillt rote Farbe hervor, die die Hausfassade herunter läuft, von den Balkonen tropft, explosionsartig aus den Schornsteinen spritzt und sich in roten Lachen um das Haus legt. Mäetamm geht es um die Gewalt, die sich innerhalb der vier Wände abspielt. Gerade das Haus, Symbol für Geborgenheit und Projektionsfläche für Wünsche beinhaltet eine unheilvolle Kraft. Auch in einer Videoprojektion, die aus eingeblendeten Textstrukturen besteht, geht es inhaltlich um die Macht des Hauses, das Dilemma zwischen Familienverpflichtung und Unabhängigkeit: Ein Künstler, Vater von zwei Kindern nimmt einen Kredit für einen Hauskauf auf, den er die nächsten 25 Jahre zurückzahlen muss. Die Schulden veranlassen ihn einen festen Arbeitsplatz anzunehmen, was dazu führt, dass er kaum noch Zeit für seine Kunst und letztlich auch nicht mehr für seine Familie hat. Ein Wissenschaftler weiß einen Ausweg, und rät ihm seine Familie für immer verschwinden zu lassen. Auch in dieser teils realistischen, dann plötzlich ausufernden Situation, geht es um Ängste, die aus einem banalen Kontext heraus entstehen.

In der aktuellen Ausstellung „From There To Here“ werden zudem ältere Werke von Mäetamm gezeigt. Auch diese beinhalten diese seltsame Mischung aus Banalität, Pop und schwarzem Humor, „Marko Mäetamm’s Terribly Funny Everyday“, wie es ein Kurator einmal nannte. Ausgestellt sind Lithografien in monochromen Farben, die an Pop Art und an den psychedelischen Hippie-Postern der 60er Jahren inspiriert sind. Man warf ihm vor, die Technik des Beatles’ Video-Klassikers „Yellow Submarine“ kopiert zu haben, was er bestreitet. Thematisch geht es in seinen Lithographien um Sujets des Alltäglichen Lebens, „the more humdrum and non-elitist, the better“, so Mäetamms’ Motto. Auf naive und bunte Weise illustrieren die Drucke Themen wie „A car“, „Colourful friends“ oder „Gangster“.Schon in diesen Frühwerken, spiegelt sich seine Eigenart, anhand trivialer Dinge kollektive Ängste oder Wünsche zu thematisieren. Eine interessante Ausstellung über einen Künstler, der bisher in unseren Gefilden noch nicht so bekannt ist.

In der Galerie Nosbaum und Reding noch bis zum 8. Dezember.

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