GRUPPENAUSSTELLUNG: Kulturkarren

Schwarz sind gemeinhin Dinge, die ein Skeptiker im Zweifel nicht sehen will. Doch es geht auch anders. Unter dem Titel „Schwarz auf weiß“ präsentiert das Konschthaus beim Engel in Luxemburg Arbeiten von zwölf österreichischen Künstlern, die allesamt Mitglieder der Künstlergruppe Cart sind. Organisiert wurde die Ausstellung von der österreichischen Botschaft mit Unterstützung des hiesigen Kulturministeriums. Die Werke selbst sind dem Motto entsprechend wie auf das wesentliche reduziert und es hat sich kaum eine Farbe in die Ausstellungsstücke verirrt. So erstaunt es nicht, dass die meisten Arbeiten auf vergleichsweise einfachen Drucktechniken beruhen, wie dem Linolschnitt oder der Radierung. Zu sehen sind aber auch Gemälde, Seidenmalerei und Keramiken.

Die Künstlergruppe Cart stammt aus dem österreichischen Mühlviertel an der Grenze zu Bayern und Tschechien, einem der historischen „Viertel“ Oberösterreichs. Sie setzt sich dafür ein, die Bedeutung von Kultur und Kunst auch in ländlichen Regionen bewusst zu machen. Daher auch der Name, der sich zusammensetzt aus den englischen Begriffen „culture“ und „art“ und gleichzeitig auch für den Karren steht, auf den jeder springen kann, um sich kulturell und künstlerisch weiterzubilden. Ihr soziales und politisches Engagement zeigt sich auch in der Zusammenarbeit mit Künstlern aus Budweis und Krumau, die sie bereits vor der Öffnung des Eisernen Vorhangs pflegten und schlägt sich auch in einigen der im Konschthaus gezeigten Werke nieder. Besonders deutlich wird dies bei den ersten Arbeiten, die dem Besucher ins Auge fallen. In ihren Collagen beschäftigt sich die aus Ungarn stammende Ildiko Jell mit dem Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis und hofft auf betende Engel für beide Länder. Dabei nimmt sie scheinbar einen neutralen Standpunkt ein, wobei die Palästinenser allerdings mit ihren Kindern hinter Stacheldraht gefangen sind, wohingegen die Israelis als orthodoxe Juden dargestellt werden, die an der Klagemauer beten und von ihren Gebetsriemen gefesselt sind.

Am anderen Ende des weit gefächerten Spektrums stehen im krassen Gegensatz dazu einige Hühner, die Judith Maria Goetzloff in ihren Radierungen mit kalter Nadel festgehalten hat und die den Besucher mit der ihnen eigenen Befangenheit anstarren. Doch vielleicht gemahnen sie so auch an ihre Verwandten in den Legebatterien. Der verwendeten Technik wegen fällt Gabriele Atteneder mit ihren feinen Siebdrucken fast etwas aus dem Rahmen. Sie setzt damit Wortspiele um, die negative Gefühle mit „dahinter“ fehlenden positiven begründen. Als weiteres Beispiel mögen Peter Engl und Franz Kühtreiber dienen, die sich beide der Waldlandschaft angenommen haben. Doch trotz des gleichen verwendeten Verfahrens könnten die Ergebnisse kaum unterschiedlicher sein. Hier vergleichsweise fein, dort eher roh. Doch im Grunde wirken die Ergebnisse der verwendeten Drucktechniken doch immer eher archaisch und können kaum an den Detailreichtum heran reichen, den Kühtreiber etwa mit seinen Kreidezeichnungen erreicht. Doch gerade in dieser vermeintlichen Primitivität der Radierung, der Monotypie und des Linolschnitts liegt eine enorme Klarheit und vor allem Ruhe.

Bei der Eröffnung der Ausstellung betonte der selbst aus dem Mühlviertel stammende österreichische Botschafter, dass dort Kreativität und Schaffenskraft aus der Stille erwachsen, vielleicht ist hierin der Grund dafür zu suchen, dass sämtliche präsentierten Werke durch ihre Konzentration auf das Wesentliche – zum Teil auch bis zur Abstraktion – bestechen. Das was hier schwarz auf weiß vorliegt ist wirklich sehenswert.


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