KUNST: Junge Kunstszene

„Mixed Season“ zeigt die Werke sechs junger Luxemburger Künstler. Wenn auch individuell sehr verschieden – fehlt es ihnen manchmal an Fantasie.

„Malen nach Zahlen? Jeder kann malen! Mit fünf Farben und je einem Motiv ist der erste Künstlererfolg garantiert“, mit diesem Slogan werben Spielwarenhersteller noch heute für ein Hobby, das so mancher aus dem eigenen Erfahrungsschatz der Kindheit kennen mag: Nämlich konturierte und nummerierte Flächen jeweils mit der gleichen Farbe ausmalen. An dieses Verfahren erinnern die Gouache-Bilder von Grégory Durviaux. Er ist einer jener sechs Künstler, die die Galerie Nosbaum & Reding zurzeit unter dem Titel „Mixed Season“ ausstellt, ein Potpourri von Künstlern „représentant la jeune scène artistique du Luxembourg“. Ein gemeinsamer Nenner scheint es unter den Erkorenen nicht zu geben: Individuell verschieden, ist der Titel „mixed“ recht zutreffend – auch insofern neben Malereien auch Installationen und Fotos ausgestellt sind. Verbindend zwischen den einzelnen Kunstschaffenden scheint einzig vielleicht eine eher grafische Umsetzung zu sein. Wie die Bilder von Durviaux, die er auf Papier oder Aluminium aufgetragen hat, und die erst mit einem gewissen Abstand zu erkennen sind. Dabei geht Durviaux keineswegs besonders originell vor, sondern kopiert Ausblicke und Auszüge aus vorgefundenen Bildern oder Filmschnitten: Schlafende Figuren, bepflanzte Innenhöfe, Zimmeransichten.

Das Rad wurde auch von Christian Frantzen nicht neu erfunden, auch wenn er technisch keine schlechte Malweise hat, insbesondere was Schatten oder Lichtreflektionen anbelangt. In seinen Ölbildern reproduziert er verdichtete Stadtansichten: Hausfassaden, die sich überlagern, ein Schildermeer an Werbetafeln oder die Balkonstrukturen der Plattenbauten.

Eher grafisch sind auch die Arbeiten von Martine Feipel: Mit schwarzer Tinte und ein bisschen Aquarellfarbe hat sie kristalline Strukturen aufs Papier gemalt, die sie teils verwässert hat. Sie hat den Bildern Titel wie „Elsewhere“ oder „Underwood Stones“ gegeben. Noch minimalistischer ist dagegen ihre Bildserie „Secrets and confidences“, wo sie nur kurze Sätze, die an Songtexte erinnern, in eine weiße Papierunterlage geschnitten hat: „You’re mine, but I’m not yours“. Ebenfalls mit schwarzer Tinte arbeitet Stina Fisch. Ihre kleinformatigen Zeichnungen, die alle den gleichen kryptischen Titel „Proton decay has never been witnessed“ tragen, scheinen wie Ausschnitte aus einem psychedelischen Comic der Sechziger Jahre zu sein: Emblematische Figuren konterkarieren Sprechblasen oder geometrische Figuren.

Auf Explosives und Lautmalerisches hat sich dagegen der junge belgische Künstler „The Plug“ spezialisiert: Schwarze Farbkleckse und ein großes „Boom“ in Comicschrift hat er an der Wand befestigt. Originell ist auch sein Mehlklecks auf dem Boden, in das er den Schriftzug „tûût“ gedruckt hat, so dass es wie die Staubwolke eines davonbrausenden und hupenden Autos in einem Trickfilm wirkt.

Auf Impressionen setzen die Farbfotos von Christian Aschmann. Es sind Ausschnitte, Blickmomente etwa auf die Stahlketten eines Karussels oder die Füße vorbeilaufender Passanten.

„Mixed Season“ ist interessant, da es einen Einblick in das Schaffen verschiedenster junger Künstler vermittelt. Jedoch erscheinen die Arbeiten manchmal wie technische Stilübungen. Man vermisst ein Mehr an Fantasie.

Zu sehen in der Galerie Nosbaum & Reding, noch bis zum 27. September.


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