Es ist zugebenermaßen eher selten in dieser Spalte einen kurzen Nachruf zu veröffentlichen, doch die traurige Nachricht vom Tode des österreichischen Kabarettisten Georg Kreisler erzwingt diese Maßnahme sozusagen. Es scheint, als stürben die guten Geister der Kulturgeschichte quasi wöchentlich weg wie die Fliegen. Erst Degenhardt und nun Kreisler – gerade jetzt wo ihr Scharfsinn nötiger wäre denn je. Georg Kreisler wurde 1922 in Wien geboren, einer Stadt mit der er ein Leben lang Auseinandersetzungen führte, die er liebte und hasste, wie er es in seiner Ballade „Wie schön wäre Wien ohne Wiener“ einst besang. 1938 floh er vor der Judenverfolgung in die USA und lernte sein Handwerk als Musiker und Texter in Hollywood, unter anderem bei Charlie Chaplin. 1955 kehrte er nach Wien zurück und betätigte sich dort vor allem als Kabarettist in diversen Bars, später wurde er auch in Funk und Fernsehen bekannt. Doch in den 1960er Jahren zensierten ihn die meisten Medien wegen seiner zunehmend politischen Texte. Kreisler verließ Wien erneut und nach einigen Jahren im Berliner Exil, ließ er sich schließlich in der Schweiz nieder. 2010 erhielt er den Hölderlin-Preis für sein Lebenswerk und war bis vor kurzem noch auf Lesereise mit seinem 2009 erschienem Buch „Letzte Lieder“.
Um einen Einblick in Georg Kreislers Schaffen zu erhalten, empfehlen wir unter anderem das Doppel-Album „Everblacks“ erschienen bei Preiser.
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