SinCityPics

Eine Ausstellung, die zeigt, wie visuelle Umweltverschmutzung im öffentlichen Raum fatalistisch hingenommen wird.

Vor etwas mehr als einem Jahr hat die Fondation de l’Architecture et de l’Ingénierie unter dem Motto SinCityPics zu einem Fotografiewettbewerb aufgerufen und als Ziel ausgegeben, die absonderlichen Seiten unseres urbanen Umfeldes zu dokumentieren. Das Ergebnis kann nun endlich, nachdem die Ausstellung bereits einmal kurzfristig verschoben worden ist, im Haus der Fondation begutachtet werden.

Die Beteiligung an diesem Wettbewerb war weniger rege, als man das vielleicht hätte erwarten können, ist doch heute vermeintlich jeder mit einem Fotoapparat ausgerüstet und ständig nahe am Objekt. Woran dies gelegen haben mag soll dahin gestellt sein, letztlich hatte die Jury aus rund 250 eingesandten Beiträgen die besten auszuwählen.

Die Idee, die hinter dem Wettbewerb steckt, ist auf die mangelnde Aufmerksamkeit hinzuweisen, mit der wir uns durch die öffentlichen Räume unserer Städte bewegen. Man sieht vielleicht, aber bemerkt nicht wirklich, was uns da zum Teil vor die Nase gesetzt wird, denn man ist Passant und geht vorüber. Und falls es doch zu einem kurz aufflackernden Protest kommt, ebbt dieser bereits hinter der nächsten Straßenecke wieder ab. Müll und Hundehaufen auf der Straße stören unser ästhetisches Empfinden, aber die visuelle Umweltverschmutzung wird fatalistisch hingenommen, liegt die Verantwortung dafür doch in der öffentlichen Hand.

Was die Teilnehmer nun zum Thema eingereicht haben, ist daher auch zwangsläufig nichts wirklich Neues. Wir haben das alles schon einmal gesehen.

Es ist den Kuratoren anzurechnen, dass sie sich nicht zu schade waren, auch die unsinnigsten Beiträge auszustellen und man stellt sich beim Betrachten die Frage, welche wohl die zwanzig Fotografien sind, die am Thema vorbei gingen und daher außer Konkurrenz liefen.

Sicher kann man zu diesem Thema mit der richtigen Begründung nahezu jedes Motiv als wettbewerbstauglich rechtfertigen, aber manche Fotografien sehen doch verdächtig so aus, als seien sie Schnappschüsse aus dem letzten Urlaub. Auf der anderen Seite hält man so natürlich die Teilnehmer bei der Stange und deren Zahl war – wie gesagt – gering genug.

Davon abgesehen gibt es aber auch durchaus einige sehenswerte Fotografien und das nicht nur unter den Preisträgern. Dabei stehen auf der einen Seite diejenigen, die uns schlicht das vor Augen halten, was wir so gerne übersehen, und auf der anderen die, die den Betrachter wach rütteln, in dem sie mit neuen Blickwinkeln Akzente setzen.

Stellvertretend für die erste Gruppe sei hier Claire Nothum genannt, die den zweiten Preis in der Altersklasse der bis 18-jährigen gewann. Ihrer Serie von drei Fotografien gab sie den Titel „Buyer be blind“ und als Betrachter fühlt man sich ertappt. So hässlich können Supermärkte sein, selbst wenn sie im Sonnenlicht erstrahlen, und im Grunde sind sie das immer – nur hat man sich inzwischen daran gewöhnt. Für die zweite Gruppe mag Christian Treinen stehen, der geschickt die Einöde einer Straßenlandschaft eingefangen hat, beleuchtet vom Licht der untergehenden Sonne, wofür er, ebenfalls in der Catégorie Jeunes, den dritten Preis bekam.

Beliebte Motive waren natürlich auch der Schilderwald mit all seinen Redundanzen, die immer in Haufen auftretenden Verteilerkästen oder die Eintönigkeit aus dem Boden gestampfter Wohnblöcke.

Es ist sicher sinnvoll deutlich mit dem Zeigefinger auf diese allgegenwärtigen Bausünden zu weisen, aber vielleicht sollte man etwas lauter sprechen.

Alles in allem eine nette Ausstellung mit einem hehren Motiv und einigen interessanten Arbeiten, allerdings fragt man sich, wer auf die Idee gekommen ist, die Aufnahmen der Preisträger auf halbtransparenten Bannern im Raum zu verteilen.

In der Fondation de l’Architecture et de l’Ingénierie, 1, rue de l’Aciérie, L-1112,Luxembourg.
Öffnungszeiten 10-13 Uhr (Di-Fr), 14-18 Uhr (Do+Fr), 11-15 Uhr (Sa).
www.sincitypics.lu


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