SALON 2010: Dumpf und unaufgeregt

Es scheint als ob die Inspiration der Kunstszene in Luxemburg flöten geht. Zumindest wenn man sich die Werke anschaut, die beim „Salon 2010“ des Cercle artistique de Luxembourg ausgestellt sind. Neben vorwiegend abstrakten Gemälden, die oft in dumpfen Farbtönen gehalten sind, findet sich kaum eine Malerei, eine Skulptur oder eine Installation, die im entferntesten Sinne politisch oder auch ein Stück weit aufgebracht ist. Im Gegenteil, bei der Besichtigung hat man das Gefühl sich in einem Möbelhaus zu befinden, in dem Gemälde vor allem farblich zur Wohnzimmergarnitur passen – mehr aber auch nicht. Es ist schade, denn eigentlich könnte der Cercle artistique, der ja mittlerweile auf eine über hundertjährige Tradition zurückblickt endlich auch einmal Maßstäbe in der Kunst setzen, zumindest aber in seiner Bewertung kritischer und rückhaltloser sein. Er könnte Tendenzen in der Kunst analysieren oder sie zumindest sichtbar machen. Dagegen wirkt nicht nur die Ausstellung etwas gesetzt, auch die CAL-Internetseite zeugt nicht von sehr viel Dynamik.

Natürlich ist es andererseits ein Glück, dass es eine Institution wie den Cercle gibt, die eine demokratische Plattform sein kann, auf der die unterschiedlichsten künstlerischen Auseinandersetzungen und Kunstgeschmäcker eine Bühne finden, und welche auch jungen Künstlern als Sprungbrett dienen kann. Überdehnt ist dann jedoch nur der Anspruch, der dem Cercle von offizieller Seite zugeschrieben wird und den er sich selbst auf die Fahne schreibt: Der „Salon“ als eine Art jährliches Top-Stelldichein, um jene zu bewundern, die es in die engere Auswahl geschafft haben. Dabei jedoch wird man manchmal das Gefühl nicht los, dass hier „Hobbykunst“ zum Maß aller Dinge erhoben wird. Statt als Garant für Qualität sollte von daher der „Salon“ eher als das angesehen werden, was er wohl ist – nämlich eine ganz normale Kunstmesse mit guten aber auch weniger guten Werken. Denn viele der ausgestellten Objekte im Salon 2010 sind vor allem eines: Dekorativ und auch nicht unbedingt innovativ. In anderen Worten: langweilig. Und was ist schlimmer als langweilige Kunst? Natürlich ist eine Bewertung über die Qualität von Kunst letztlich immer subjektiv. Aber ein Kriterium für Qualität ist doch auch, wenn ein Kunstwerk nicht nur gut gemacht ist – und vielleicht noch überrascht – zumindest sollte es etwas mitzuteilen haben. Und es erstaunt, dass viele Kunstwerke des „Salon 2010“ auch angesichts einer globalen Welt nicht wirklich viel zu sagen haben.

Somit ist die Aussage der Kulturministerin Octavie Modert im Vorwort des Ausstellungskataloges: „L’art aux formes complexes et aux couleurs multiples pousse les visiteurs à se questionner sur notre époque, ses problèmes et ses conflits“ kaum nachvollziehbar. Schwer verständlich ist auch die Wahl der Gewinnerin des diesjährigen Salon 2010: Die in Saarbrücken arbeitende Künstlerin Andrea Neumann erhielt den „Prix Werner“ für drei kleinformatige Leinwandbilder, auf die sie in dunklen, erdigen Eitempera-Farben Alltagsgegenstände wie Bücher angedeutet hat. Ihre Bilder wirken wie Entwürfe zu einem größeren noch nicht gemalten Bild.

42 Künstler und Künstlerinnen unterschiedlicher Nationalitäten waren dieses Jahr insgesamt beim Salon vertreten. Natürlich waren auch einige KünstlerInnen darunter die in ihrer Herangehensweise herausstachen wie etwa Luc Ewen mit seinen großformatigen Prints, die auf manipulierten Polaroidbildern basieren oder die bunte Fabelwelt eines Marc Bertemes sowie die schwarzen Tuschbilder einer Tamara Kapp. Von viel Hingabe zum Detail zeugten die Gravuren von Darstellungen verschiedener Samen- und Obsthülsen einer Danielle Grosbusch sowie die großformatigen organischen Holzelemente eines Gérard Claude. Dennoch verlässt man den „Salon 2010“ ohne wirklich nachhaltigen Eindruck. Aber vielleicht wird ja nächstes Jahr alles besser.


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