„Three stories“. Drei Foto-sammlungen erzählen Geschichten aus Afrika – einem Kontinent, der sich im Umbruch befindet.
Die afrikanische Tüpfelhyäne ist ein unheimliches Tier: Der Aasfresser erinnert mit seinem bulligen Leib, seinen runden Ohren, seinem dunklen Blick und großen Maul an die Höllenhunde gotischer Kathedralen. So wirken auch die Aufnahmen des jungen, südafrikanischen Fotografen Pieter Hugo – der mit den Gadawan Kura oder „Hyänenmännern“ und ihren Wildtieren während zwei Jahren durch Nigeria zog. Seine Bilder wirken wie Momentaufnahmen aus einer archaischen Urzeit, die in das Chaos der aktuellen Boomcitys verlegt wurden. Pieter Hugo hat die neue Wirklichkeit der wuchernden Großstädte in Südafrika auf den Punkt gebracht: Hier prallt die Welt der Schausteller und Medizinmänner, der schwarzen Magie und Naturreligionen auf die Geschäftigkeit der globalen Städte und die Enge der Shantytowns. Seine Fotos erzählen die Geschichte von jungen Männer, die darauf angewiesen sind, wilde Tiere einzufangen, um in einem Land zu überleben, das zugleich sechstgrößter Ölexporteur der Welt ist. Gegensätze werden offenbar und das ist in allen drei Fotosammlungen der Fall, die zurzeit im CNA unter dem Begriff „Three stories“ zu sehen sind. Bei dieser Ausstellung geht es um die zeitgenössische Fotografie der Post-Apartheid-Generation, die ein anderes Bild von Afrika zeichnet, das nicht nur von Krieg, Hunger oder einer safarimäßigen Kulisse dominiert wird. Statt Klischees zu reproduzieren, wie sie insbesondere seit der Kolonialherrschaft und der Apartheid verbreitet wurden, ist der Blick der jungen Fotografen genauer und vielfältiger: Sie thematisieren den Alltag mit Problemen wie Kriminalität und setzen sich vermehrt mit Fragen auseinander, die mit Herkunft und Tradition, Multikulturalität und Geschlechterrollen zu tun haben. Ihr Blick richtet sich vor allem auf die sozialen Zustände und den gesellschaftlichen Wandel in Südafrika. Nebenbei dokumentiert „Three Stories“ somit auch, wie sich die Fotopraxis während der letzten Jahre verändert hat. Neben Pieter Hugo – der mit seinen Hyänenmännern Personen am Rande der Gesellschaft porträtiert hat – ist auch Mikhael Subotzky präsent, der durch seine beklemmenden Gefängnisaufnahmen bekannt wurde. Subotzky, der in Kapstadt lebt und arbeitet, porträtiert in den ausgestellten Bildern eine kleine Wüstenstadt am Westkap, gekennzeichnet von Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Armut. Aus der Vogelperspektive hat Subotzky das regionale Gefängnis von Beaufort West fotografiert, das sich inmitten eines Kreisverkehrs im Stadtzentrum befindet. Daneben spiegeln seine Bilder das angespannte Lebensgefühl der Einwohner von Beaufort West wider. „Fotografie ist ein Mittel, die Welt zu entdecken“, meinte Subotzky einmal und es gelingt ihm durchaus in seine Sujets einzutauchen und Geschichten von verschiedenen Milieus darzustellen.
Auch beim jungen Fotojournalisten Paolo Woods geht es um soziale Entwicklung – genauer um die wirtschaftlichen Aktivitäten der Chinesen in Afrika. Die Bilder legen eine kaum bemerkte Etappe der Globalisierung offen: In Afrika ist das chinesische Zeitalter angebrochen. Das Handelsvolumen zwischen dem Reich der Mitte und Afrika hat sich von zehn Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf nahezu 70 Milliarden Dollar im Jahr 2007 gesteigert – ein Mehrfaches des aktuellen Handelsvolumens zwischen Frankreich und dem Kontinent. Chinesische Einwanderer siedeln sich an und arbeiten als Ingenieure, Bau- oder Fabrikarbeiter, Lebensmittelhändler oder Schneider. Die Neuankömmlinge haben den Sektor der Klein- und Mittelbetriebe belebt – gerade weil sie billiger und oftmals effizienter als westliche Unternehmen arbeiten, die gewisse Auflagen im Bereich der Menschenrechte reflektieren müssen. Die Bilder von Woods berichten über das chinesische Engagement in Afrika und erzählen so einiges über das zwischenmenschliche Verhältnis zwischen Afrikanern und Chinesen.
Zu sehen im CNA in Dudelange noch bis zum 31. Mai.
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