Kritik an der Rentenreform der Regierung hat man schon viel gehört, dafür aber wenig Gegenvorschläge. Laurent Kneip, Diplom-Kaufmann und seit 17 Jahren politisch aktiv, hat am vergangenen Freitag eine Art Mod’ für die Rentenreform vorgestellt – so nennt man modifizierte Versionen im Computerspiel-Jargon. Seine Kritik am Reformvorhaben ist zum Teil geprägt von liberalen ökonomischen Modellen, wenn er vor der „versteckten Schuld“ warnt und die Kapitaldeckung verteidigt. Die Kritik an der Wachstumshypothese von drei Prozent wurde auch schon von den Grünen vorgetragen, wird von ihm aber detaillierter argumentiert, ohne völlig zu überzeugen. Kneips 46-seitige Studie, online auf der RTL-News-Seite einsehbar, enthält auch viel Detailkritik an „Ungereimtheiten“ und „Schlampereien“. Am interessantesten sind seine Gegenvorschläge: Grundsätzlich ist er dafür, die Renten stärker und schneller abzusenken, dies aber über den proportionalen Anteil zu erreichen. Im Sinne der sozialen Gerechtigkeit soll dafür, noch stärker als beim Regierungsvorschlag, der fixe Anteil erhöht werden. Im Prinzip spricht sich Kneip auch für Beitragserhöhungen aus, bezweifelt aber, dass es hierfür große Spielräume gibt. Schließlich schlägt er noch vor, die Beitragsobergrenze auf den achtfachen Mindestlohn zu erhöhen, bei nur langsam, weil degressiv ansteigenden zusätzlichen Rentenansprüchen – eine Idee, die die Gewerkschaften interessieren könnte. Alles in allem ist die Mod’ in einem sehr sozialdemokratischen Geist verfasst. Kein Wunder, ist Laurent Kneip doch LSAP-Mitglied … wie der zuständige Minister, der sich trotzdem kaum über den Diskussionsbeitrag des Freischärlers freuen dürfte.
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